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Aktualisiert: 30. Nov. 2024

Teil 4 unserer Langfahrt im Sommer 2024

Die Teile 1 - 3 findest du in den vorherigen Beiträgen.


Platsch! – Was ist da ins Wasser gefallen? Es ist so heiß, muss ich mich bewegen und nachsehen? Ich sollte …  Langsam erhebe ich mich von meinem Schattenplatz auf der Fly und gehe nachsehen. Mein Mann, den ich am Schreibtisch wähnte, schwimmt im kristallklaren Wasser. Ich springe hinterher. Wir albern ein wenig im Wasser rum und genießen die gemeinsame Zeit. Abkühlen tut uns das Meer aber heute, Mitte August, nicht. Man kann höchstens den Schweiß abspülen und die anschließende Süßwasserdusche genießen.

Doch es gibt eindeutig Schlimmeres, als im ionischen Meer unterwegs zu sein und als einziges Problem die Hitze zu haben. Wir haben keine Klimaanlage und es ist für Thorsten oft eigentlich zu warm zum Arbeiten. Er schlägt sich sehr tapfer, wenn auch nicht immer korrekt angezogen.


Nachdem wir unseren Hafenplatz in der Cleopatra Marina in Preveza verlassen haben, fahren wir mit gefühlt 100 anderen Booten Richtung Lefkas. Es ist Hochsaison und voll hier! Unsere Idee ist es, möglichst schnell möglichst weit in den Süden zu fahren. Weit weg von Charterbasen und Anfängercrews. Es tut mir leid, dass das jetzt etwas abwertend klingt, aber unsere Erfahrungen mit Charterbooten sind nicht ausschließlich positiv. Was kein Wunder ist. Meist hat der Skipper nur seine 1 – 2-wöchige Sommer-Segel-Erfahrung und außerdem eine gänzlich unerfahrene Crew an Bord. Das ist eine herausfordernde Situation, um die ich die Freizeit-Skipper nicht beneide. Ein hoher Druck lastet auf dem Kapitän. Wenn ich bedenke, wie viel Zeit wir so gebraucht haben, um uns wirklich gut und sicher auf unserem Boot und mit den Manövern zu fühlen, dann kann ich diese Skipper immer nur für ihren Mut bewundern. Aber so ist es auch kein Wunder, dass Einige mit bestimmten Situationen nicht souverän umgehen können oder so manches Manöver mangels Übung einfach nicht beherrschen. Gegenseitige Rücksichtnahme, Geduld und viel Abstand beim Ankern ist eine bewährte Strategie.

Zudem prallen in unserem Falle auch unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander. Wir wollen nachts keine Party machen, eine Urlaubscrew oft aber schon. Auch lautstarke Wasseraktivitäten können uns schon mal den letzten Nerv rauben, aber diese Menschen haben 1 Woche teuer bezahlten Urlaub. Wir nicht. Und wir gönnen ihnen ihren Spaß, müssen aber auf Abstand gehen, um unsere eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.


Und so landen wir an unserem ersten Abend nach einer weiteren Durchquerung der Drehbrücke von Lefkas in einer wunderschönen Bucht der Insel Kalamos. Sie ist zwar gut besucht, aber trotzdem sehr beschaulich. Das Wasser ist auch nicht soo warm. So starten wir also in den letzten Monat unserer Tour. Abends – nach einem Blick auf das Wetter – beschließen wir am nächsten Tag unter Arbeit den ganzen Tag bis nach Zakynthos zu fahren.


Nach einem wunderschönen Sonnenaufgang und unserem obligatorischen Frühschwimmen geht´s los. 8 Stunden sehr ruhiger Fahrt liegen vor uns. Keine Welle, kein Wind. Ein Graus für Segler, für uns ein Segen. Mit guter Musik, einem Kaffee und Müsli verlassen wir die schöne Bucht und fahren Richtung Süden. Wie jeden Morgen um 10.00 (in Deutschland 9.00), startet mein Mann seinen morgendlichen Video-Call – mitten auf dem Meer, mit Frau am Steuer! Er taucht ab in seine Arbeitswelt und ich habe Fly, Meer, Musik und Verantwortung alleine. Das sind ganz besondere Momente. Ich bin dankbar für sein Vertrauen und für diese Möglichkeit zu leben. Es berauscht mich manchmal geradezu. Was für ein schönes Bootsleben haben wir uns da aufgebaut!

Also höre ich den ganzen Tag Musik, podcasts oder nur das Wellenrauschen und steuere uns ohne besondere Vorkommnisse bis Zakynthos. Manchmal kommt Thorsten mit einem Kaffee zu mir, wir essen zwischendurch. Ansonsten ist es, zumindest für mich, ein total entspannter Tag. Thorsten sitzt auf dem Deck am Heck und steuert Projekte.

In Zakynthos angekommen, ankern wir wieder ganz im Süden vor der Schildkröteninsel im Naturschutzgebiet. Wir kennen es hier schon vom letzten Mal und sind so ziemlich an derselben Stelle angekommen. Hier liegen nur noch 2 Boote, aber ein Stück entfernt sehen wir einige Superyachten, die auch die Schönheit und die Schildkröten hier genießen.

In diesem Gebiet gibt es ausgewiesene Ankergebiete und Ankerverbote an Stellen, wo die Schildkröten ihre Eier legen. Es gilt ein Schnellfahrverbot, was uns vor den sonst oft aktiven Jetski-Fahrern schützt. Ansonsten wird es mit dem langsam fahren nicht so genau genommen.

Ich frage mich immer, was die Menschen treibt, durch ein Gebiet zu rasen, in dem Wasserschildkröten leben. Meistens kommen diese Leute doch genau deshalb dorthin. Dann mieten sie ein Boot und rasen zu den Stellen, an denen die Schildkröten oft zu sehen sind. Ob sie sie dann auch sehen? Oder sie vielleicht verscheucht haben? Und der Gedanke, dass diese Tiere auch in der ganzen Bucht wohnen und verletzt werden könnten? Ich werde so etwas nie verstehen. Immerhin haben die Mietboote ihre Propeller mit einer Art Käfig versehen.

Wir bleiben hier ganze 5 Tage. In dieser Zeit fahren wir auch mal an Land, um einzukaufen und essen zu gehen, aber hauptsächlich sind wir an Bord und im Wasser. Das Städtchen Keri ist reichlich unspektakulär. Aber Zakynthos Stadt soll sehr schön sein und so machen wir uns am 6. Tag auf, um dorthin zu fahren.


Nach gut 2 Stunden Fahrt kommen wir an und machen im Hafen von Zakynthos fest. Hier merken wir wieder, dass Hauptsaison ist. So viele Menschen, die an den Booten vorbeiflanieren, so viele Autos, Musik, Bewegung und Energie.


Zakynthos ist wirklich schön und wir verbringen hier 2 Tage mit schönen Abenden in guten Restaurants und Bars, vielen Begegnungen und noch mehr Eis. Hier kann man es echt gut aushalten, wenn man die Betriebsamkeit mag. Viele kleine Gassen durchziehen die Stadt, gesäumt von Bars, Tavernen und kleineren und größeren Läden mit Souvenirs, Kleidung, Kunst und Lebensmitteln. Hier gibt es alles, was das (Touristen-)Herz begehrt. Ich bekomme als kleines Souvenir 2 schöne Schüsseln mit Schildkrötenmotiven. Manchmal muss es halt sein, Platzprobleme hin oder her. Und neuer Proviant wird eingekauft, das fehlt doch inzwischen einiges.

Hier können wir auch tanken und sind dann somit wieder mit allem ausgerüstet, was man für ein paar Tage auf See so brauchen könnte. Weil wir unseren Wassermacher im Hafen nicht benutzen möchten, tanken wir sogar Frischwasser aus einem Tankwagen.


Da für den nächsten Tag mittags Gewitter angesagt ist, starten wir schon morgens um 7.00 zu unserer 5-stündigen Fahrt nach Kefalonia zum schönen Dörfchen Effimia. Auch hier waren wir schon auf dem ersten Teil unserer Fahrt und so freue ich mich schon auf das schöne Eckcafe mit der chilligen Musik am Stadtkai. Außerdem gibt es eine gute Self-service Wäscherei, die ich gerne aufsuchen möchte. Diese beiden Dinge lassen sich bestens verbinden, weil man ja beim Waschen viel warten muss …


Weil das angesagte Gewitter scheinbar auch tatsächlich kommt, legen wir uns an den Stadtkai, was sich als weise Entscheidung entpuppt. Nach und nach kommen immer mehr Schiffe an, um sich vor dem Wetter zu schützen. Nach unseren letzten Gewitter-Sturm-Erfahrungen (Blogbeitrag: ein Sturm und seine Folgen) sicher eine gute Idee. Das Gewitter kommt als sanftes Sommergewitter daher und wir fühlen uns wohl mit unserem Liegeplatz.

Damit uns unsere Bordkatze nicht wegläuft, müssen wir immer wieder die Passarella (Gangway) hochziehen, was teilweise dazu führt, dass ich ausgesperrt werde, weil Thorsten wegen einer Videokonferenz nicht mitbekommt, dass ich wieder da bin. Dann MUSS ich zwischendurch Eis essen gehen, bis er es merkt. Welches Opfer!


Wir bleiben hier 3 Tage, bevor es dann am Wochenende weitergeht. Nächstes Wochenende wollen wir dann wieder zuhause in unserer Marina Gouvia sein. Auf dem Rückweg wollen wir noch einmal in „unsere“ einsame Bucht an der Insel Petalas. Die, wo das Wasser so grün war und ansonsten nichts als Natur war. Und ein wahnsinnig toller Sternenhimmel. Nach 3 Stunden Fahrt ohne Wind und Welle, sind wir wieder da und ankern im grünen Wasser.

Abends liegen wir an Deck und sehen die Milchstraße und tausende Sterne, die es fast unmöglich machen die uns bekannten Sternbilder zu entdecken. So wenig Lichtverschmutzung macht dieses intensive Sternenerlebnis möglich. Jedes Mal empfinde ich es als Wunder in die Weite des Weltalls zu blicken. Wie winzig klein wir doch sind. 💫


Thorsten versucht sich mit abendlichem Angeln vom Dinghi aus und zieht in der Bucht seine Kreise. Leider fängt er nichts. Seit unserem grandiosen Thunfischfang hat leider kein Fisch mehr den Weg an seine Angel gefunden.

Über Kastos geht es dann zurück nach Lefkas, um noch 2 Tage in der Lefkas Marina zu verbringen. Hier wollen wir unbedingt noch einmal in das Thunfischrestaurant, was uns schon mehrfach begeistert hat. Fangfrischer Thunfisch und andere Zutaten kann man in der Küche bestaunen und fürs Essen zusammenstellen. So lecker!

Schon während des Essens hören wir Live-Musik und gehen nachsehen, was in den Straßen los ist. Scheinbar ein Treffen von Folklore-Gruppen aus verschiedenen Ländern, was mit viel Gesang und Musik und Tänzen einhergeht. Sehr bunt und vielfältig dieses Treiben. Wir lassen uns ein wenig mitnehmen von den folkloristischen Darbietungen, der guten Laune und der Traditionen. Morgen scheint es einen großen Wettbewerb zu geben, heute bereiten sich die Gruppen vor. Gesättigt an Leib und Seele fallen wir an diesem Abend ins Bett.

Lefkas ist die Stadt der bunten Häuser. Nachdem 1953 ein großes Erdbeben auch diese Stadt zerstört hat, wurde hier ein ganz eigener Stil beim Wiederaufbau verfolgt. Die Häuser sind mit Wellblech verschalt, was wiederum in den verschiedensten Farben bemalt wurde. So entstand ein ganz besonderer, wie ich finde, sehenswerter Stadtkern. Bunt und vielfältig, lebhaft und laut. Die Stadt hat eine wunderbare Energie und abseits der touristischen Souvenirstraßen geht es auch wieder gemächlicher zu. Am zweiten Tag breche ich zu einer kleinen Fototour auf und finde noch das ein oder andere Motiv, was mich anspricht.

Unterwegs nach Hause reizt uns jetzt noch eine Bucht am Festland von der wir gehört haben. Two Rocks Bay in der Nähe von Parga. Nach dreieinhalbstündiger Fahrt kommen wir morgens dort an und ankern zwischen den vorhandenen anderen 4 Booten. Wir denken, es können noch so 2 – 3 Boote dazu kommen, dann ist diese pittoreske Bucht voll. Wie sehr man sich täuschen kann. Am Abend ankern hier sage und schreibe 18 Boote. Viel zu eng! Wir sind glücklich, dass das Wetter wohl ruhig bleiben soll, sonst hätten wir die Bucht verlassen. Wenn alle bei wenig bis gar keinem Wind sanft hin und her schwoien kann nicht allzu viel passieren. Bei Wind sieht die Lage ganz anders aus und wird gefährlich. So ankert der ein oder andere gegen Abend noch einmal um, aber alles in allem sind wir sehr entspannt.

Sanfte 70er Jahre Musik tönt über die Bucht. Sie kommt aus einer Bar, die oben über der Bucht liegt und den ganzen Tag angenehme Musik in angenehmer Lautstärke spielt. Das Wasser ist türkis und durchsichtig und die namengebenden Steine und Felsen geben eine schöne Kulisse ab. Gegen Ende unserer Langfahrt ist das nochmal ein sehr schönes Erlebnis hier.

Abends fahren wir an Land, um der erwähnten Bar einen Besuch abzustatten. Es ist alles sehr einfach, hat aber durchaus einen gewissen Charme, der uns eine Weile hier oben hält.


Am nächsten Morgen gibt es einige gewagte Ablegemanöver. Aus diesem engen Ankerfeld fährt es sich nicht so einfach wieder hinaus. Aber alles geht gut, man muss halt ein wenig die Augen offenhalten, um mitzubekommen, wenn es brenzlig wird. Bei uns an Bord gibt es einen sogenannten „Joker-Fender“. Der hat keine besondere Aufgabe, außer bei unvorhergesehener „Kontaktaufnahme“ anderer Boot dazwischenzugehen um Schaden zu vermeiden.

Plötzlich kommt ein großer Katamaran direkt auf uns zu. Hat der keine Augen im Kopf? So langsam sollte er abdrehen oder aufstoppen. Vorne auf dem Bug zwei wild winkende Gestalten. „Kennen wir die?“ frage ich meinen Mann. Na klar, das sind unsere Stegnachbarn aus der Marina Gouvia. Wieso sehen die so anders aus? Weil deren Besuch an Bord eifrig mit winkt und wir unsere eigentlichen Nachbarn gar nicht sehen. Und aus dieser Perspektive habe ich auch das Boot nicht erkannt. Wir kommen eindeutig in heimische Gefilde, wenn wir Boote und Crew kennen. Es gibt ein herzliches Hallo, bevor sich der Katamaran einen Ankerplatz sucht. Wir wollen uns dann in ein paar Tagen in der Marina auf ein Bier treffen und unsere Erlebnisse austauschen.


Wehmütig verlassen wir am nächsten Morgen diesen Ankerplatz, wohl wissend, dass er von unserer Marina aus sehr gut wieder zu erreichen sein wird. Wir kommen wieder Two Rock Bay!

Die letzten Tage der Langfahrt sind angebrochen. 3 Monate sind fast vorbei. Unseren letzten Abend verbringen wir in unserer Lieblingsbucht auf Korfu bei Petriti. Im Fischrestaurant werden wir begrüßt wie Familienmitglieder – es ist schon wie nach Hause kommen. Eine letzte Nacht vor Anker und dann geht’s die letzten knapp 3 Stunden zurück auf unseren Liegeplatz in der Gouvia Marina.


Schon bald wird Besuch kommen und dann geht es wieder los. Auf kürzere Trips rund um diese wundervolle Insel.


 

 

 

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Aktualisiert: 28. Nov. 2024




Teil 3 unserer 3-monatigen Tour (Teil 1 + 2 findet ihr in den vorherigen Beiträgen)


Dieser Teil hat es in sich. Wie die Überschrift schon verrät, gab es einen Sturm, der nicht folgenlos blieb. Das und andere Ereignisse haben unsere Pläne ordentlich durcheinandergebracht. Aber der Reihe nach:

Nach der sehr schönen Fahrt durch den Kanal von Korinth sind wir noch ganz ergriffen davon, wie schön und abwechslungsreich die Langfahrt sein kann. Doch wie im wirklichen Leben, liegen auch beim Bootsleben Höhen und Tiefen nah beieinander. Unsere Fahrt von Korfos nach Poros bescherte uns eine Schule von Delfinen, die eine ganze Weile unser Boot begleiteten. Auch wenn man sie immer mal wieder trifft, ist es doch jedes Mal etwas ganz Besonderes. Und dieses Mal waren es auch wirklich viele. Was für ein Erlebnis!


In Poros angekommen, fanden wir ein sehr volles Ankerfeld vor, in dem auch unsere Freunde von der Shivaya ankerten. Ganz schön eng zum Ankern, aber nach einigen Runden fanden wir einen Platz, der uns zusagte und warfen den Anker. Auf 3 m Wassertiefe ließen wir 15 m Ankerkette heraus. Schnell bekamen wir Besuch von unseren Freunden Eberhard und Tina und tranken das Anlegebier zusammen. Die Wettervorhersage sprach von einem leichten Gewitter, dass uns am Spätnachmittag eventuell treffen könnte, aber danach wollten wir an Land essen gehen und unser Wiedersehen feiern. Soweit der Plan …

Am Spätnachmittag zieht das angesagte Gewitter auf – wir schließen alle Fenster und harren der Dinge, die da kommen. Und es kommt schlimm: Wind mit bis zu 70 Knoten (ca. 130 km/h) trifft auf unsere vollbesetzte Bucht, bei strömendem Regen und Blitz und Donner. Thorsten startet die Motoren, um gegen den Anker zu fahren, damit unser Boot an Ort und Stelle bleibt. Nachbarboote tun es uns gleich, sofern überhaupt jemand an Bord ist. Ein Boot in der Nähe treibt ziemlich bald aufs Land zu. Der Ankeralarm schlägt an, unser Anker hält bei diesem starken Wind nicht! Merke: Das Verhältnis von 1 (Wassertiefe) zu 5 (Anker-Kettenlänge), wie es im Lehrbuch steht, reicht nicht immer. Die 15m Kette sind nicht schwer genug, um das Boot mit seinen 16 T Gewicht zu halten. Es gibt erfahrene Kapitäne, die sagen Wassertiefe plus 20 m ist besser. Ich denke das ist sicherlich bei geringer Wassertiefe die bessere Regel.

Wir beide bewältigen diese Situation in guter Teamarbeit. Thorsten hält vorne und Steuerbord im Blick, ich hinten und Backbord. Immer wieder kommen wir den Nachbarbooten zu nah und Thorsten muss steuern, um Schaden vom Boot abzuwenden. Eine ¾ Stunde geht das so – der pure Stress, den wir hochkonzentriert bewältigen. Irgendwann sehe ich unser Dinghi davonfliegen. Immer mal wieder versuche ich die Shivaya in dem Chaos auszumachen, kann sie aber nicht wirklich erkennen.

Irgendwann beruhigt sich das Wetter und wir können uns etwas entspannen. Als der Regen aufhört, können wir wieder an Deck und unser Umfeld checken. Ein Schiff wurde gegen die Kaimauer getrieben. Vor uns haben sich 3 Boote touchiert. Unser Dinghi ist weg, ansonsten ist auf der Soulshine alles soweit ok. Wir sind glücklich einigermaßen unbeschadet durch diese Situation gekommen zu sein.

Inzwischen können wir unsere Freunde auf ihrem Boot wieder sehen und auch, dass bei ihnen irgendetwas passiert sein muss. Wir telefonieren und erfahren, dass ein Nebenlieger in ihr Boot gefahren ist und ordentlich Schaden angerichtet hat. Glücklicherweise dringt kein Wasser ein, aber die Nerven liegen blank. Nachdem alle Kontakt- und Versicherungsdaten ausgetauscht sind und das Schaden begutachtet wurde, kommen die beiden zu uns, um das ganze Unglück zu besprechen und auch, um unser Dinghi zu suchen. Glücklicherweise finden die Männer es, allerdings ohne Motor. Und so kontaktieren auch wir unsere Versicherung.

Wir sitzen noch einige Zeit zusammen, um Stress abzubauen und zu beratschlagen, was wir nun tun und fallen später todmüde in unsere Betten.  Bevor es dunkel wurde zeigte sich das Wetter, wie um uns zu besänftigen, noch von seiner schönsten Seite mit einem wunderschönen Regenbogen.

Weil wir keinen Dinghimotor mehr hatten, zogen wir für ein paar Tage an den Stadtkai von Poros, was auch keine schlechte Wahl war. Wir wurden tägliche Kunden der Eisdiele gegenüber und bei einigen Zügen durch die Souvenirläden wurde das ein oder andere Teil angeschafft.

Der Dinghimotor wurde nach Athen bestellt und die Versicherung bekam eine Beschreibung der Situation. Unsere Freunde machten sich unter Motor direkt auf den Weg nach Athen, um ihr Boot von der Versicherung begutachten und dann dort auch reparieren zu lassen. Es sollte vier Monate dauern, bis das Boot wieder fahrtüchtig war. Aber das ist eine andere Geschichte.

In Poros kamen unsere Söhne an Bord, die nach Athen geflogen und dann mit der Fähre zu uns gekommen waren. Ein familiärer Todesfall beendete schlagartig unser Familientreffen und ich flog nach Deutschland, während die Männer das Boot nach Athen brachten. Zwei Wochen und eine Beerdigung später, waren wir wieder zu zweit auf der Soulshine und schmiedeten Pläne.

Die letzten Wochen waren anstrengend, emotional und wettertechnisch. So viel Wind und keine Besserung in Sicht. Der Schwell in der Bucht machte es nicht besser. Wir waren beide nervlich angeschlagen und konnten uns nicht vorstellen, unseren geplanten Kurs in die Ägäis weiterzufahren. Also mussten neue Pläne her. Wir wollten Ruhe, wenig Wind und Schwell, keine weitere Aufregung. Wo gibt es das? Da wo wir herkamen!  Die unschöne Windsituation hatte nach dem Durchqueren des Korinth-Kanals angefangen und es war auch kein Ende des weiterhin starken Windgeschehens abzusehen.


So beschlossen wir wieder zurückzufahren und im Golf von Korinth ein wenig zur Ruhe zu kommen und neue Energie zu tanken. Gesagt, getan und dieser Plan ging tatsächlich auf. Zurück im Golf von Korinth nahmen wir uns viel Zeit überall, wo es uns gefiel, so lange zu bleiben, bis es uns weiterzog. So war es gut für unser Nervenkostüm.

Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich ein Ereignis der positiven Art. Auf unserer Rückfahrt zum Kanal von Korinth haben wir einen Thunfisch gefangen. Ganze 8 kg hat der Prachtkerl gewogen und weil das Restaurant in der Nähe ihn nicht verarbeiten konnte, haben wir tagelang Thunfisch in verschiedenen Gerichten gegessen und auch unsere Kitty war sehr glücklich über den Fang. Solche Ereignisse muntern einen doch erheblich auf und verbessern Motivation und Stimmung der Crew. Unser erster Fisch!!!

Im Golf von Korinth fuhren wir die schönen Orte der Hinfahrt wieder ab, aber diesmal besuchten wir auch Nafpaktos, eine kleine, betriebsame Hafenstadt, vor der wir ankerten. Hier konnten wir uns neu proviantieren und durch wunderschöne kleine Gässchen schlendern. Viele Restaurants säumen die Straßen und wir hatten ein weiteres leckeres Abendessen am Hafenbecken.

Nun stellte sich die Frage, was wir mit den verbleibenden Wochen tun sollten. Zurück nach Korfu? Ionische Inseln? Im Hochsommer, wo alles so voll ist? Es stand auch ein weiter Flug für Thorsten nach Frankfurt zum Kunden an, den wir dann von Preveza aus planten. Der Golf von Korinth und auch die südlichen ionischen Inseln sind vom Bootscharter-Tourismus weniger betroffen, also ist es dort nicht so voll. Uns war immer noch nach Ruhe und Beschaulichkeit. Nach mehreren Überlegungen sah unser Plan vor dort hinzufahren, wo nicht so viel los ist und jeweils so lange zu bleiben, wie wir wollten.

So ging es weiter nach Mesolongi, wo es erstaunlich ruhig war und vor allem gab es überhaupt Wellen und Schwell am Ankerplatz. Welche Wohltat! Wir blieben 2 Tage und genossen die Ruhe. Das Besondere an Mesolongi, sind die Pfahlbauten, die die Einfahrt zur Stadt säumen.

Dann ging es weiter in die Bucht hinter der Insel Petalas, wo wir sage und schreibe 4 Tage blieben, bis uns der Proviant ausging. Einsamer ging es nun wirklich nicht. 2 – 4 Boote waren mit uns in der Bucht, die sich dadurch auszeichnet, dass sie smaragdgrünes Wasser hat und wunderschön ist. Ansonsten gibt es dort – NICHTS. Deshalb zieht es wohl auch eher wenige Schiffe an. Es gibt nur Natur, keinen Laden, kein Restaurant, keine Wohnhäuser. Weil wir es dort so genossen haben, gab es irgendwann die unvermeidliche Boots-Notration Nudeln mit Soße aus dem Glas – und das ausgerechnet an meinem Geburtstag, den ich noch nie derart einsam gefeiert habe. Aber dieses Jahr hat es gepasst. Am nächsten Tag mussten wir aber los, weil die Versorgungslage in Kühlschrank und „Speisekammer“ denkbar schlecht war.

An der ersten kleinen Hafenstadt mit Geschäft in erreichbarer Nähe auf der Insel Kastos ankerten wir und ich fuhr an Land, um den Müll zu entsorgen und unsere Vorräte aufzufüllen. Zu meiner Verblüffung musste ich feststellen, dass es keine Müllcontainer auf dieser Insel gab. Auf Nachfrage bekam ich die Info, das einmal im Monat ein Müllwagen mit der Fähre kommt und die gesammelten Müllsäcke abholt, ich solle meinen Müll mal wieder mit aufs Boot nehmen. Interessant! Der kleine Supermarkt war ein Biomarkt mit regionalen Produkten und allem, was wir brauchten.  Gut versorgt mit leckeren Dingen ging es mit Einkauf und Müll wieder zurück zur Soulshine.

Wir fuhren weiter bis nach Lefkas, wo wir am Eingang des Kanals dort einen schönen Ankerplatz fanden. Inzwischen näherte sich Thorstens Abflug vom Flughafen Preveza  nach Deutschland und wir mussten einen sicheren Abstellplatz für mich, die Katze und unserer Soulshine finden und buchen.

Wir bekamen einen Liegeplatz für 5 Tage in der Cleopatra-Marina in Preveza, in der wir uns schon auf der Hinfahrt sehr wohl gefühlt hatten. Diese Marina hat nur 50 Wasser-Liegeplätze, sodass auch Kitty mal wieder vom Boot durfte und festen Boden unter den Pfoten spüren konnte.


Thorsten flog also nach Hause und Kitty und ich hüteten das Boot, hatten nette Kontakte mit Bootsnachbarn und ich konnte mit einem hafeneigenen Boots-Shuttle nach Preveza zum Stadtbummeln fahren.

Unsere Soulshine wurde in der Zeit mal wieder von Salzwasser befreit und einige Maschinen Wäsche wurden gewaschen. Außerdem wurde die Reling an einer Roststelle geschweißt und die Passarella repariert.

Diese kleine Marina ist mir sehr sympathisch und eigentlich dazu gedacht, die wartenden Boote zu beherbergen, die in die große Trockenmarina wollen. Also ist dort viel Wechsel und immer etwas zu sehen. Ein Mini-Markt und Restaurant sind weitere nette Annehmlichkeiten, die die Versorgung bei 40 Grad Hitze erheblich erleichtern.

Nach ein paar Tagen war Thorsten zurück und wir planten den letzten Teil unserer Langfahrt.


 

 

 

 

 

 

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Teil 2: 3-monatige Tour auf der Soulshine Hier geht es zu Teil 1


Nachdem wir Kefalonia verlassen hatten, sind wir Mitte Juni weiter nach Süden nach Zakynthos gefahren. Diese Insel ist bekannt für eine „Schiffswrack-Bucht“, blue caves (die es gefühlt an fast jeder Insel gibt) und eine Schildkrötenbucht. Die Bucht mit dem Schiffswrack interessiert uns nicht besonders, ist aber eine Riesen-Attraktion für Touristen und wird täglich mehrfach mit Booten angefahren. Aussteigen ist nicht mehr erlaubt – es fallen immer wieder Steine von oben in die Bucht. Blue caves sind immer schön und Schildkröten erst recht. Unser erster Ankerplatz ist Agios Nikolaos im Norden. Weil es sehr windig und wellig ist als wir ankommen, entscheiden wir uns für einen Platz an der Ankerboje. Ein Marinero mit Boot kommt und hilft uns festzumachen mit 2 Leinen an der Boje und zusätzlichem Anker. Das sollte uns doch gut an Ort und Stelle halten.

Das Städtchen besteht aus ein paar Restaurants und Bars und 2 Minimärkten. Insgesamt nicht sehr aufregend. Leider sind die blue caves für eine Beiboot-Tour zu weit weg, sodass ich mir am nächsten Tag ein kleines Boot miete und zu einer Foto Tour dorthin aufbreche. Thorsten sitzt am Schreibtisch und kann mich leider nicht begleiten. Die Schiffsführerin versteht was ich möchte: nicht schwimmen, sondern Fotos machen. Sie fährt mit mir in enge Höhlen, durch Bögen, in geheime Eingänge, die ich so nicht gefunden hätte. Ich mache eine Menge Fotos und bin wieder einmal beeindruckt von den Farben von Gestein und Meer.




Nach 2 Tagen geht es weiter nach Süden. In knapp 3 Stunden ruhiger Fahrt erreichen wir die Lagana Bucht gegenüber der

Schildkröteninsel. Diese Insel heißt so, weil sie die Form einer Schildkröte hat und es dort welche zu beobachten gibt. Ob die sich aber wirklich blicken lassen bei den vielen Touristen, die da tagtäglich hinfahren??? Wir liegen in einer weiten Bucht im Naturschutzgebiet etwas entfernt vom kleinen Dorf Keri und genießen die Abwesenheit von Charterschiffen. Scheinbar ist der Süden von Zakynthos zu weit von den Charterbasen entfernt, so unsere Interpretation. Welch ein Ruhe! Und auch eine Schildkröte lässt sich am gleichen Abend blicken. Hohe Felsen auf der einen Seite und die Schildkröteninsel in gebührender Entfernung auf der andern, das ist unsere Aussicht für die nächsten paar Tage. Dazu durchsichtiges Wasser, das einen Blick bis auf den Meeresgrund erlaubt und ab und zu taucht eine Schildkröte auf. Wie schön!


Wir verbringen hier 5 Tage und genießen die Abwesenheit von viel Wind und vielen Menschen. Das Dorf gibt nicht viel her, aber wir können uns dort für die nächsten Tage verpflegen.



Am Wochenende geht’s weiter Richtung Festland. 7 Stunden Fahrt liegen vor uns, das Wetter ist günstig. Samstag morgens um kurz vor 8 Uhr fahren wir los. Gefrühstückt wird während der Fahrt. 7 Stunden Fahrt, die wir mit Lesen, Hörbuch hören, einfach nur gucken und snacken füllen. Ich persönlich kann stundenlang aufs Meer gucken, ohne dass mir langweilig wird. Die Wasseroberfläche und -farbe ändert sich immer wieder. Ohne besondere Vorkommnisse landen wir in Patras und machen in einer kleinen Marina fest. Wir wollen ein paar Dinge im Marinashop und einem größeren Supermarkt besorgen. Wieder mal freue ich mich, dass wir nicht wie so viele andere Wasser kaufen, schleppen und die Plastikflaschen entsorgen müssen. Was für eine Bereicherung doch unser Wassermacher ist.


Festgemacht an einem Kai bedeutet auch meistens, dass man irgendwo einen Wasserschlauch anschließen kann und wir unser völlig salzverkrustetes Boot waschen können. Außerdem gibt es Strom und wir können alle unsere Geräte mal vollständig aufladen. Wir bestellen einen Tankwagen und füllen unsere Dieseltanks. Das ist jedesmal eine teure Angelegenheit, ein definitiver Nachteil eines Motorboots.

Es gibt in der Stadt einen Waschsalon, also mache ich mich auf und erledige innerhalb von 3 Stunden unsere Wäsche, inklusive Gesprächen mit anderen Gästen des Waschsalons und mehreren Cappuccinos in der Wartezeit.


Ein paar Schiffe weiter liegt das Segelboot Chnupf und wir lernen die Crew Iwan und Annamaria kennen, mit denen wir einen schönen Abend verbringen und das Bootsleben diskutieren. Die beiden leben jährlich 9 Monate auf ihrem Boot und verbringen den Winter arbeitend in der Schweiz. Es gibt immer wieder neue Modelle, wie Menschen sich ihr Leben gestalten. Wer (noch) Geld verdienen muss, muss erfinderisch sein, um diesen Lebensstil leben zu können. Iwan und Annamaria haben ihr Modell gefunden und sind glücklich damit.


Weiter geht’s in den Golf von Korinth. Als erstes passieren wir die schöne Brücke Rio-Andirrio, die das Festland mit der Peloponnes verbindet. Eine, wie ich finde, architektonische Meisterleistung, die von allen Seiten wunderschön aussieht. Ich mache sehr viele Fotos. Zum Passieren dieser Brücke muss man sich über Funk anmelden und bekommt gesagt, wann und wo man dann durchfahren kann. Dadurch wird der Verkehr unter der Brücke geregelt, weil dort viel los ist mit einer querenden Fähre und viel Berufsschifffahrt.

Die nächste Station ist Triziona, eine Mini-Insel im Golf von Korinth. Wir ankern vor einem kleinen nie fertig gestellten Hafen. Ab nächsten Mittag ist viel Wind angesagt, sodass wir morgens in den Hafen fahren und uns dort gut festmachen. Eine gute Entscheidung, wie sich zeigt, weil der Wind nachmittags ganz ordentlich bläst. Auch die Chnupf ist inzwischen hier angekommen. Auf dieser Insel gibt es 7 Restaurants und ein Souvenirlädchen und ein paar Hotels. Will man einkaufen, muss man mit einer kleinen Personenfähre aufs Festland fahren. Alles, was gebraucht wird, wird mit dieser kleinen Fähre zur Insel transportiert. Sehr interessant zu beobachten ist, auf welche Art und Weise die Lieferungen abgeholt werden. Da werden Schubkarren, Sackkarren und alles, was Räder hat zum Transport benutzt. Nur Autos sieht man keine. In dem kleinen Dörfchen ist eine schöne, beschauliche Atmosphäre. Im Hafen, der ja nicht fertig ist und demnach auch nichts kostet und weder Strom noch Wasser bietet, liegen einige Langzeitlieger. Es ist auf jeden Fall eine kostengünstige und hübsche Alternative sicher zu liegen. Oder auch mal sein Boot abzustellen, um anderweitig unterwegs zu sein. Wir sehen einige unbewohnte Boote, manche scheinbar seit vielen Jahren verlassen.


Unser nächster Stopp im Golf von Korinth ist Galaxidi. Wir machen am Stadtkai fest und auch die Chnupf kommt hierhin und legt direkt hinter uns an. Ein weiteres Segelboot kommt – das haben wir doch auch in Triziona schon gesehen?? Die blue pearl mit Stefan und Carola an Bord machen neben uns fest. 3 deutschsprachige Boote auf einem Fleck – das gibt einen gemeinsamen sundowner-Abend bei uns an Deck. Wir lernen viel über Angeln und tauschen uns über unser (Boots-)Leben aus. Carola und Stefan leben schon 7 Jahre an Bord ihres Schiffes und sind auch schon um die Welt gesegelt. Da gibt es viel zu erzählend, viele Erfahrungen und Geschichten werden ausgetauscht.


Am nächsten Tag fahren wir zu viert nach Delphi, das Orakel besuchen. Das Beste ist ein gut gemachtes Museum, in dem viele Fundstücke zu bestaunen sind. Die Ausgrabungsstätte an sich hat uns nicht soo begeistert. Vielleicht haben wir auch schon zu viel gesehen… Aber zu wissen, dass wir hier an Originalschauplätzen der Geschichte stehen, ist schon sehr faszinierend.


Unsere nächste Fahrt gibt uns einen kleinen Vorgeschmack auf das, was in den kommenden Wochen unser stetiger Begleiter ist. Die Wettervorhersage sagt, dass im Golf von Korinth bis zum Abend wenig Wind ist, der dann etwas auffrischt. Wir wollen 3 Stunden fahren und in einer Bucht ankern. Unterwegs nimmt der Wind stetig zu, sodass wir diese Pläne nicht weiterverfolgen. Bei 5 Windstärken wollen wir gerne geschützter liegen und fahren daher bis nach Korinth durch. Dort liegen wir in einem (verlassenen?) Hafenbecken hinter schützenden Mauern. Es wackelt zwar etwas, aber der Anker hält gut und wir fühlen uns hier sicher. Auch die blue pearl und Chnupf kommen später an und gehen in den kleinen Hafen neben uns. Gute Nachrichten: Stefan hat einen Thunfisch gefangen und wir werden zum Essen eingeladen. So verbringen 3 Crews einen weiteren sehr schönen Abend zusammen in deren Verlauf es eine weitere „Fortbildung“ zum Thema „Thunfisch fangen und filetieren“ gibt. Wer will kann beim Filetieren helfen, die anderen bereiten die Beilagen vor und decken den Tisch. Es wird ein langer Abend mit sehr leckerem Essen, viel Ouzo, Wein, Bier und weiteren Geschichten. So kann man dieses Leben wirklich genießen.

Alle planen in den nächsten Tagen durch den Kanal von Korinth zu fahren und sind ein wenig aufgeregt.


Die Durchfahrt des Kanals von Korinth muss bezahlt und per Funk angemeldet werden. Der Kanal ist eine Einbahnstraße, der Verkehr wird von einer Zentrale geregelt. Er ist 6,3 km lang und nur 24 m breit bei einer Höhe von bis zu 83 Metern. Dieser Kanal wurde 1893 eröffnet und machte damit die Peloponnes zu einer Insel. Einige Brücken überqueren ihn, auf einer von ihnen kann man Bungeejumping machen. Der Kanal ist eine deutliche Abkürzung der Strecke, die sonst um die ganze Peloponnes herumführt, um vom ionischen Meer in die Ägäis zu kommen.



Morgens machen sich die Blue pearl und wir mit unserer Soulshine auf den Weg zum Kanaleingang und melden uns per Funk zur Durchfahrt an. Wir werden gebeten zu warten. Es dauert mehr als 1 Stunde, die wir vor dem Eingang herumdümpeln. Immer mehr Schiffe kommen heraus. Irgendwann ist es dann so weit. Die Zentrale gibt die Reihenfolge durch, in der wir die Durchfahrt machen sollen. Inzwischen sind bestimmt 10 Boote in Warteposition, die sich entsprechend sortieren und nacheinander in den Kanal einfahren. Die Durchfahrt ist beeindruckend! So hohe Wände – wie haben sie die im 19. Jahrhundert hergestellt? Wir sind beeindruckt, während der 40 Minuten, die diese Fahrt dauert. Eine sehr ungewöhnliche Wasserstraße, die dem Kapitän viel Konzentration abverlangt und uns wieder viele, viele Fotos beschert und ein unvergessliches Erlebnis.

Auf der Weiterfahrt zu unserem Ziel Korfos sehen wir plötzlich Thunfische springen. Motiviert durch Stefans Fang und Anleitung, wirft Thorsten unsere Angel aus und wir nehmen uns die Zeit ein paar Kreise zu fahren, um auch einen Thunfisch zu fangen. Doch leider bleibt das Anglerglück aus und wir fahren weiter bis in unsere nächste geschützte Bucht bei Korfos. Auch die Blue pearl ankert hier. Wir bleiben hier 3 Tage. Im Örtchen gibt es 2 Minimärkte und ein paar Restaurants und einen erstaunlich gut sortierten Marine-Shop. Wir können unsere Vorräte hier aufstocken und verbringen ruhige Tage vor Anker. Mit Stefan und Carola haben wir einen weiteren schönen Abend mit Sundowner am kleinen Hotelstrand. Lebensgeschichten werden ausgetauscht und Zukunftspläne erörtert.

Schön Menschen zu finden, mit denen man einfach stundenlang zusammensitzen und reden kann. Mal sehen, wie sich diese beginnende Freundschaft weiterentwickelt und wann wir uns wieder treffen, denn unsere Pläne für die nächsten Wochen unterscheiden sich. Wir müssen weiter, die beiden haben alle Zeit der Welt, weil es kein Ende ihrer Langfahrt gibt. Was für eine schöne Perspektive.


Langfahrer und Liveabords zeichnet eine Eigenschaft besonders aus. Sie sind meistens sehr entspannt. Für uns geht kein 2-wöchiger Segelurlaub zu Ende und wir müssen auch nicht noch soo viel sehen. Wir leben hier auf unserem Boot und haben viel Zeit alles in Ruhe zu erkunden. So können wir uns auch immer wieder Zeit lassen, wenn uns eine Bucht gut gefällt und entscheiden erst später weiterzufahren. Oder wir kommen nochmal wieder. Wer wie Stefan und Carola keinen „Heimathafen“ hat, kann auch einfach weiterziehen.


Jetzt noch etwas Werbung in eigener Sache. Ich habe einen Online-Shop eröffnet und einige meiner Bilder können hier in verschiedenen Größen und Qualitäten bestellt werden. Schaut doch einfach mal vorbei: https://www.pictrs.com/kerstin_wilkens?l=de



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