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Ein Sturm und seine Folgen

Aktualisiert: 28. Nov.




Teil 3 unserer 3-monatigen Tour (Teil 1 + 2 findet ihr in den vorherigen Beiträgen)


Dieser Teil hat es in sich. Wie die Überschrift schon verrät, gab es einen Sturm, der nicht folgenlos blieb. Das und andere Ereignisse haben unsere Pläne ordentlich durcheinandergebracht. Aber der Reihe nach:

Nach der sehr schönen Fahrt durch den Kanal von Korinth sind wir noch ganz ergriffen davon, wie schön und abwechslungsreich die Langfahrt sein kann. Doch wie im wirklichen Leben, liegen auch beim Bootsleben Höhen und Tiefen nah beieinander. Unsere Fahrt von Korfos nach Poros bescherte uns eine Schule von Delfinen, die eine ganze Weile unser Boot begleiteten. Auch wenn man sie immer mal wieder trifft, ist es doch jedes Mal etwas ganz Besonderes. Und dieses Mal waren es auch wirklich viele. Was für ein Erlebnis!


In Poros angekommen, fanden wir ein sehr volles Ankerfeld vor, in dem auch unsere Freunde von der Shivaya ankerten. Ganz schön eng zum Ankern, aber nach einigen Runden fanden wir einen Platz, der uns zusagte und warfen den Anker. Auf 3 m Wassertiefe ließen wir 15 m Ankerkette heraus. Schnell bekamen wir Besuch von unseren Freunden Eberhard und Tina und tranken das Anlegebier zusammen. Die Wettervorhersage sprach von einem leichten Gewitter, dass uns am Spätnachmittag eventuell treffen könnte, aber danach wollten wir an Land essen gehen und unser Wiedersehen feiern. Soweit der Plan …

Am Spätnachmittag zieht das angesagte Gewitter auf – wir schließen alle Fenster und harren der Dinge, die da kommen. Und es kommt schlimm: Wind mit bis zu 70 Knoten (ca. 130 km/h) trifft auf unsere vollbesetzte Bucht, bei strömendem Regen und Blitz und Donner. Thorsten startet die Motoren, um gegen den Anker zu fahren, damit unser Boot an Ort und Stelle bleibt. Nachbarboote tun es uns gleich, sofern überhaupt jemand an Bord ist. Ein Boot in der Nähe treibt ziemlich bald aufs Land zu. Der Ankeralarm schlägt an, unser Anker hält bei diesem starken Wind nicht! Merke: Das Verhältnis von 1 (Wassertiefe) zu 5 (Anker-Kettenlänge), wie es im Lehrbuch steht, reicht nicht immer. Die 15m Kette sind nicht schwer genug, um das Boot mit seinen 16 T Gewicht zu halten. Es gibt erfahrene Kapitäne, die sagen Wassertiefe plus 20 m ist besser. Ich denke das ist sicherlich bei geringer Wassertiefe die bessere Regel.

Wir beide bewältigen diese Situation in guter Teamarbeit. Thorsten hält vorne und Steuerbord im Blick, ich hinten und Backbord. Immer wieder kommen wir den Nachbarbooten zu nah und Thorsten muss steuern, um Schaden vom Boot abzuwenden. Eine ¾ Stunde geht das so – der pure Stress, den wir hochkonzentriert bewältigen. Irgendwann sehe ich unser Dinghi davonfliegen. Immer mal wieder versuche ich die Shivaya in dem Chaos auszumachen, kann sie aber nicht wirklich erkennen.

Irgendwann beruhigt sich das Wetter und wir können uns etwas entspannen. Als der Regen aufhört, können wir wieder an Deck und unser Umfeld checken. Ein Schiff wurde gegen die Kaimauer getrieben. Vor uns haben sich 3 Boote touchiert. Unser Dinghi ist weg, ansonsten ist auf der Soulshine alles soweit ok. Wir sind glücklich einigermaßen unbeschadet durch diese Situation gekommen zu sein.

Inzwischen können wir unsere Freunde auf ihrem Boot wieder sehen und auch, dass bei ihnen irgendetwas passiert sein muss. Wir telefonieren und erfahren, dass ein Nebenlieger in ihr Boot gefahren ist und ordentlich Schaden angerichtet hat. Glücklicherweise dringt kein Wasser ein, aber die Nerven liegen blank. Nachdem alle Kontakt- und Versicherungsdaten ausgetauscht sind und das Schaden begutachtet wurde, kommen die beiden zu uns, um das ganze Unglück zu besprechen und auch, um unser Dinghi zu suchen. Glücklicherweise finden die Männer es, allerdings ohne Motor. Und so kontaktieren auch wir unsere Versicherung.

Wir sitzen noch einige Zeit zusammen, um Stress abzubauen und zu beratschlagen, was wir nun tun und fallen später todmüde in unsere Betten.  Bevor es dunkel wurde zeigte sich das Wetter, wie um uns zu besänftigen, noch von seiner schönsten Seite mit einem wunderschönen Regenbogen.

Weil wir keinen Dinghimotor mehr hatten, zogen wir für ein paar Tage an den Stadtkai von Poros, was auch keine schlechte Wahl war. Wir wurden tägliche Kunden der Eisdiele gegenüber und bei einigen Zügen durch die Souvenirläden wurde das ein oder andere Teil angeschafft.

Der Dinghimotor wurde nach Athen bestellt und die Versicherung bekam eine Beschreibung der Situation. Unsere Freunde machten sich unter Motor direkt auf den Weg nach Athen, um ihr Boot von der Versicherung begutachten und dann dort auch reparieren zu lassen. Es sollte vier Monate dauern, bis das Boot wieder fahrtüchtig war. Aber das ist eine andere Geschichte.

In Poros kamen unsere Söhne an Bord, die nach Athen geflogen und dann mit der Fähre zu uns gekommen waren. Ein familiärer Todesfall beendete schlagartig unser Familientreffen und ich flog nach Deutschland, während die Männer das Boot nach Athen brachten. Zwei Wochen und eine Beerdigung später, waren wir wieder zu zweit auf der Soulshine und schmiedeten Pläne.

Die letzten Wochen waren anstrengend, emotional und wettertechnisch. So viel Wind und keine Besserung in Sicht. Der Schwell in der Bucht machte es nicht besser. Wir waren beide nervlich angeschlagen und konnten uns nicht vorstellen, unseren geplanten Kurs in die Ägäis weiterzufahren. Also mussten neue Pläne her. Wir wollten Ruhe, wenig Wind und Schwell, keine weitere Aufregung. Wo gibt es das? Da wo wir herkamen!  Die unschöne Windsituation hatte nach dem Durchqueren des Korinth-Kanals angefangen und es war auch kein Ende des weiterhin starken Windgeschehens abzusehen.


So beschlossen wir wieder zurückzufahren und im Golf von Korinth ein wenig zur Ruhe zu kommen und neue Energie zu tanken. Gesagt, getan und dieser Plan ging tatsächlich auf. Zurück im Golf von Korinth nahmen wir uns viel Zeit überall, wo es uns gefiel, so lange zu bleiben, bis es uns weiterzog. So war es gut für unser Nervenkostüm.

Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich ein Ereignis der positiven Art. Auf unserer Rückfahrt zum Kanal von Korinth haben wir einen Thunfisch gefangen. Ganze 8 kg hat der Prachtkerl gewogen und weil das Restaurant in der Nähe ihn nicht verarbeiten konnte, haben wir tagelang Thunfisch in verschiedenen Gerichten gegessen und auch unsere Kitty war sehr glücklich über den Fang. Solche Ereignisse muntern einen doch erheblich auf und verbessern Motivation und Stimmung der Crew. Unser erster Fisch!!!

Im Golf von Korinth fuhren wir die schönen Orte der Hinfahrt wieder ab, aber diesmal besuchten wir auch Nafpaktos, eine kleine, betriebsame Hafenstadt, vor der wir ankerten. Hier konnten wir uns neu proviantieren und durch wunderschöne kleine Gässchen schlendern. Viele Restaurants säumen die Straßen und wir hatten ein weiteres leckeres Abendessen am Hafenbecken.

Nun stellte sich die Frage, was wir mit den verbleibenden Wochen tun sollten. Zurück nach Korfu? Ionische Inseln? Im Hochsommer, wo alles so voll ist? Es stand auch ein weiter Flug für Thorsten nach Frankfurt zum Kunden an, den wir dann von Preveza aus planten. Der Golf von Korinth und auch die südlichen ionischen Inseln sind vom Bootscharter-Tourismus weniger betroffen, also ist es dort nicht so voll. Uns war immer noch nach Ruhe und Beschaulichkeit. Nach mehreren Überlegungen sah unser Plan vor dort hinzufahren, wo nicht so viel los ist und jeweils so lange zu bleiben, wie wir wollten.

So ging es weiter nach Mesolongi, wo es erstaunlich ruhig war und vor allem gab es überhaupt Wellen und Schwell am Ankerplatz. Welche Wohltat! Wir blieben 2 Tage und genossen die Ruhe. Das Besondere an Mesolongi, sind die Pfahlbauten, die die Einfahrt zur Stadt säumen.

Dann ging es weiter in die Bucht hinter der Insel Petalas, wo wir sage und schreibe 4 Tage blieben, bis uns der Proviant ausging. Einsamer ging es nun wirklich nicht. 2 – 4 Boote waren mit uns in der Bucht, die sich dadurch auszeichnet, dass sie smaragdgrünes Wasser hat und wunderschön ist. Ansonsten gibt es dort – NICHTS. Deshalb zieht es wohl auch eher wenige Schiffe an. Es gibt nur Natur, keinen Laden, kein Restaurant, keine Wohnhäuser. Weil wir es dort so genossen haben, gab es irgendwann die unvermeidliche Boots-Notration Nudeln mit Soße aus dem Glas – und das ausgerechnet an meinem Geburtstag, den ich noch nie derart einsam gefeiert habe. Aber dieses Jahr hat es gepasst. Am nächsten Tag mussten wir aber los, weil die Versorgungslage in Kühlschrank und „Speisekammer“ denkbar schlecht war.

An der ersten kleinen Hafenstadt mit Geschäft in erreichbarer Nähe auf der Insel Kastos ankerten wir und ich fuhr an Land, um den Müll zu entsorgen und unsere Vorräte aufzufüllen. Zu meiner Verblüffung musste ich feststellen, dass es keine Müllcontainer auf dieser Insel gab. Auf Nachfrage bekam ich die Info, das einmal im Monat ein Müllwagen mit der Fähre kommt und die gesammelten Müllsäcke abholt, ich solle meinen Müll mal wieder mit aufs Boot nehmen. Interessant! Der kleine Supermarkt war ein Biomarkt mit regionalen Produkten und allem, was wir brauchten.  Gut versorgt mit leckeren Dingen ging es mit Einkauf und Müll wieder zurück zur Soulshine.

Wir fuhren weiter bis nach Lefkas, wo wir am Eingang des Kanals dort einen schönen Ankerplatz fanden. Inzwischen näherte sich Thorstens Abflug vom Flughafen Preveza  nach Deutschland und wir mussten einen sicheren Abstellplatz für mich, die Katze und unserer Soulshine finden und buchen.

Wir bekamen einen Liegeplatz für 5 Tage in der Cleopatra-Marina in Preveza, in der wir uns schon auf der Hinfahrt sehr wohl gefühlt hatten. Diese Marina hat nur 50 Wasser-Liegeplätze, sodass auch Kitty mal wieder vom Boot durfte und festen Boden unter den Pfoten spüren konnte.


Thorsten flog also nach Hause und Kitty und ich hüteten das Boot, hatten nette Kontakte mit Bootsnachbarn und ich konnte mit einem hafeneigenen Boots-Shuttle nach Preveza zum Stadtbummeln fahren.

Unsere Soulshine wurde in der Zeit mal wieder von Salzwasser befreit und einige Maschinen Wäsche wurden gewaschen. Außerdem wurde die Reling an einer Roststelle geschweißt und die Passarella repariert.

Diese kleine Marina ist mir sehr sympathisch und eigentlich dazu gedacht, die wartenden Boote zu beherbergen, die in die große Trockenmarina wollen. Also ist dort viel Wechsel und immer etwas zu sehen. Ein Mini-Markt und Restaurant sind weitere nette Annehmlichkeiten, die die Versorgung bei 40 Grad Hitze erheblich erleichtern.

Nach ein paar Tagen war Thorsten zurück und wir planten den letzten Teil unserer Langfahrt.


 

 

 

 

 

 

273 Ansichten7 Kommentare

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7 Comments

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Sybille
Nov 21
Rated 5 out of 5 stars.

Danke für den spannenden Bericht. Alles Gute weiterhin und τα λέμε!

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Gerne - und euch danke für den schönen Abend! τα λέμε!

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Guest
Nov 16
Rated 5 out of 5 stars.

Wie schön das Ihr alles gut überstanden habt. Ich hoffe der letzte Abschnitt bringt mehr schöne Dinge.

LG Marion

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Das kann ich dir schon versprechen ;-)

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Guest
Nov 16
Rated 5 out of 5 stars.

Danke, was für ein Abenteuer!!!

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Ja, das war es wohl!

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