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AutorenbildKerstin Wilkens

Explosion der Service-Batterien (oder eine Aufgabe kommt selten allein)


Wir übernahmen unsere Soulshine im Oktober 2020. Wir planten zu der Zeit unsere Sachen von dem alten Schiff auf das neue Schiff umzuziehen. Das schöne war ja, dass es nahezu genau gegenüber der Soulshine lag und so der Umzugsweg recht kurz war. Wir wollten ja so schnell als möglich die Soulshine in Besitz nehmen.

Wir kamen damals im Hafen an und haben als erstes auf der Soulshine das Stromkabel angeschlossen und die Hauptschalter eingeschaltet. Anschließend sind wir Lebensmittel einkaufen gefahren und anschließend gab es Abendessen im Restaurant. Danach war es so spät, dass wir den Einzug ins neue Schiff auf den kommenden Morgen verschoben haben und noch auf dem alten Schiff blieben.


Am kommenden Morgen dann die Überraschung auf der Soulshine. Schon beim Öffnen der Tür schlug uns der Schwefelgeruch in die Nase. Im Motorraum zeigte sich dann der Grund für den fauligen Gestank in Form von zwei explodierten Versorgerbatterien. Die Reste der Schwefelsäure in den Batterien kochte noch in den beiden aufgeplatzten 180AH Batterien vor sich hin. Man hatte anstelle von geeigneten Versorgerbatterien „normale“ Starter-Batterien eingebaut und diese vertragen auf Dauer keine tiefe und gleichmäßige Entladung, sondern sind für die kurzzeitige schnelle Entladung wie z.B. für den Starten eines Motors ausgelegt. Nutze ich Starter-Batterien als Service-Batterien so kommt es zur vermehrten Ablagerung von Bleischlamm und in der Folge zum Zellenschluss. Das schien bei beiden Batterien passiert zu sein. Für die Batterien ein kapitaler Schaden. Neben der Sauerei durch die ausgelaufene Batteriesäuresäure, die glücklicherweise zum großen Teil im Batteriefach geblieben ist, hatten wir nun das Problem, dass keine 12V für die Bordversorgung zur Verfügung stand. Somit mussten wir den Umzug auf die Soulshine erst einmal verschieben.



Eine Lösung musste her. Also habe ich überlegt, was wir tun können. Zuallererst musste eine geeignete Batterie her. Ich war nicht bereit eine kurzfristige Lösung „hinzupfuschen“. Ich wollte erst einmal eine Batterie beschaffen, die anschließend im Schiff als eine der Versorgerbatterien ihren Dienst tun sollte. Mein Plan war es mittelfristig eine ca. 400 bis 500AH Batteriebank zu installieren. Also sind wir los in den Marineshop und haben uns informiert was verfügbar war. Eine passende und handhabbare Batterie war eine Victron AGM Batterie mit 110AH. Diese wurde gekauft und aufs Schiff geschafft. Drei weitere der gleichen Sorte wurden bestellt und einige Tage später aufs Schiff geliefert. Die Batteriebank hatte somit eine Kapazität von 440AH.


Die Batterie, die wir gekauft hatten, habe ich kurzfristig zur Sicherstellung der 12V Versorgung installiert. Der vollständige Ausbau der Versorgerbatteriebank war eigentlich erst für die Zeit nach dem Verkauf des alten Schiffs vorgesehen. Die Kasse war nach dem schnellen Kauf der Soulshine ziemlich leer. Aber es gibt ja Zwänge …


Ein Betrieb einer AGM-Batterie über ein halbes Jahr, die anschließend im Verbund mit drei weiteren Batterien in einer Batteriebank arbeiten soll, ist keine gute Idee. Man sollte nur gleich alte, gleiches Fabrikat und Leistung miteinander kombinieren. Idealerweise sogar Batterien aus der gleichen Produktionscharge verwenden, da die Schwächste in der Reihe immer den gesamten Verbund belastet und zu einem früheren Lebensende der gesamten Bank führen kann. Also wurden die drei weiteren Victron AGM 110AH Batterien bestellt und sollten schnellstmöglich zusammengeschaltet werden.


Eine weitere „Kleinigkeit“, die es beim Aufbau einer Batteriebank zu beachten gilt, sind die Kabel, mit denen die Batterien untereinander verbunden werden. Sie müssen exakt gleich lang und passend dick sein. Ansonsten kommt es zu einer ungleichen Ladung und Entladung der einzelnen Batterien und somit wieder zum frühzeitigen Ableben der gesamten Batteriebank. Diese Kabel habe ich beim lokalen Service in der Marina gegen Einwurf kleiner Münzen (in großer Menge 😉 ) beauftragt.

Nun war allerdings in der Soulshine ein altes Batterieladegerät verbaut. Dieses war nicht für die Ladung von AGM Batterien ausgelegt (Ladekennlinie und so). Wenn man lange Freude an AGM Batterien haben möchte, so ist es notwendig oder mindestens sinnvoll ein passendes Lagegerät zu benutzen. Ich habe eine Weile recherchiert und kam zu der Erkenntnis, dass für eine Batteriebank von 440AH ein Ladegerät mit einem Ladestrom von etwas mehr als 100A verwendet werden sollte. AGM Batterien sollten/können mit ca. 25% der Kapazität geladen werden.


Nun hätte ich einfach ein passendes Ladegerät kaufen können und gut, aber

… Leider zu einfach gedacht…


Wir hatten schon zuvor beschlossen, dass wir eine 230V Stromversorgung an Bord haben wollen, ohne jedes Mal den Generator anwerfen zu müssen. Wir hatten schon auf einem der vorherigen Schiffe den Luxus eines Wechselrichters genossen und wollten unbedingt einen an Bord der Soulshine. Jetzt macht es in meinen Augen Sinn ein entsprechendes Kombi-Gerät aus Ladegerät und Wechselrichter zu installieren. Sie sind preiswerter und auch leichter zu installieren. Nachdem ich den Haushalts- und Finanzvorstand (Kerstin) überzeugt hatte, wurde der Victron Multiplus 12/3000-120 ausgewählt. Dieses Gerät lädt die Batterien mit bis zu 120A und stellt im Bedarfsfalle ca. 3000W bei 230V zur Verfügung. Top-Gerät aber teuer. Nun ja - soll ja für länger sein, also eine Investition für die Zukunft.


Man könnte denken, dass es mit der Installation der neuen Ladetechnik nun genug sei, aber leider nicht …


Bei der Reinigung und Vorbereitung des Installationsortes für die neuen Batterien fiel auf, dass direkt hinter den Batterien in einer Nische der Warmwasser-Boiler verbaut war. Dieser war leider in einem denkbar schlechten Zustand. Er war ziemlich verrostet und hatte das Ende seiner Lebenszeit erreicht. Er hätte vielleicht noch eine Saison oder so durchgehalten, aber da zum Austausch des Boilers die Batterien wieder deinstalliert hätten werden müssen, habe ich entschieden auch den Warmwasserboiler gleich auch noch zu erneuern.


So habe ich alle Teile bestellt und die alte Konstruktion für die Service-Batterien entfernt. Danach an der hinteren Wand des Motorraums Platz für den Inverter und die Verkabelung geschaffen. Anschließend habe ich den alten Boiler ausgebaut und von Bord geschafft. Das alte Teil war superschwer und rostig, fiel fast auseinander beim Herausheben. Gut, dass wir entschieden habe ihn jetzt schon auszutauschen. Wäre er bei einer der Fahrten undicht geworden, hätte die Wasserpumpe im schlimmsten Falle 600 Liter Frischwasser in die Bilge gepumpt. Also eine gute Entscheidung.


Beim Ausbau des alten Boilers ist allerdings das Kühlwasser des Backbord-Motors in die Bilge gelaufen. Ich konnte den Fluss nicht rechtzeitig stoppen, da ich die Kühlwasserschläuche zwar abgeklemmt hatte, aber wohl nicht dicht genug. Mit einem beherzten Schnitt habe ich die Schläuche mit dem Cuttermesser durchtrennt, da ein Lösen der Schlauchschellen nicht möglich war. Damit nahm das Unheil seinen Lauf. Dunkles, blaubraunes Kühlwasser schoss aus dem Schnitt spritzend über die Bodenbretter in die Bilge. Was für ein Schei…! Die Brühe wollte ich natürlich nicht per Bilgepumpe in die Adria befördern. Also per Schöpfkelle, Schwamm und Zewa alles schön aufnehmen und an Land im Altöl- und Abfall-Container entsorgen. Man hat ja auch sonst nichts anderes zu tun. Gut, dass Kerstin nicht da war, die Flüche hätten ihr sicherlich nicht gefallen.


Nachdem der Boiler eingebaut war, stellte ich fest, dass die vorhandenen Frischwasser-Schläuche und die Schlauchtüllen nicht passten. Durch den fehlenden Boiler hatten wir natürlich auch kein fließendes Wasser an Bord. Wie gut, dass das alte Schiff noch bewohnbar war und zur Verfügung stand. Da es in der Nähe hier keinen passenden Schlauch gab, wir kannten zu der Zeit noch nicht alle Möglichkeiten in der Nähe, fuhren Kerstin und ich nach Split ins Bauhaus. Ein Paradies für Handwerker. Hier bekam ich die Tüllen und die Schläuche. Natürlich auch weiteren Kram, den man braucht oder auch nicht.😉

Mit den Schläuchen und Tüllen konnte ich die Installation des Boilers fertigstellen. Leider leckte der Druckbehälter, aber das ist eine andere Story. ☹

Der Kühler des Motors musste natürlich auch wieder aufgefüllt werden. Glücklicherweise habe ich die richtige Kühlerflüssigkeit verwendet. Es gibt wohl rote und blaue. Ich hatte blaue und die war wohl auch schon drin. Mischen soll man lieber nicht. Zufällig hatte ich das in diesem Falle richtig gemacht. 😊


Die Batterien und der Wechselrichter wurden ein wenig später in die Marina geliefert. Der Mitarbeiter des Marineshops teilte mir beiläufig mit, dass wenn ich Gewährleistung auf die Batterien haben möchte, müsste ich auch nachweisen, dass die Batterien korrekt behandelt wurden. Das ginge nur mit einem Batterie-Monitor. So ein Gerät wollte ich so oder so haben, aber natürlich nicht bei klammer Kasse. Es machte mittlerweile auch nichts mehr aus. Also die Anschaffung des Victron BM312 mit Bluetooth und allem Schnick und Schnack getätigt und beim Einbau der Batterien mit angeschlossen.


Die Installation des Wechselrichters war recht problemlos, wenn man davon absieht, dass recht dicke Kabel mit entsprechenden Kabelschuhen zu versehen sind. Eine Crimpzange für Kabel zwischen 10 und 100mm² war leider auch im Bauhaus in Split nicht zu bekommen. Also habe ich die Kabel beim Service in der Marina machen lassen. Eine entsprechende hydraulische Zange habe ich dann bei Amazon bestellt und nach Hause liefern lassen. Für die kommenden Verkabelungsarbeiten eine richtige Entscheidung.

Fazit:

Eine kleine und einfache Reparatur ist immer einen abgerissenen Schraubenkopf vom Desaster entfernt!


In unserem Falle wurde aus einer einfachen Reparatur einer Versorgungsbatterie:


- Kauf und Installation von vier AGM Batterien - Kauf von passenden Kabeln - Austausch eines Barmwasserboilers, inkl. Schläuchen und Anschlüssen - Wechsel des Kühlwassers im Backbord-Motor - Reinigung und Trocknung der Bilge - Kauf und Installation eines Wechselrichters mit Ladefunktion - Kauf und Installation eines Batteriemonitors


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