top of page

Entspanntes Bootsleben

Aktualisiert: 30. Nov.

Teil 4 unserer Langfahrt im Sommer 2024

Die Teile 1 - 3 findest du in den vorherigen Beiträgen.


Platsch! – Was ist da ins Wasser gefallen? Es ist so heiß, muss ich mich bewegen und nachsehen? Ich sollte …  Langsam erhebe ich mich von meinem Schattenplatz auf der Fly und gehe nachsehen. Mein Mann, den ich am Schreibtisch wähnte, schwimmt im kristallklaren Wasser. Ich springe hinterher. Wir albern ein wenig im Wasser rum und genießen die gemeinsame Zeit. Abkühlen tut uns das Meer aber heute, Mitte August, nicht. Man kann höchstens den Schweiß abspülen und die anschließende Süßwasserdusche genießen.

Doch es gibt eindeutig Schlimmeres, als im ionischen Meer unterwegs zu sein und als einziges Problem die Hitze zu haben. Wir haben keine Klimaanlage und es ist für Thorsten oft eigentlich zu warm zum Arbeiten. Er schlägt sich sehr tapfer, wenn auch nicht immer korrekt angezogen.


Nachdem wir unseren Hafenplatz in der Cleopatra Marina in Preveza verlassen haben, fahren wir mit gefühlt 100 anderen Booten Richtung Lefkas. Es ist Hochsaison und voll hier! Unsere Idee ist es, möglichst schnell möglichst weit in den Süden zu fahren. Weit weg von Charterbasen und Anfängercrews. Es tut mir leid, dass das jetzt etwas abwertend klingt, aber unsere Erfahrungen mit Charterbooten sind nicht ausschließlich positiv. Was kein Wunder ist. Meist hat der Skipper nur seine 1 – 2-wöchige Sommer-Segel-Erfahrung und außerdem eine gänzlich unerfahrene Crew an Bord. Das ist eine herausfordernde Situation, um die ich die Freizeit-Skipper nicht beneide. Ein hoher Druck lastet auf dem Kapitän. Wenn ich bedenke, wie viel Zeit wir so gebraucht haben, um uns wirklich gut und sicher auf unserem Boot und mit den Manövern zu fühlen, dann kann ich diese Skipper immer nur für ihren Mut bewundern. Aber so ist es auch kein Wunder, dass Einige mit bestimmten Situationen nicht souverän umgehen können oder so manches Manöver mangels Übung einfach nicht beherrschen. Gegenseitige Rücksichtnahme, Geduld und viel Abstand beim Ankern ist eine bewährte Strategie.

Zudem prallen in unserem Falle auch unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander. Wir wollen nachts keine Party machen, eine Urlaubscrew oft aber schon. Auch lautstarke Wasseraktivitäten können uns schon mal den letzten Nerv rauben, aber diese Menschen haben 1 Woche teuer bezahlten Urlaub. Wir nicht. Und wir gönnen ihnen ihren Spaß, müssen aber auf Abstand gehen, um unsere eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.


Und so landen wir an unserem ersten Abend nach einer weiteren Durchquerung der Drehbrücke von Lefkas in einer wunderschönen Bucht der Insel Kalamos. Sie ist zwar gut besucht, aber trotzdem sehr beschaulich. Das Wasser ist auch nicht soo warm. So starten wir also in den letzten Monat unserer Tour. Abends – nach einem Blick auf das Wetter – beschließen wir am nächsten Tag unter Arbeit den ganzen Tag bis nach Zakynthos zu fahren.


Nach einem wunderschönen Sonnenaufgang und unserem obligatorischen Frühschwimmen geht´s los. 8 Stunden sehr ruhiger Fahrt liegen vor uns. Keine Welle, kein Wind. Ein Graus für Segler, für uns ein Segen. Mit guter Musik, einem Kaffee und Müsli verlassen wir die schöne Bucht und fahren Richtung Süden. Wie jeden Morgen um 10.00 (in Deutschland 9.00), startet mein Mann seinen morgendlichen Video-Call – mitten auf dem Meer, mit Frau am Steuer! Er taucht ab in seine Arbeitswelt und ich habe Fly, Meer, Musik und Verantwortung alleine. Das sind ganz besondere Momente. Ich bin dankbar für sein Vertrauen und für diese Möglichkeit zu leben. Es berauscht mich manchmal geradezu. Was für ein schönes Bootsleben haben wir uns da aufgebaut!

Also höre ich den ganzen Tag Musik, podcasts oder nur das Wellenrauschen und steuere uns ohne besondere Vorkommnisse bis Zakynthos. Manchmal kommt Thorsten mit einem Kaffee zu mir, wir essen zwischendurch. Ansonsten ist es, zumindest für mich, ein total entspannter Tag. Thorsten sitzt auf dem Deck am Heck und steuert Projekte.

In Zakynthos angekommen, ankern wir wieder ganz im Süden vor der Schildkröteninsel im Naturschutzgebiet. Wir kennen es hier schon vom letzten Mal und sind so ziemlich an derselben Stelle angekommen. Hier liegen nur noch 2 Boote, aber ein Stück entfernt sehen wir einige Superyachten, die auch die Schönheit und die Schildkröten hier genießen.

In diesem Gebiet gibt es ausgewiesene Ankergebiete und Ankerverbote an Stellen, wo die Schildkröten ihre Eier legen. Es gilt ein Schnellfahrverbot, was uns vor den sonst oft aktiven Jetski-Fahrern schützt. Ansonsten wird es mit dem langsam fahren nicht so genau genommen.

Ich frage mich immer, was die Menschen treibt, durch ein Gebiet zu rasen, in dem Wasserschildkröten leben. Meistens kommen diese Leute doch genau deshalb dorthin. Dann mieten sie ein Boot und rasen zu den Stellen, an denen die Schildkröten oft zu sehen sind. Ob sie sie dann auch sehen? Oder sie vielleicht verscheucht haben? Und der Gedanke, dass diese Tiere auch in der ganzen Bucht wohnen und verletzt werden könnten? Ich werde so etwas nie verstehen. Immerhin haben die Mietboote ihre Propeller mit einer Art Käfig versehen.

Wir bleiben hier ganze 5 Tage. In dieser Zeit fahren wir auch mal an Land, um einzukaufen und essen zu gehen, aber hauptsächlich sind wir an Bord und im Wasser. Das Städtchen Keri ist reichlich unspektakulär. Aber Zakynthos Stadt soll sehr schön sein und so machen wir uns am 6. Tag auf, um dorthin zu fahren.


Nach gut 2 Stunden Fahrt kommen wir an und machen im Hafen von Zakynthos fest. Hier merken wir wieder, dass Hauptsaison ist. So viele Menschen, die an den Booten vorbeiflanieren, so viele Autos, Musik, Bewegung und Energie.


Zakynthos ist wirklich schön und wir verbringen hier 2 Tage mit schönen Abenden in guten Restaurants und Bars, vielen Begegnungen und noch mehr Eis. Hier kann man es echt gut aushalten, wenn man die Betriebsamkeit mag. Viele kleine Gassen durchziehen die Stadt, gesäumt von Bars, Tavernen und kleineren und größeren Läden mit Souvenirs, Kleidung, Kunst und Lebensmitteln. Hier gibt es alles, was das (Touristen-)Herz begehrt. Ich bekomme als kleines Souvenir 2 schöne Schüsseln mit Schildkrötenmotiven. Manchmal muss es halt sein, Platzprobleme hin oder her. Und neuer Proviant wird eingekauft, das fehlt doch inzwischen einiges.

Hier können wir auch tanken und sind dann somit wieder mit allem ausgerüstet, was man für ein paar Tage auf See so brauchen könnte. Weil wir unseren Wassermacher im Hafen nicht benutzen möchten, tanken wir sogar Frischwasser aus einem Tankwagen.


Da für den nächsten Tag mittags Gewitter angesagt ist, starten wir schon morgens um 7.00 zu unserer 5-stündigen Fahrt nach Kefalonia zum schönen Dörfchen Effimia. Auch hier waren wir schon auf dem ersten Teil unserer Fahrt und so freue ich mich schon auf das schöne Eckcafe mit der chilligen Musik am Stadtkai. Außerdem gibt es eine gute Self-service Wäscherei, die ich gerne aufsuchen möchte. Diese beiden Dinge lassen sich bestens verbinden, weil man ja beim Waschen viel warten muss …


Weil das angesagte Gewitter scheinbar auch tatsächlich kommt, legen wir uns an den Stadtkai, was sich als weise Entscheidung entpuppt. Nach und nach kommen immer mehr Schiffe an, um sich vor dem Wetter zu schützen. Nach unseren letzten Gewitter-Sturm-Erfahrungen (Blogbeitrag: ein Sturm und seine Folgen) sicher eine gute Idee. Das Gewitter kommt als sanftes Sommergewitter daher und wir fühlen uns wohl mit unserem Liegeplatz.

Damit uns unsere Bordkatze nicht wegläuft, müssen wir immer wieder die Passarella (Gangway) hochziehen, was teilweise dazu führt, dass ich ausgesperrt werde, weil Thorsten wegen einer Videokonferenz nicht mitbekommt, dass ich wieder da bin. Dann MUSS ich zwischendurch Eis essen gehen, bis er es merkt. Welches Opfer!


Wir bleiben hier 3 Tage, bevor es dann am Wochenende weitergeht. Nächstes Wochenende wollen wir dann wieder zuhause in unserer Marina Gouvia sein. Auf dem Rückweg wollen wir noch einmal in „unsere“ einsame Bucht an der Insel Petalas. Die, wo das Wasser so grün war und ansonsten nichts als Natur war. Und ein wahnsinnig toller Sternenhimmel. Nach 3 Stunden Fahrt ohne Wind und Welle, sind wir wieder da und ankern im grünen Wasser.

Abends liegen wir an Deck und sehen die Milchstraße und tausende Sterne, die es fast unmöglich machen die uns bekannten Sternbilder zu entdecken. So wenig Lichtverschmutzung macht dieses intensive Sternenerlebnis möglich. Jedes Mal empfinde ich es als Wunder in die Weite des Weltalls zu blicken. Wie winzig klein wir doch sind. 💫


Thorsten versucht sich mit abendlichem Angeln vom Dinghi aus und zieht in der Bucht seine Kreise. Leider fängt er nichts. Seit unserem grandiosen Thunfischfang hat leider kein Fisch mehr den Weg an seine Angel gefunden.

Über Kastos geht es dann zurück nach Lefkas, um noch 2 Tage in der Lefkas Marina zu verbringen. Hier wollen wir unbedingt noch einmal in das Thunfischrestaurant, was uns schon mehrfach begeistert hat. Fangfrischer Thunfisch und andere Zutaten kann man in der Küche bestaunen und fürs Essen zusammenstellen. So lecker!

Schon während des Essens hören wir Live-Musik und gehen nachsehen, was in den Straßen los ist. Scheinbar ein Treffen von Folklore-Gruppen aus verschiedenen Ländern, was mit viel Gesang und Musik und Tänzen einhergeht. Sehr bunt und vielfältig dieses Treiben. Wir lassen uns ein wenig mitnehmen von den folkloristischen Darbietungen, der guten Laune und der Traditionen. Morgen scheint es einen großen Wettbewerb zu geben, heute bereiten sich die Gruppen vor. Gesättigt an Leib und Seele fallen wir an diesem Abend ins Bett.

Lefkas ist die Stadt der bunten Häuser. Nachdem 1953 ein großes Erdbeben auch diese Stadt zerstört hat, wurde hier ein ganz eigener Stil beim Wiederaufbau verfolgt. Die Häuser sind mit Wellblech verschalt, was wiederum in den verschiedensten Farben bemalt wurde. So entstand ein ganz besonderer, wie ich finde, sehenswerter Stadtkern. Bunt und vielfältig, lebhaft und laut. Die Stadt hat eine wunderbare Energie und abseits der touristischen Souvenirstraßen geht es auch wieder gemächlicher zu. Am zweiten Tag breche ich zu einer kleinen Fototour auf und finde noch das ein oder andere Motiv, was mich anspricht.

Unterwegs nach Hause reizt uns jetzt noch eine Bucht am Festland von der wir gehört haben. Two Rocks Bay in der Nähe von Parga. Nach dreieinhalbstündiger Fahrt kommen wir morgens dort an und ankern zwischen den vorhandenen anderen 4 Booten. Wir denken, es können noch so 2 – 3 Boote dazu kommen, dann ist diese pittoreske Bucht voll. Wie sehr man sich täuschen kann. Am Abend ankern hier sage und schreibe 18 Boote. Viel zu eng! Wir sind glücklich, dass das Wetter wohl ruhig bleiben soll, sonst hätten wir die Bucht verlassen. Wenn alle bei wenig bis gar keinem Wind sanft hin und her schwoien kann nicht allzu viel passieren. Bei Wind sieht die Lage ganz anders aus und wird gefährlich. So ankert der ein oder andere gegen Abend noch einmal um, aber alles in allem sind wir sehr entspannt.

Sanfte 70er Jahre Musik tönt über die Bucht. Sie kommt aus einer Bar, die oben über der Bucht liegt und den ganzen Tag angenehme Musik in angenehmer Lautstärke spielt. Das Wasser ist türkis und durchsichtig und die namengebenden Steine und Felsen geben eine schöne Kulisse ab. Gegen Ende unserer Langfahrt ist das nochmal ein sehr schönes Erlebnis hier.

Abends fahren wir an Land, um der erwähnten Bar einen Besuch abzustatten. Es ist alles sehr einfach, hat aber durchaus einen gewissen Charme, der uns eine Weile hier oben hält.


Am nächsten Morgen gibt es einige gewagte Ablegemanöver. Aus diesem engen Ankerfeld fährt es sich nicht so einfach wieder hinaus. Aber alles geht gut, man muss halt ein wenig die Augen offenhalten, um mitzubekommen, wenn es brenzlig wird. Bei uns an Bord gibt es einen sogenannten „Joker-Fender“. Der hat keine besondere Aufgabe, außer bei unvorhergesehener „Kontaktaufnahme“ anderer Boot dazwischenzugehen um Schaden zu vermeiden.

Plötzlich kommt ein großer Katamaran direkt auf uns zu. Hat der keine Augen im Kopf? So langsam sollte er abdrehen oder aufstoppen. Vorne auf dem Bug zwei wild winkende Gestalten. „Kennen wir die?“ frage ich meinen Mann. Na klar, das sind unsere Stegnachbarn aus der Marina Gouvia. Wieso sehen die so anders aus? Weil deren Besuch an Bord eifrig mit winkt und wir unsere eigentlichen Nachbarn gar nicht sehen. Und aus dieser Perspektive habe ich auch das Boot nicht erkannt. Wir kommen eindeutig in heimische Gefilde, wenn wir Boote und Crew kennen. Es gibt ein herzliches Hallo, bevor sich der Katamaran einen Ankerplatz sucht. Wir wollen uns dann in ein paar Tagen in der Marina auf ein Bier treffen und unsere Erlebnisse austauschen.


Wehmütig verlassen wir am nächsten Morgen diesen Ankerplatz, wohl wissend, dass er von unserer Marina aus sehr gut wieder zu erreichen sein wird. Wir kommen wieder Two Rock Bay!

Die letzten Tage der Langfahrt sind angebrochen. 3 Monate sind fast vorbei. Unseren letzten Abend verbringen wir in unserer Lieblingsbucht auf Korfu bei Petriti. Im Fischrestaurant werden wir begrüßt wie Familienmitglieder – es ist schon wie nach Hause kommen. Eine letzte Nacht vor Anker und dann geht’s die letzten knapp 3 Stunden zurück auf unseren Liegeplatz in der Gouvia Marina.


Schon bald wird Besuch kommen und dann geht es wieder los. Auf kürzere Trips rund um diese wundervolle Insel.


 

 

 

118 Ansichten2 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

2 Comments

Rated 0 out of 5 stars.
No ratings yet

Add a rating
Andreas
Nov 30
Rated 5 out of 5 stars.

Hallo Ihr Drei,

Ihr macht einem richtig Lust immer mehr zu erfahren, ganz toll !

Ich beneide Euch um diese Art zu leben, aber ich gönne es Euch von Herzen ❤️

Passt immer gut auf, damit es noch viele Folgen Eures Reiseberichtes gibt.

Liebe Grüße und Schiff ahoi

Andreas

Like
Replying to

Hallo Andreas,

schön, dass dir der Blog gefällt. Im Winter geht es hier jetzt ruhiger zu, da fahren wir nicht mehr raus ... Das hat dann so seine eigenen Herausforderungen.

Liebe Grüße, Kerstin & Thorsten

Like
bottom of page