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AutorenbildKerstin Wilkens

Glück!


Das ist die einzig passende Überschrift für das was ich gerade fühle. Ich bin seit Tagen einfach nur unsagbar glücklich und dankbar, dass wir uns diese Zeit an Bord wahr gemacht haben.

Morgens werden wir oft davon geweckt, dass das die Spiegelung der Sonne auf dem Wasser auf unsere Kajütendecke reflektiert. Das lässt uns oft schon sehr früh aus den Federn springen. Obwohl Federn eigentlich nicht richtig ist - wir schlafen nur unter Laken, weil es auch nachts oft noch so warm ist, dass Decken und Kleidung überflüssig sind. Dann geht zum Schwimmen ins Wasser. Was für ein Glück, einfach aus dem Bett zu steigen und ins kühle (25° C) Nass zu hüpfen. Ich fahre oft noch eine Runde SUP (stand-up-paddle-bord) und erkunde unsere Bucht.

Heute habe ich an Land eine Bäckerei gefunden. Also zurück an Bord, etwas über den Badeanzug gezogen, dry-pack und Geld und - fast vergessen - Schuhe geholt. Dann bin ich mit dem SUP an Land gefahren, habe unfassbar gute Croissants gekauft und wieder zurück.


Das Schöne am Reisen auf diese Art ist, dass man nie weiß, was einen erwartet. Normalerweise gibt es KEIN Brot oder Croissant zum Frühstück, sondern - weil immer verfügbar - Müsli. Umso mehr freuen wir uns über solche Gelegenheiten.

Und schon habe ich auch meinen Mann glücklich gemacht, der schon in der ersten Telefonkonferenz sitzt. Weil alle anderen Boote weit genug von uns entfernt sind um nicht belästigt zu werden, kann die Konferenz auf Deck im Schatten stattfinden. Nach dem köstlichen Frühstück mit Cappuccino und Croissants im noch lauen Lüftchen verschwinde auch ich im Boat-Office. Bei mir ist das unter Deck, weil ich Fotos bearbeite oder sichte, dafür sind die Sonnenstrahlen doch eher kontraproduktiv.


Nach ein paar Stunden konzentrierten Arbeitens treffen wir uns zum Mittagessen an Deck. Reste von gestern, ein Brot mit Käse - nichts besonderes - keiner hatte Zeit etwas vorzubereiten.


Was wir um uns herum sehen hat 2 Seiten. Einerseits eine gnadenlos schöne Landschaft mit hohen Bergen, einer kleinen Stadt, einer Ruine auf dem Berg, viel Wald und Gebüsch. In der Bucht liegen 6 Boote vor Anker, weit voneinander entfernt, jeder in seiner eigenen Wirklichkeit. Und dann sind in all dieser Idylle 3 große Kreuzfahrtschiffe, wovon eines seit Stunden den Generator laufen hat und erstens die Ruhe stört und zweitens Abgase in diese schöne Landschaft pustet.

Kann ich mich jetzt drüber aufregen, aber wir hätten auch die Wahl wieder zu fahren.

Ich hoffe, die Leute auf diesen Schiffen können ihre Reise genießen - ich hätte ein gnadenlos schlechtes Gewissen. Und ich merke, dass sie mir eigentlich auch ein wenig leid tun. Ich gehe mal davon aus, dass sie sich schon irgendwie darüber im Klaren sind, welche Umweltsünden da begangen werden. Und das muss man dann ja mal wegdrücken. Aber sie haben mit mehreren tausend Menschen ein Boot gemeinsam, dass nach einem ganz klaren Zeitplan an- und abfährt. Nichts ist spontan, alles vorausgeplant. Sie können nicht wie wir spontan entscheiden zu bleiben oder weiter zu fahren. Sie werden auch heute Abend nicht wie wir in einem kleinen Lokal den lauen Sommerabend genießen. Okay, sie werden auch toll essen und eine schöne Abendunterhaltung haben. Und immerhin kann ja jeder selbst wählen, was für ihn schön ist.


Mir wird bei alldem aber klar, was für ein Glück ich habe, meinen Tagesablauf weitgehend selbst bestimmen zu können. Morgens ins Meer zu springen - gerne auch nackt - und nicht mit zig Menschen in einen chlorhaltigen Pool. Zwischendurch irgendwann irgendwas zu essen, ungeschminkt und nicht korrekt gekleidet. (Ihr möchtet nicht wissen, wie ich hier gerade sitze).


Ich fühle mich frei und ungezwungen. Das ist genau so wie ich leben möchte. Morgen geht es weiter an einen unbekannten Ort, eine andere Bucht. Mal sehen was es dort zu erleben gibt. Aber zuvor haben wir noch eine Abendverabredung mit einem anderen Paar, das im Sommer auf ihrem Boot lebt. Wir haben sie vor ein paar Tagen kennengelernt und uns in dieser Bucht erfreulicherweise wiedergesehen. Kontaktdaten sind ausgetauscht, weil die Reiserouten ähnlich sind und wir uns mögen

So haben wir immer wieder temporäre Freundschaften, die entstehen - manche dauern länger und manche sind für einen Abend wunderbar.


So ist das Leben an Bord wunderbar vielfältig und kein Tag gleicht dem anderen.

WELCH EIN GLÜCK!





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