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Teil 2: 3-monatige Tour auf der Soulshine Hier geht es zu Teil 1


Nachdem wir Kefalonia verlassen hatten, sind wir Mitte Juni weiter nach Süden nach Zakynthos gefahren. Diese Insel ist bekannt für eine „Schiffswrack-Bucht“, blue caves (die es gefühlt an fast jeder Insel gibt) und eine Schildkrötenbucht. Die Bucht mit dem Schiffswrack interessiert uns nicht besonders, ist aber eine Riesen-Attraktion für Touristen und wird täglich mehrfach mit Booten angefahren. Aussteigen ist nicht mehr erlaubt – es fallen immer wieder Steine von oben in die Bucht. Blue caves sind immer schön und Schildkröten erst recht. Unser erster Ankerplatz ist Agios Nikolaos im Norden. Weil es sehr windig und wellig ist als wir ankommen, entscheiden wir uns für einen Platz an der Ankerboje. Ein Marinero mit Boot kommt und hilft uns festzumachen mit 2 Leinen an der Boje und zusätzlichem Anker. Das sollte uns doch gut an Ort und Stelle halten.

Das Städtchen besteht aus ein paar Restaurants und Bars und 2 Minimärkten. Insgesamt nicht sehr aufregend. Leider sind die blue caves für eine Beiboot-Tour zu weit weg, sodass ich mir am nächsten Tag ein kleines Boot miete und zu einer Foto Tour dorthin aufbreche. Thorsten sitzt am Schreibtisch und kann mich leider nicht begleiten. Die Schiffsführerin versteht was ich möchte: nicht schwimmen, sondern Fotos machen. Sie fährt mit mir in enge Höhlen, durch Bögen, in geheime Eingänge, die ich so nicht gefunden hätte. Ich mache eine Menge Fotos und bin wieder einmal beeindruckt von den Farben von Gestein und Meer.




Nach 2 Tagen geht es weiter nach Süden. In knapp 3 Stunden ruhiger Fahrt erreichen wir die Lagana Bucht gegenüber der

Schildkröteninsel. Diese Insel heißt so, weil sie die Form einer Schildkröte hat und es dort welche zu beobachten gibt. Ob die sich aber wirklich blicken lassen bei den vielen Touristen, die da tagtäglich hinfahren??? Wir liegen in einer weiten Bucht im Naturschutzgebiet etwas entfernt vom kleinen Dorf Keri und genießen die Abwesenheit von Charterschiffen. Scheinbar ist der Süden von Zakynthos zu weit von den Charterbasen entfernt, so unsere Interpretation. Welch ein Ruhe! Und auch eine Schildkröte lässt sich am gleichen Abend blicken. Hohe Felsen auf der einen Seite und die Schildkröteninsel in gebührender Entfernung auf der andern, das ist unsere Aussicht für die nächsten paar Tage. Dazu durchsichtiges Wasser, das einen Blick bis auf den Meeresgrund erlaubt und ab und zu taucht eine Schildkröte auf. Wie schön!


Wir verbringen hier 5 Tage und genießen die Abwesenheit von viel Wind und vielen Menschen. Das Dorf gibt nicht viel her, aber wir können uns dort für die nächsten Tage verpflegen.



Am Wochenende geht’s weiter Richtung Festland. 7 Stunden Fahrt liegen vor uns, das Wetter ist günstig. Samstag morgens um kurz vor 8 Uhr fahren wir los. Gefrühstückt wird während der Fahrt. 7 Stunden Fahrt, die wir mit Lesen, Hörbuch hören, einfach nur gucken und snacken füllen. Ich persönlich kann stundenlang aufs Meer gucken, ohne dass mir langweilig wird. Die Wasseroberfläche und -farbe ändert sich immer wieder. Ohne besondere Vorkommnisse landen wir in Patras und machen in einer kleinen Marina fest. Wir wollen ein paar Dinge im Marinashop und einem größeren Supermarkt besorgen. Wieder mal freue ich mich, dass wir nicht wie so viele andere Wasser kaufen, schleppen und die Plastikflaschen entsorgen müssen. Was für eine Bereicherung doch unser Wassermacher ist.


Festgemacht an einem Kai bedeutet auch meistens, dass man irgendwo einen Wasserschlauch anschließen kann und wir unser völlig salzverkrustetes Boot waschen können. Außerdem gibt es Strom und wir können alle unsere Geräte mal vollständig aufladen. Wir bestellen einen Tankwagen und füllen unsere Dieseltanks. Das ist jedesmal eine teure Angelegenheit, ein definitiver Nachteil eines Motorboots.

Es gibt in der Stadt einen Waschsalon, also mache ich mich auf und erledige innerhalb von 3 Stunden unsere Wäsche, inklusive Gesprächen mit anderen Gästen des Waschsalons und mehreren Cappuccinos in der Wartezeit.


Ein paar Schiffe weiter liegt das Segelboot Chnupf und wir lernen die Crew Iwan und Annamaria kennen, mit denen wir einen schönen Abend verbringen und das Bootsleben diskutieren. Die beiden leben jährlich 9 Monate auf ihrem Boot und verbringen den Winter arbeitend in der Schweiz. Es gibt immer wieder neue Modelle, wie Menschen sich ihr Leben gestalten. Wer (noch) Geld verdienen muss, muss erfinderisch sein, um diesen Lebensstil leben zu können. Iwan und Annamaria haben ihr Modell gefunden und sind glücklich damit.


Weiter geht’s in den Golf von Korinth. Als erstes passieren wir die schöne Brücke Rio-Andirrio, die das Festland mit der Peloponnes verbindet. Eine, wie ich finde, architektonische Meisterleistung, die von allen Seiten wunderschön aussieht. Ich mache sehr viele Fotos. Zum Passieren dieser Brücke muss man sich über Funk anmelden und bekommt gesagt, wann und wo man dann durchfahren kann. Dadurch wird der Verkehr unter der Brücke geregelt, weil dort viel los ist mit einer querenden Fähre und viel Berufsschifffahrt.

Die nächste Station ist Triziona, eine Mini-Insel im Golf von Korinth. Wir ankern vor einem kleinen nie fertig gestellten Hafen. Ab nächsten Mittag ist viel Wind angesagt, sodass wir morgens in den Hafen fahren und uns dort gut festmachen. Eine gute Entscheidung, wie sich zeigt, weil der Wind nachmittags ganz ordentlich bläst. Auch die Chnupf ist inzwischen hier angekommen. Auf dieser Insel gibt es 7 Restaurants und ein Souvenirlädchen und ein paar Hotels. Will man einkaufen, muss man mit einer kleinen Personenfähre aufs Festland fahren. Alles, was gebraucht wird, wird mit dieser kleinen Fähre zur Insel transportiert. Sehr interessant zu beobachten ist, auf welche Art und Weise die Lieferungen abgeholt werden. Da werden Schubkarren, Sackkarren und alles, was Räder hat zum Transport benutzt. Nur Autos sieht man keine. In dem kleinen Dörfchen ist eine schöne, beschauliche Atmosphäre. Im Hafen, der ja nicht fertig ist und demnach auch nichts kostet und weder Strom noch Wasser bietet, liegen einige Langzeitlieger. Es ist auf jeden Fall eine kostengünstige und hübsche Alternative sicher zu liegen. Oder auch mal sein Boot abzustellen, um anderweitig unterwegs zu sein. Wir sehen einige unbewohnte Boote, manche scheinbar seit vielen Jahren verlassen.


Unser nächster Stopp im Golf von Korinth ist Galaxidi. Wir machen am Stadtkai fest und auch die Chnupf kommt hierhin und legt direkt hinter uns an. Ein weiteres Segelboot kommt – das haben wir doch auch in Triziona schon gesehen?? Die blue pearl mit Stefan und Carola an Bord machen neben uns fest. 3 deutschsprachige Boote auf einem Fleck – das gibt einen gemeinsamen sundowner-Abend bei uns an Deck. Wir lernen viel über Angeln und tauschen uns über unser (Boots-)Leben aus. Carola und Stefan leben schon 7 Jahre an Bord ihres Schiffes und sind auch schon um die Welt gesegelt. Da gibt es viel zu erzählend, viele Erfahrungen und Geschichten werden ausgetauscht.


Am nächsten Tag fahren wir zu viert nach Delphi, das Orakel besuchen. Das Beste ist ein gut gemachtes Museum, in dem viele Fundstücke zu bestaunen sind. Die Ausgrabungsstätte an sich hat uns nicht soo begeistert. Vielleicht haben wir auch schon zu viel gesehen… Aber zu wissen, dass wir hier an Originalschauplätzen der Geschichte stehen, ist schon sehr faszinierend.


Unsere nächste Fahrt gibt uns einen kleinen Vorgeschmack auf das, was in den kommenden Wochen unser stetiger Begleiter ist. Die Wettervorhersage sagt, dass im Golf von Korinth bis zum Abend wenig Wind ist, der dann etwas auffrischt. Wir wollen 3 Stunden fahren und in einer Bucht ankern. Unterwegs nimmt der Wind stetig zu, sodass wir diese Pläne nicht weiterverfolgen. Bei 5 Windstärken wollen wir gerne geschützter liegen und fahren daher bis nach Korinth durch. Dort liegen wir in einem (verlassenen?) Hafenbecken hinter schützenden Mauern. Es wackelt zwar etwas, aber der Anker hält gut und wir fühlen uns hier sicher. Auch die blue pearl und Chnupf kommen später an und gehen in den kleinen Hafen neben uns. Gute Nachrichten: Stefan hat einen Thunfisch gefangen und wir werden zum Essen eingeladen. So verbringen 3 Crews einen weiteren sehr schönen Abend zusammen in deren Verlauf es eine weitere „Fortbildung“ zum Thema „Thunfisch fangen und filetieren“ gibt. Wer will kann beim Filetieren helfen, die anderen bereiten die Beilagen vor und decken den Tisch. Es wird ein langer Abend mit sehr leckerem Essen, viel Ouzo, Wein, Bier und weiteren Geschichten. So kann man dieses Leben wirklich genießen.

Alle planen in den nächsten Tagen durch den Kanal von Korinth zu fahren und sind ein wenig aufgeregt.


Die Durchfahrt des Kanals von Korinth muss bezahlt und per Funk angemeldet werden. Der Kanal ist eine Einbahnstraße, der Verkehr wird von einer Zentrale geregelt. Er ist 6,3 km lang und nur 24 m breit bei einer Höhe von bis zu 83 Metern. Dieser Kanal wurde 1893 eröffnet und machte damit die Peloponnes zu einer Insel. Einige Brücken überqueren ihn, auf einer von ihnen kann man Bungeejumping machen. Der Kanal ist eine deutliche Abkürzung der Strecke, die sonst um die ganze Peloponnes herumführt, um vom ionischen Meer in die Ägäis zu kommen.



Morgens machen sich die Blue pearl und wir mit unserer Soulshine auf den Weg zum Kanaleingang und melden uns per Funk zur Durchfahrt an. Wir werden gebeten zu warten. Es dauert mehr als 1 Stunde, die wir vor dem Eingang herumdümpeln. Immer mehr Schiffe kommen heraus. Irgendwann ist es dann so weit. Die Zentrale gibt die Reihenfolge durch, in der wir die Durchfahrt machen sollen. Inzwischen sind bestimmt 10 Boote in Warteposition, die sich entsprechend sortieren und nacheinander in den Kanal einfahren. Die Durchfahrt ist beeindruckend! So hohe Wände – wie haben sie die im 19. Jahrhundert hergestellt? Wir sind beeindruckt, während der 40 Minuten, die diese Fahrt dauert. Eine sehr ungewöhnliche Wasserstraße, die dem Kapitän viel Konzentration abverlangt und uns wieder viele, viele Fotos beschert und ein unvergessliches Erlebnis.

Auf der Weiterfahrt zu unserem Ziel Korfos sehen wir plötzlich Thunfische springen. Motiviert durch Stefans Fang und Anleitung, wirft Thorsten unsere Angel aus und wir nehmen uns die Zeit ein paar Kreise zu fahren, um auch einen Thunfisch zu fangen. Doch leider bleibt das Anglerglück aus und wir fahren weiter bis in unsere nächste geschützte Bucht bei Korfos. Auch die Blue pearl ankert hier. Wir bleiben hier 3 Tage. Im Örtchen gibt es 2 Minimärkte und ein paar Restaurants und einen erstaunlich gut sortierten Marine-Shop. Wir können unsere Vorräte hier aufstocken und verbringen ruhige Tage vor Anker. Mit Stefan und Carola haben wir einen weiteren schönen Abend mit Sundowner am kleinen Hotelstrand. Lebensgeschichten werden ausgetauscht und Zukunftspläne erörtert.

Schön Menschen zu finden, mit denen man einfach stundenlang zusammensitzen und reden kann. Mal sehen, wie sich diese beginnende Freundschaft weiterentwickelt und wann wir uns wieder treffen, denn unsere Pläne für die nächsten Wochen unterscheiden sich. Wir müssen weiter, die beiden haben alle Zeit der Welt, weil es kein Ende ihrer Langfahrt gibt. Was für eine schöne Perspektive.


Langfahrer und Liveabords zeichnet eine Eigenschaft besonders aus. Sie sind meistens sehr entspannt. Für uns geht kein 2-wöchiger Segelurlaub zu Ende und wir müssen auch nicht noch soo viel sehen. Wir leben hier auf unserem Boot und haben viel Zeit alles in Ruhe zu erkunden. So können wir uns auch immer wieder Zeit lassen, wenn uns eine Bucht gut gefällt und entscheiden erst später weiterzufahren. Oder wir kommen nochmal wieder. Wer wie Stefan und Carola keinen „Heimathafen“ hat, kann auch einfach weiterziehen.


Jetzt noch etwas Werbung in eigener Sache. Ich habe einen Online-Shop eröffnet und einige meiner Bilder können hier in verschiedenen Größen und Qualitäten bestellt werden. Schaut doch einfach mal vorbei: https://www.pictrs.com/kerstin_wilkens?l=de




Wir sind jetzt seit einigen Wochen auf unserer 3-monatigen Tour unterwegs und erleben täglich spannende Dinge, wie das Orakel von Delphi zu besuchen oder durch den Kanal von Korinth zu fahren. Heute möchte ich euch aber einen ganz „normalen“ Tag erzählen. Voller überraschender Momente …


Vor ein paar Tagen lagen wir in einem winzigen Hafen in Galaxidi im Golf von Korinth. Sehr beschaulich und zusammen mit zwei anderen Paaren, die auch

liveabords sind. Alle 3 Schiffe wollen Richtung Kanal von Korinth, da die anderen beiden aber Segler sind, haben sie andere Pläne, wegen Wind und Welle. So verabschieden wir uns abends und denken, dass wir uns vermutlich jenseits des Kanals nochmal wieder sehen werden.


Wir als Motorbootfahrer gucken immer, dass die Wellen nicht hoch sind, wenn wir fahren und planen eine ca. 3-stündige Fahrt. Wind und Welle sollen fast nicht vorhanden sein – optimale Bedingungen für uns. Wir wollen in Ruhe frühstücken und dann alles vorbereiten und fahren, um später vor Anker zu liegen. Soweit der Plan …


Morgens früh, so gegen 7.00 Uhr fahren die ersten Segler aus dem Hafen ab. Auch unsere Freunde starten Richtung Osten. Irgendwie haben wir das Gefühl, wir sollten auch fahren und während der Fahrt frühstücken (bei uns gibt es dann Müsli). Herdentrieb halt 😉 Wir bereiten das Boot vor auf eine entspannte Fahrt mit anschließendem ankern. D. h. die Leinen werden verstaut (braucht man beim Ankern nicht), die Fenster geschlossen – kein Wind, keine Welle sind angesagt, also bleiben 2 Fenster offen, damit man unten noch atmen kann.  Wir lösen unsere Leinen und los geht’s. 

Nach 30 Minuten Fahrt fängt es an zu schaukeln. Wir „müssen nur noch aus der Bucht raus, dann wird es besser“ - wird es aber nicht. Es gibt Wellen und später auch Wind, und nicht nur eine Brise. Die Segler freuts, wir schaukeln übers Meer und so manche Welle geht über Bord. Mist, die Fenster!!! Ich gehe runter, schließe die Fenster und hebe schon mal das ein oder andere auf was nicht gut weggeräumt war (es sollten ja keine Wellen kommen). Alles kein Drama.


Als wir uns „unserer“ Ankerbucht nähern, sind auch dort schöne Wellen zu sehen, die den Badenden am Strand viel Spaß bereiten. Ankern möchten wir hier nicht. Also weiterfahren, aber wohin? In diesem Abschnitt des Golfs von Korinth gibt es so

gut wie keine Buchten oder Inseln wo man geschützt liegen könnten. Kurze Beratung der Crew und schon haben wir das gleiche Ziel wie unsere Segel-Freunde – den Hafen von Korinth.


Als wir den Kurs ändern, frischt der Wind so richtig auf und die Wellen kommen von der Seite. Sehr unangenehm und wir wissen, dass unten die Dinge, die nicht gut verstaut sind in Bewegung geraten. So

fahren wir noch 2 Stunden weiter, um bei böigem Wind im Hafenbecken zu ankern. Da ist gute Ankerkontrolle wichtig, denn es bläst immer noch in Böen mit 6 Windstärken. Aber hier ist ein guter Ankergrund und wir fühlen uns sicher. Nach und nach wird auch der Wind weniger und wir entspannen uns.


Was lernen wir mal wieder?

⚓ Schließe IMMER ALLE Fenster und räume immer ALLE Dinge weg, die sich bewegen könnten! Unser Schlafzimmer sieht aus, als wollten wir ausmisten. Aber nichts hat Schaden genommen, wir müssen nur aufräumen.

⚓ Bleibe flexibel und aufgeschlossen für neue Pläne und kommuniziere offen mit deiner Crew. – allerdings hat immer der Kapitän das letzte Wort, weil er die Verantwortung trägt.

⚓ Die Wettervorhersagen sind nicht verlässlich – checke mindestens 3 Wettermodelle

⚓ Alles hat oft auch sein Gutes und dazu kommen wir jetzt:


Am letzten Tag in Galaxidi hatten wir uns ausführlich über angeln, Thunfische, Doraden und anderes Getier und dessen Behandlung nach dem Angeln ausgetauscht. Stefan vom Nachbarschiff angelt seit Kindesbeinen und hat uns eine kleine Fortbildung verpasst. Wir sind in der Beziehung noch Greenhorns, haben aber eine Angel und Köder an Bord, die für tauglich befunden wurden.

Als Stefan und seine Frau in Korinth ankommen, haben sie einen schönen Thunfisch dabei und möchten ihn gerne mit uns und der 3. Crew teilen. Also werden unsere Essenspläne auf Eis oder eher gesagt in den Kühlschrank gelegt, eine Flasche Wein eingepackt, das Dinghi ins Wasser gelassen und zum Nachbarboot gefahren. Dort angekommen erfahren wir, dass wir nicht nur etwas abbekommen, sondern zum gemeinsamen Essen eingeladen sind. Welche Freude!


Wir sind weder gewaschen noch umgezogen – unsere Gastgeber auch nicht, keine Frau ist geschminkt. Allen ist es egal, alle helfen mit, die dritte Crew bringt noch Salat und mehr Wein mit. Super unkompliziert! Es wird ein sehr geselliger Abend mit viel Wein und Ouzo, Gelächter und Anekdoten aus dem Bootsleben und mit einem wunderbaren frischen gegrillten Thunfisch. Nicht ohne vorher noch eine Fortbildung zum Thema „Wie zerlege und filetiere ich einen Thunfisch richtig“ zu bekommen. Stefan macht das ganz wunderbar und alle träumen von zukünftig gefangenen und zubereiteten Thunfischen. Ich bin ja mal gespannt …


Und so beschließen wir nach 5 Stunden gesättigt an Körper und Seele diesen besonderen Tag, der sich so ganz anders ergeben hat, als er geplant war. Wir lieben es, spontan zu sein und Pläne an die Gegebenheiten anzupassen. Wir lernen gerne neue Leute kennen und hören deren Geschichten. Jede/r hat etwas zu erzählen, jeder Lebensplan ist anders. Wir finden das sehr spannend und bereichernd.


Es gibt auch Tage, an denen nichts Aufregendes passiert und das ist auch gut so. Wir brauchen auch Tage für Regeneration und „aufs Wasser schauen“ und tanken dabei unsere Akkus auf. Aber zu reisen bietet immer wieder die Chance Neues zu entdecken – auch bei sich selbst. Wir haben die Wahl, ob wir das wollen oder nicht. Manchmal wollen wir auch nur mal eine Woche in derselben Bucht sein und sind zufrieden mit uns und unserer Umgebung.

Bis wir dann weiterziehen.

Aktualisiert: 20. Juni 2024


Ich sitze drinnen (!) mit geschlossenen Türen und Fenstern und fühle mich eher wie auf der Nordsee als in Griechenland. Draußen stürmt es bei grauem Himmel und wir kreiseln um unseren Anker. Bis vor 1 Stunde war noch alles ruhig und wir sind hier gerade noch in Ruhe angekommen. Hier ist auf Zakynthos, die südlichste der ionischen Inseln, direkt gegenüber dem Peloponnes. Ein hilfreicher Kostas mit Motorboot kam, um uns an 2 Bojen und unserem Anker sicher zu befestigen. So fühlen wir uns gut gesichert, weil noch mehr Wind kommen soll. Ich nutze die Zeit, um endlich mal wieder einen Blogbeitrag über unsere Reise zu schreiben.

Inzwischen sind wir 3 Wochen unterwegs und fühlen uns noch immer nicht so ganz richtig im Fahrtenleben angekommen. Irgendwie stellt sich keine wirkliche entspannte Routine ein.  Mal macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, weil Wind oder Welle aus der falschen Richtung kommt, mal hält der Anker oder die Landleinen nicht, so dass wir den Ankerplatz wieder verlassen müssen, um uns etwas anderes zu suchen. In der mittleren Woche waren wir außerdem mit der SOULSHINE auf dem Trockendock, um eine geplante Reparatur durchführen zu lassen.

Zudem müssen wir unsere Fahrtzeiten ja immer an Thorstens Arbeitszeiten anpassen, sodass größere Schläge nur am Wochenende zu machen sind und das passt nicht immer mit den Wind- und See-Bedingungen zusammen.


Aber von vorne: am 24.5. sagen wir Korfu für ca. 3 Monate auf Wiedersehen und fahren Richtung Süden nach Lakka/Paxos https://korfu-segeln.de/segelrevier/haefen-und-ankerplaetze-korfu/lakka-paxos/. Dort kennen wir uns noch aus, weil wir dort schon öfter mal waren. Lakka ist ein niedliches Örtchen mit vielen kleinen Restaurants und Geschäften. Hier kann man gut ankern, auch wenn die Bucht wegen der Nähe zu den Charter-Basen oft sehr voll ist. Wir fahren mit dem Beiboot zum Essen an Land und verbringen einen regnerischen Abend an Bord.

Am nächsten Morgen starten wir vor dem Frühstück Richtung Süden. Ziel ist Lefkada, die nächste ionische Insel. Dort gibt es eine große Marina, die wir aber diesmal nicht anfahren. Wir wollen in einer schönen Bucht ankern und uns mit unseren amerikanischen Freunden treffen. Wer nach Lefkada (Lefkas) fährt, muss ein Nadelöhr passieren. Lefkada ist mit dem Festland durch eine Brücke verbunden, die immer nur zur vollen Stunde für Boote geöffnet wird. So staut es sich auf den Wasserstraßen. Wir haben Glück, dass wir als 4. Boot dort ankommen und bald durchfahren können. Es fühlt sich dann so an, als würde man über ein kleines Flüsschen weiterfahren. Sehr beschaulich!


Nach knapp 7 Stunden sind wir angekommen. Die Bucht ist ein tiefer Landeinschnitt bei Nidri. Dort fühlt man sich wie auf einem See. Das Wetter ist schön, die Freunde sind da, ein paar Tage später kommen auch unsere Berliner Freunde dazu. Tagesprogramm: Arbeiten, schwimmen, gut Essen (gehen), abends Ouzo mit Freunden. Fast wie im Urlaub. Nach 3 Tagen trennen wir uns alle wieder und fahren weiter auf unseren unterschiedlichen Routen. Aber es wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein, das wir uns treffen.


Für uns geht es jetzt wieder ein bisschen zurück nach Norden und Richtung Festland. Wir haben eine Reparatur auf dem Trockendock in Preveza gebucht und wollen uns vorher noch den ambrakischen Golf ansehen. Dort soll es eine besondere Flora und Fauna geben, weil der Golf von 2 Flüssen gespeist wird. Es soll Delphine, Schildkröten und Robben geben und allerhand Vögel. Wir halten also die Augen offen.

Unser erster Ankerplatz ist eine schöne Bucht mit dem kleinen Städtchen Vonitsa, in dem wir essen gehen und einkaufen können. Sonst hat es nichts zu bieten. Aber die Bucht ist leer und ruhig. Wir genießen schöne Sonnenuntergänge, SUP fahren und ein ruhiges Liegen.


Dann zieht es uns weiter, weil wir immer noch keine der versprochenen Tiere gesehen haben. Weiter im Norden des Golfes liegen wir ähnlich gut und völlig ohne Versorgung an Land. Wir genießen es sehr inzwischen einen Wassermacher und genügend Solarmodule zu haben und so sind wir jetzt völlig unabhängig von Strom- und Wasserversorgung von außen. Die Essensvorräte werden etwas knapp, aber Improvisation ist alles. Verhungern werden wir nicht!


Abends machen wir eine kleine Dinghi-Tour und sehen Pelikane, Silberreiher und

sogar einen Rochen. Wir sind versöhnt und zufrieden. Auch hier liegen wir ruhig und entspannt. So lässt es sich leben.


Dann ist bald unser Kran-Termin in Preveza und wir machen uns auf zur Marina Cleopatra. Dort geht Thorsten dann von Bord und fliegt am nächsten Tag für 4 Tage nach Frankfurt ins Büro.


Ich bringe mit einem Skipper zusammen am nächsten Tag unser Boot in den Kran und damit auf unseren Trocken-Marina-Platz für die nächsten 4 Tage. Kranen ist immer eine aufregende Sache. Dieser riesige Kran hebt unser Ein und Alles aus dem Wasser – es schwebt – es wird auf einen Anhänger geladen und damit zum Platz transportiert. Eine sehr unnatürliche Bewegungsart für ein Boot. Es wird aufgebockt und gesichert. Ich kann über eine Leiter aufs Boot (das ist jetzt soo hoch, wo kein Wasser es mehr trägt) und darf auch darauf wohnen. Ich nehme mir vor das restliche Holz zu streichen, dass ich auf dem Wasser nicht erreichen konnte.




Die fällige Reparatur ist eine Anpassung unserer Toilettenleitung. Sie verstopft immer wieder und muss erweitert werden. Alle abführenden Leitungen werden erneuert und wir fahren hoffentlich mit einer funktionierenden Toilette weiter. Gemeinsam mit Thorsten beschaue ich per Video den Rumpf und wir beschließen, dass ein neues Anti-Fouling nicht schlecht wäre. Da sparen wir einmal kranen im nächsten Frühjahr (alle 2 Jahre muss das gemacht werden). Antifouling schützt das Unterwasserschiff von Bewuchs und Muscheln.

Auch das Antifouling für die Propeller sind fällig – das hatten wir schon geplant selbst zu erledigen.

Am nächsten Morgen kommen die Servicemitarbeiter und fangen mit der Toilette an. Super! Ich frage im „technical departement“ vorsichtig nach, ob Antifouling in den nächsten 2 Tagen gemacht werden könne. Es kann! 2 Tage später wird auch das erledigt. Inzwischen bin ich gefühlte 50-mal die Leiter rauf- und runtergestiegen, um zur Toilette zu gehen, einzukaufen, Wäsche zu waschen, Holz und Propeller zu streichen, Eis zu essen …. Und nicht zu vergessen: den gut sortierten Marine-Shop aufzusuchen, um Pinsel zu kaufen, Schwimmleine fürs Dinghi (endlich!), Farbe für die Propeller und so dies und das mehr oder weniger Nützliche, was wir „unbedingt“ brauchen.

Alles in Allem ist dieser Aufenthalt an Land zwar sehr unbequem, aber sehr effektiv. Die Marina Cleopatra ist bestens organisiert, eine riesig große Trockenmarina mit mehreren Kränen, die auch sehr große Boote an Land heben können, mit Marine-Shop, Self-laundry, Sanitäranlagen und einer sehr guten Organisation. Alles wurde sorgfältig und mit guter Kommunikation ausgeführt. Und so werden wir auch termingerecht am Samstagmorgen wieder ins Wasser gelassen und können unsere Tour fortsetzen.


Wir fahren nach Meganisi und ankern in einer schönen Bucht, um am nächsten Tag weiter nach Kefalonia zu fahren. Dort gibt es einen kleinen Ort Fiskardho mit kleinem Hafen, den wir ansteuern. Ganze 8 Plätze für Gäste gibt es und leider sind wir das neunte Schiff, das ankommt. Also ankern wir in der Bucht und fahren nachher mit dem Dinghi rein.


Soweit der Plan – doch es kommt total anders. Wir ankern in der Bucht. Beim ersten Versuch hält der Anker nicht, das kann mal sein, dann versucht man es einfach nochmal. Kein Grund zur Aufregung. Lieber sicher geankert, als mal eben schnell und es hält nicht. Beim zweiten Mal hält der Anker, aber wir fühlend uns beide nicht wirklich wohl. Zu nah am Badestrand … rutscht der Anker doch?… Wir beschließen unserem Gefühl zu vertrauen, um nicht die ganze Nacht unruhig zu sein und heben den Anker wieder.


Die 3. Alternative in dieser Bucht ist es mit Landleinen festzumachen. Das macht man in engen Buchten mit steilen Ufern. So können mehrere Boote enger nebeneinander liegen ohne sich um ihre Anker zu drehen (schwojen). Man fährt rückwärts Richtung Ufer, wirft den Anker, lässt viel(!) Kette runter. Dann verlässt einer (ICH) mit SUP, Dinghi, oder schwimmend das Boot und macht eine Landleine an einem Stein, Felsen, Baum … fest.

Hört sich einfach an, ist aber zumindest für mich sehr schwierig. Unsere Schiffsbauart ist so, dass Thorsten oben vorne am Steuerstand ist und nicht hinten unten mit den Leinen helfen kann. Die Verständigung ist ob der Entfernung und zweier laufender Motoren denkbar schlecht.

Mit SUP und Leinen, auf der Suche nach dem passenden Stein bin ich sehr gefordert, bis ich alles fixiert habe und schwimme zurück. 2. Leine - gleiches Spiel. Der nächste Stein überzeugt mich nicht so richtig, aber was Besseres findet sich nicht und eine Landleine reicht eigentlich auch. Bis alles fest ist, versucht der Kapitän das Schiff an Ort und Stelle zu halten, mir zwischendurch „irgendetwas???“ zuzurufen und Leine nachzugeben. Sehr stressig.

Außerdem sind die Steine spitz und nicht sehr Finger- und Fußtauglich. Völlig fertig lande ich wieder am Schiff, befestige das SUP und suche nach Erholung. „Das müsste einfacher gehen – ich bin fix und fertig. Und wenn wir wieder abfahren das Gleiche nochmal. MEIN Ding ist das nicht. Ich fühle mich überfordert“. Das waren meine Worte.

Im nächsten Moment Buchten-Kino vom Feinsten. Ein Boot will abfahren, zieht seinen Anker hoch und direkt den vom Nachbarn mit. Der eine kann nicht weg, der andere driftet auf das felsige Festland zu. Kein Mensch an Bord, die Nebenlieger in Aufregung. Hilfe wird organisiert, um das eine Boot zu sichern, das andere zu befreien. Wir schauen zu und hoffen, dass alles gut geht.

Und merken nicht, dass wir auf unseren Nachbarlieger zutreiben. Scheinbar hält unser Anker nicht richtig. Oh NEIN! Jetzt ist die Aufregung auf unserer Seite, wir müssen etwas tun. Wollte ich mich nicht erholen??? Nicht möglich! Aktion! Motoren an und gegensteuern. Aber der Seitenwind hat aufgefrischt und treibt uns immer wieder Richtung Nachbar. Neu ankern, aber wie? In die gut befestigte Leine fahren – das zieht uns wieder zurück zur alten Position. Und dann? So ein Mist. Ich will nur noch weg hier, was aber wegen der Landleinen nicht so einfach ist. Wie bekomme ich die jetzt wieder los? Dezent kommt Panik auf. Dann kracht es und die 2. Leine (bei der ich sowieso nicht so sicher war) ist los. Schnell hole ich sie ein. 30 Meter Hand über Hand gegen Wasserwiderstand. Ich rufe unserem Nachbarn zu, ob er uns die andere Leine lösen kann. Er kann und wir sind frei – zumindest hinten. Nochmal 30 Meter Leine einholen. Der Kapitän holt den Anker hoch und wir fahren. Erstmal hier raus – und dann??

Ich bin zu erschöpft, um Entscheidungen zu treffen. „Lass uns erstmal Richtung Süden fahren, um uns zu beruhigen und erholen, was zu trinken und neue Beschlüsse zu fassen“. Gesagt getan. Das Meer ist gnädig ruhig, der Wind mäßig und wir fahren einfach vor uns hin – ohne Aufregung, nur zum Erholen. Das tut gut und unsere Nerven können sich beruhigen. Später werden wir besprechen, was schiefgelaufen ist. Das machen wir immer, um daraus zu lernen.

Wir fahren an der Küste entlang Richtung Effimia, eine kleine Hafenbucht, in der man auch ankern kann. Da funktioniert wieder alles bestens. Wir ankern in gutem Ankerboden und fühlen uns sicher für die nächsten Nächte. Was für ein Tag!


Bei der abendlichen Nachbesprechung merken wir, dass wir wahrscheinlich der Anker nicht richtig eingefahren war (haben wir wegen des neuen Manövers irgendwie nicht überprüft) und er deshalb gerutscht ist. Wir führen uns nochmal die theoretischen Vorgänge beim Landleinenankern zu Gemüte und wollen es demnächst bei ruhigen Bedingungen nochmal probieren. https://www.esys.org/esys/Ankern_mit_Landleine.html Wie man sich doch überschätzen kann … aber das erfahrt ihr im nächsten Blogbeitrag.


Die Tage in Effimia sind ruhig, das Ministädtchen ist leicht mit dem Dinghi zu erreichen – das ist erstmal alles, was wir brauchen, um nach der anstrengenden letzten Woche (Trockendock, Frankfurt, Schiffsreparaturen, Ankerdesaster) zur Ruhe zu kommen. Manchmal merkt man eben doch das Alter *seufz*

Und was sagt die Katze dazu? Kitty: „Als das Boot nicht mehr im Wasser war, war ich ziemlich verwirrt. Runter gucken war plötzlich nicht mehr schön, also habe ich es gelassen. Das Boot verlassen konnte ich nicht, also hab ich das auch nicht probiert.

Die ganze Aufregung beim Ankern habe ich nicht verstanden und mich einfach mal auf eine Bank gelegt und abgewartet bis meine Menschen sich wieder beruhigt hatten. Danach haben sie mich dafür gelobt. Schnurr! An die Schaukelei habe ich mich gewöhnt und wenn es jetzt manchmal soo warm ist, schlafe ich einfach – mache ich ja sowieso gerne. Also bei mir nix Neues.“

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