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Es ist 6.30 Uhr und ich bin wach – hellwach.

Mal sehen, was meine Menschen so machen, aber sie rühren sich nicht. Ich maunze – nichts. Ich springe mal aufs Bett und finde eine Hand, die ich ausführlich säubere. Als Dank werde ich gestreichelt, was mich laut schnurren lässt. Morgens bin ich einfach sehr schmusig, aber ich muss immer so lange warten, bis jemand aufsteht.


Jetzt gehen beide nacheinander auf die Toilette - ein spannendes Ding! Obwohl ich sicher schon 100-mal geschaut habe, habe ich noch nicht herausgefunden, wohin das Wasser verschwindet. Aber ich weiß, wie sie es anschalten. Vielleicht probiere ich den Knopf demnächst mal aus.

Jetzt verschwinden beide wieder ins Bett, das ist langweilig. Ich gehe wieder die 3 Stufen zum Salon hoch und hole mein Bällchen. Das lasse ich immer wieder die Treppe herunterfallen, weil das so schöne Geräusche macht. Jetzt geben meine Menschen das Schlafen auf und stehen auf. Hurra! Ich renne rum, nach draußen, nach drinnen, lasse mich streicheln. Einfach schön!


Ich bin Kitty und wohne seit Dezember bei meinen Menschen Kerstin und Thorsten auf ihrem schönen Boot Soulshine. Ich habe sie auf dem Steg im Hafen gefunden und beschlossen bei ihnen zu leben, als ich 4 Monate alt war. An mein Leben davor kann ich mich nicht erinnern.


Anfangs war ich sehr vorsichtig, weil alles sehr neu war. Ich bin wochenlang nie vom Boot gegangen, habe aber alles erkundet, was es hier so gibt. Ich kenne jede Schublade und jeden Schrank. Was die alles haben! Später habe ich mich dann doch mal runter von Schiff getraut und bin in alle Richtungen ein paar Meter gelaufen. Bei Gefahr renne ich aber ganz schnell zurück – hier fühle ich mich sicher.


Eines Tages haben meine Menschen ihre Routine geändert. Sie sind viel hin und her gelaufen und haben Fenster geschlossen, an den Leinen, mit denen ich so gerne spiele, was verändert und ganz oben am Steuerstand eine Plane abgenommen. Jetzt gibt es dort interessante Knöpfe und ein großes Steuerrad. Spannend!


Dann ging plötzlich ein Riesenradau los. HILFE! Was ist das??? Kerstin wusste wohl was passiert und hat mich auf den Arm genommen und beruhigend gestreichelt. Alles vibriert, das fühlt sich nicht schön an. Jetzt bekomme ich auch noch eine Leine um und werde ganz oben und weit weg von dem Krach angebunden. Thorsten kommt dazu und dann kommen neue Geräusche und sie rufen was und mein schönes zuhause bewegt sich schaukelnd voran.

Ich weiß gar nicht was ich tun soll, wo ich liegen soll, ob ich lieber rumlaufe. Also miaue ich mal so lange, bis auch Kerstin wieder da ist. Meine Menschen sind total entspannt. Dann ist wahrscheinlich alles gut. Kerstin nimmt mich auf den Schoß – das ist eine Weile gut. Dann muss ich wieder herumlaufen, auch mal über die Reling gucken – das ist eigentlich lustig, wie das Wasser da unten vorbeirauscht. Das Wackeln ist auch nicht soo schlimm, ich bin ja schließlich eine Katze. Nach 1 Stunde wird das alles ziemlich langweilig und ich schlafe den Rest der Zeit.


Neuerding sind wir gar nicht mehr in „unserem“ Hafen und fahren viel herum. Ich habe beschlossen, dass ich die Fahrt am besten „genießen“ kann, wenn ich in meiner Transporttasche schlafe. Wenn wir irgendwo ankommen, laufe ich auf dem Boot rum, aber runter vom Boot geht es nicht mehr – überall ist Wasser! Außerdem ist es ganz schön warm geworden und ich schlafe tagsüber viel. Auch nicht schlecht, dann kann ich abends nochmal so richtig aufdrehen. Meine Menschen spielen mit mir verstecken und mit Leinen und Bällchen und wir haben so richtig Spaß.

So langsam habe ich mich an die neue Situation gewöhnt. Das Schaukeln auf den Wellen hält mich nicht davon ab herumzulaufen und zu spielen. Dass meine Menschen manchmal mit einem Mini-Boot an Land fahren, nehme ich gelassen. Dann habe ich alles für mich alleine und manchmal schleiche ich mich dann in das große Bett zum Schlafen. Wenn sie dann wiederkommen, begrüße ich sie und „helfe“ mit den Leinen. Das macht Spaß!

Thorsten sitzt auch auf der Tour tagsüber meistens drinnen am Computer, dann klettere ich an ihm hoch und lasse mich streicheln. Kerstin ist mehr unterwegs und räumt, kocht, macht was mit Leinen oder fährt mit dem Mini-Boot weg. Aber sie kommt immer wieder. Meist räumt sie dann wieder was in die Schränke und ich kann mal gucken, ob darin noch alles in Ordnung ist. Und auch in den Taschen und dem tollen Wagen, den sie manchmal benutzt. Da krabbele ich dann gerne rein und verstecke mich. Es riecht immer nach fremden Sachen und außerdem liebe ich es IN Dingen zu sein.


Ich überlege immer, ob ich mal mit in das Mini-Boot möchte, aber ich weiß nicht, ob ich mich das traue. So lange bleibe ich lieber an Deck und schaue hinterher und warte bis sie wiederkommen. Und das tun sie immer!

Immer wenn ich aufwache, gucke ich nach wie es draußen aussieht. Manchmal dreht sich das Boot und es sieht jedes Mal anders aus. Und es riecht immer wieder anders. Manchmal springen meine Menschen ins Wasser – wie können sie nur? Aber ihnen scheint es zu gefallen.

Auf diesen wahnsinnigen, vibrierenden Krach, wenn es wieder losgeht, könnte ich gut verzichten, aber langsam gewöhne ich mich auch daran. Scheinbar leben wir jetzt so.


Manchmal fahren wir ein paar Stunden, dann stoppen wir 1 -2 Tage mitten im Wasser, dann fahren wir wieder. Auch nicht schlecht – an Land hat es mir sowieso nicht so viel Spaß gemacht. Auf dem Boot kenne ich mich aus. Es gibt viele wunderbare Plätze für mich und genug Platz zum Rennen, Springen und Ausruhen. Mal sehen, wie mein aufregendes Leben so weitergeht.


Aktualisiert: 20. Juni 2024

Gestern Abend in Korfu an der Kaimauer: 2 Paare verabschieden sich mit Tränen in den Augen, versichern sich gegenseitig in Kontakt zu bleiben und dass es eine schöne Zeit zusammen war. "Wir treffen uns sicherlich auf dem Wasser".

Danach steigen wir in unser Auto und fahren zu unserer SOULSHINE in die Marina Gouvia zurück. Unsere Freunde Melissa und Chris besteigen ihr Dinghi und fahren zu ihrem Katamaran, der schon vor 2 Wochen die Marina verlassen hat und seitdem in der Bucht von Korfu-Stadt ankert. Morgen geht es für die beiden auf eine lange Tour mit noch ungewisser Route und Ziel.

So ist das Bootsleben. Temporäre Freundschaften bilden sich. Melissa & Chris sind nun schon der 2. Abschied für eine längere Zeit. Unsere Freunde Tina & Eberhard sind schon vor 1 Woche auf ihre Langfahrt gestartet. Bei ihnen wissen wir wenigstens, dass sie im Herbst wieder zurück sind, bei Melissa & Chris steht das Winterdomizil 24/25 noch nicht fest. Auch Graz und Gina brechen bald auf - es muss vorher noch an der Elektronik geschraubt werden. Michael, unser Nachbar startet nächste Woche Richtung Karibik 😯🏝️.


So fühlt sich unser Saisonstart in Griechenland an. Die Aufbruchstimmung ist greifbar. Jedes Gespräch dreht sich um Routenplanung, geschützte Buchten, schöne Ankerplätze, Restaurants, Sehenswürdigkeiten usw. und um Reparaturen, die bis zum Aufbruch noch erledigt werden müssen. Überall wird die Saison vorbereitet, geschraubt, geputzt, auf- und ausgerüstet, Proviant gekauft.


Unser grober Plan sieht so aus, dass wir Richtung Süden fahren, über die ionischen Inseln Paxos, Lefkas, Ithaka, Kefalonia und Zakynthos. Danach gehts in den Golf von Korinth mit zahlreichen Buchten und Örtchen und durch den Kanal von Korinth. Auf der anderen Seite warten dann die saronischen Inseln auf uns. Und Athen. Und die Kykladen. Und…. Die genaue Route wird sich ergeben, wenn wir dort sind. In dieser Region bekommen wir auch nochmal Besuch, der nach Athen fliegt und dann (wir wissen noch nicht wie) zu uns kommt. Im August geht es durch den Kanal von Korinth zurück und dann je nach noch vorhandener Zeit schneller oder langsamer zurück in „unsere“ Marina Gouvia.



Wir sind sicher, dass wir auf unserer Tour viele neue Erfahrungen machen, einige neue Bootsleute kennenlernen werden, wir hoffen auf Begegnungen mit Delfinen und Wasserschildkröten und werden einige sehenswerte Ort erkunden. Der Kanal von Korinth wird sicher ein besonderes Highlight sein.

Wir haben schon viele Tipps bekommen. Manche von unseren Bekannten kennen das Revier schon, andere wie wir, wollen es diesen Sommer erkunden. Unsere Pläne verfeinern sich und so langsam muss es auch losgehen. Der Mai ist noch für Besuch reserviert, aber Ende des Monats sind wir dann auch für 3 Monate unterwegs. Endlich Langfahrt!


Dieser grobe Plan wird sich sicherlich noch zigmal ändern. Je nach Wind und Welle, Lust und Laune. Und natürlich, wenn wir unterwegs unsere Freunde treffen können. Oder neue temporäre Freunde, die auf ähnlichen Routen unterwegs sind. Man trifft sich immer wieder mal in einer Ankerbucht oder an Land, oder fährt ein Stück gemeinsam. Soweit die Idee. Mal sehen, wie die Wirklichkeit aussieht. Hilfreich sind WhatsApp und die Marine tracking Apps (Vesselfinder, Marinetraffic). Boote, die ein AIS (für Landratten: GPS) Signal aussenden, können per App geortet werden. So können wir uns gegenseitig finden und evtl. unsere Routen aufeinander abstimmen. Auf so einer langen Tour ist es schön bekannte Gesichter zu sehen.


Bis zur Abfahrt gibt es noch ein paar Dinge zu tun. Bei unserer letzten Ausfahrt haben wir ein neues Geräusch in der Selbststeueranlage gehört und möchten gerne abklären, was das ist, bevor wir losfahren. Unsere Bordtoilette macht mal wieder Probleme und die Passarella (elektrische Gangway) fährt zwar heraus, aber nicht wieder herein. Unsere wunderbare Winter-Persenning, die unser Achterdeck so schön vor Wind und Regen geschützt hat, muss gereinigt, abgebaut und verstaut werden. Natürlich kaufen wir vor der Abfahrt ein paar lang haltende Lebensmittel und Getränke ein, denn ab Abfahrt stehen uns nur noch das Dinghi und ein Einkaufstrolley zur Verfügung.


Glücklicherweise müssen wir kein Wasser mehr schleppen. Seit 2 Wochen sind wir stolze Besitzer eines Wassermachers, der aus Salzwasser Süßwasser machen kann. Wir haben die Qualität getestet und sind begeistert. Geschmacklich und von den gemessenen Werten wunderbar trinkbar. Zudem müssen wir jetzt wegen des Wassers auch nicht mehr an Land, um unsere Tanks zu füllen. Wir müssen nicht mehr soo sparsam damit umgehen und können z.B. länger duschen.

Unsere Solaranlage wurde auch aufgerüstet und zwei energiefressende Kühlschränke durch einen modernen Kühlschrank ersetzt. So sind wir jetzt weitgehend autark und können auf unserer Tour ankern und müssen Häfen nur ansteuern, wenn es aus irgendwelchen Gründen sinnvoll ist.

Wir werden arbeitenderweise unterwegs sein. Da Thorsten ja leider nicht 3 Monate Urlaub nehmen kann, sondern nur 3 Wochen, werden wir die längeren Touren an den Wochenenden fahren und kürzere nach Feierabend oder vor Arbeitsbeginn. Außerdem fliegt mein Mann auch 2x in dieser Zeit nach Deutschland zum Kunden, sodass wir dann im Hafen liegen werden. Zeit, um Wäsche zu waschen, sich keine Gedanken um einen sicheren Ankerplatz zu machen und öfter mal festen Boden unter den Füßen zu haben. Sicher dann auch mal schön.

Und unsere Katze? Sie ahnt von allem nichts und lebt in den Tag hinein. Keine Pläne, keine Ahnung von einer Tour. Sie lebt einfach im Augenblick – beneidenswert. Bei unseren vergangenen Ausfahrten hat sie alles gut mitgemacht. Da sie eher vorsichtig ist, brauchen wir auch keine große Angst davor zu haben, dass sie über Bord geht. Unser Boot hat eine hohe Bordwand, sodass sie nicht einfach von Bord fallen kann. Sie kennt sich inzwischen auch gut mit den Bootgegebenheiten aus und das Gewackel unterwegs macht ihr scheinbar auch nicht so viel aus. Wenn wir fahren, legen wir sie an eine lange Leine, damit wir sie nicht immer im Auge behalten müssen. Vor Anker darf sie frei herumlaufen. Alles andere wird sich dann ergeben. Insgesamt ist sie sehr unkompliziert und solange wir genug Futter an Bord haben, sollte es ihr gut gehen.


Wir freuen uns riesig auf unsere Tour, sind aufgeregt auf unser neues Abenteuer und werden von unterwegs berichten. Unsere Freunde unterwegs schicken uns schon fleißig Fotos von Orten, die wir auch besuchen werden.



 

 

 



Paar mit Katze auf dem Boot

Jetzt leben wir tatsächlich schon ein Jahr auf unserer Soulshine und um es vorwegzunehmen: Wir bereuen es nicht.

schwimmende Frau

Ein Jahr bedeutet, wir haben jetzt alle Jahreszeiten auf Korfu durchlebt und ich muss sagen, dass jede Zeit etwas für sich hat. Anfangs hat es ja viel geregnet, so dass ich schon dachte, die Entscheidung wäre falsch https://www.bootsleben.com/post/regenwetter). Allerdings hat sich im Jahresverlauf das Wetter von seiner besten Seite gezeigt. Okay, im Sommer von Ende Juli bis Mitte August war es unerträglich heiß und wir sind ins verregnete Schweden geflüchtet – dieses Jahr bleiben wir hier.






Frau auf einem Boot, die Kaffee trinkt

Es hat sich gezeigt, dass wir die Sonne und das milde Klima jeden Tag genießen. Meistens scheint die Sonne und wenn es regnet (Korfu ist ja mega-grün, also muss es regnen), dann schüttet es. Kein langsames einregnen oder Nieselregen. Es gießt, als hätte jemand die Dusche angestellt und genauso hört es auch wieder auf. Es gab einige wenige regnerische, graue Tage, aber überwiegend hatten wir Sonnenschein. So hatten wir uns das gedacht!

Das führt dazu, dass wir jeden Tag draußen sein können. Wir sitzen viel an Deck – auch zum Arbeiten. Wir laufen viel und erkunden die Insel. Ich mache endlos viele Fotos.

Regentropfen auf dem Boot

Wir fühlen uns sehr naturverbunden, auch weil nicht viel zwischen uns und der Natur ist. Alles ist unmittelbar. Wenn es Wellen gibt, wackelt das Boot. Bei Sturm auch mal mehr. Wenn es regnet, hören wir das laut im Salon und manchmal drückt der Wind den Regen ins Boot – wir haben ja nur Schiebetüren, die bei Wind manchmal nicht dicht genug sind. Wenn die Sonne scheint, wird es im Boot schnell warm, was im Winter richtig schön und im Sommer manchmal zu viel ist. Also beschatten wir die Fenster je nach Sonnenstand und Jahreszeit.




Blumenwiese

Korfu selbst hat an Land eine so wunderschöne Natur, dass wir es lieben Auto- und Wandertouren über die Insel zu machen, die uns mit spektakulären Ausblicken und einer Farbenpracht an Blüten belohnt. Nicht zu vergessen die vielen, teils uralten Olivenbäume. Es gibt richtige Olivenbaum-Urwälder. Die Stimmung dort ist unbeschreiblich.

Sonnenaufgang über dem Meer

Wenn wir mit dem Boot unterwegs sind, sind wir noch näher an der Natur. Vor jeder Fahrt werden das Wetter und die Welle gecheckt und die Pläne danach ausgerichtet. Die nächste Bucht sollte auf der windabgewandten Seite liegen. All das muss berücksichtigt werden. Wir lieben diese Art der Routenplanung und finden uns sehr flexibel, wenn alle Pläne mal wieder umgeworfen werden. Über Sonnenauf- und untergänge muss ich hier glaube ich nicht reden.



Wellen, die auf den Strand treffen

Zur Natur gehört natürlich auch das Wasser was uns trägt und umgibt. Es ist einfach wunderbar jeden Tag aufs Meer zu sehen, oft durch klares Wasser bis zum Meeresgrund oder auch den aufgepeitschten Wellen zuzusehen. Wir werden nie müde das zu tun. Und natürlich darin zu schwimmen, was unterwegs zusammen mit SUP fahren zur Unterhaltung und zum Sportprogramm gehört.



Frau, die SUP auf dem Meer fährt

Sport ist ein Thema, was kommt und geht. Im Hafen versuchen wir an Bord Sport zu machen. Pilates, Bodyweight und Joggen/walken stehen auf dem Programm. Ich habe einen Pilateskurs in einem Sportstudio gefunden, den man stundenweise bezahlen kann. Im Sommer können wir natürlich zusätzlich schwimmen. Dieser Aspekt „Sport“ hat im Fazit ein „geht so“, weil regelmäßige Kurse oder Trainings nicht möglich sind und beim „hometraining“ niemand korrigiert. https://www.bootsleben.com/post/sport-an-bord


Fragezeichen auf Handy

Noch ein „geht so“ hat das Thema Information. Wir bekommen sehr wenig von der griechischen Tagespolitik mit, weil wir die Nachrichten nicht verstehen können. Es gibt ein internationales Nachrichtenportal, in dem wir lesen, aber so richtig informiert fühlen wir uns nicht. Unsere Online-Zeitungen und News sind nach wie vor deutsch, so auch unser Radioprogramm was wir gerne zur Unterhaltung und Information hören.

Paar an der Küste

Nach einem Jahr mit festem Hafenplatz in Korfu haben sich auch Kontakte mit anderen Menschen ergeben. Wir kennen ein paar andere „liveaboards“, mit dem Nachteil, dass wir meistens englisch kommunizieren. Gut, dass wir es so gut können, aber anstrengend ist es schon. Auch oft nicht so differenziert, weil man sich ja doch eher einfacher ausdrückt. Schön auch deutsche Freunde im Hafen zu haben, die zumindest halbjährig auf ihrem Boot leben.







Menschen auf einem Boot beim Essen

Die ganze Bootscommunity zeichnet sich durch eine Offenheit und Flexibilität aus, die „Landratten“ oft so nicht haben. So sitzen wir oft mit diversen Nationalitäten zusammen und tauschen uns aus. Natürlich über Bootsthemen, wie Technik, Routen, Möglichkeiten des Bootslebens. Aber auch über Rituale bei Festen, Politik, Umweltschutz und was die Menschheit sonst so bewegt. Da bekommt man doch oft nochmal einen ganz anderen Blickwinkel für manche Themen.

zwei Frauen im Hafen, die Sekt trinken

Wir haben auch Landkontakt durch unser „digitalen Nomaden“, die teils zeitweise, teils ganzjährig auf Korfu leben. Auch das ist ein bunt gemischter Haufen, mit dem wir manches interessante Gespräch führen.

Aber …. Unsere „alten“ Freunde fehlen uns. Da kann man noch so viel telefonieren und zoomen, den „echten“ Kontakt kann das nicht ersetzen. Wir wussten, dass das unser schwierigstes Thema sein würde und genau das hat uns auch so lange zögern lassen. Diese besonderen Freunde verstehen uns einfach ab dem ersten Satz, kennen unsere Geschichte und unsere Themen.


Paar hält eine Flagge hoch

Wir freuen uns jedes Mal, wenn wir in Deutschland sind und sie sehen und umarmen können. Einige kommen uns auch glücklicherweise besuchen, sodass wir unser Leben hier mit ihnen teilen können.

Das gleiche gilt natürlich auch für unser Familien, die wir so oft es geht, besuchen. Glücklicherweise haben fast alle Familienmitglieder Verständnis für unseren Traum und uns vor einem Jahr darin bestärkt, aufs Boot zu ziehen.

Flugzeug über den Wolkens

Mit diesem Punkt werden wir uns also arrangieren müssen und wir versuchen so gut es geht Kontakt zu halten und bei wichtigen Ereignissen in Deutschland dabei zu sein. Nichtsdestotrotz ist es schön auch hier Menschen zu haben, die auch tiefergehende Gespräche mit uns führen und uns in den Arm nehmen. Kontakte zu haben, ist für uns sehr wichtig, auch wenn wir gut zu zweit zurechtkommen.




glückliches Paar auf einem Boot, das Kaffee trinkt

Ist es uns zu eng miteinander, werden wir oft gefragt. Ganz klar: Nein! Wir genießen es jetzt schon seit Jahren, dass Thorsten im Home-/Bootsoffice arbeiten kann. Wir essen jede Mahlzeit zusammen und finden es nicht zu eng im Boot. Wir haben eine gute Balance zwischen gemeinsamen und einzelnen Aktivitäten. Glücklicherweise haben wir einen ähnlichen (Un-)Ordnungssinn, sodass uns das immer wieder einkehrende Chaos nicht so sehr stört. Aber das ist ja in Wohnungen auch nicht anders, nur im Boot geht es einfach schneller.

Ich bin tagsüber viel unterwegs und kann mich ja auch auf dem Boot räumlich von Thorsten trennen. Manchmal gehen mir die vielen Videokonferenzen dahingehend auf die Nerven, dass ich kein Radio hören kann. Aber im Großen und Ganzen kommen wir bestens klar.

griechisches Unterrichtsbuch und Kaffeetasse auf einem Boot

Dann ist da noch die Sache mit der Sprache. Griechisch zu lernen ist eine echte Herausforderung und für Thorsten, der eine 40-Stunden-Woche hat, kaum zu schaffen. Ich habe da mehr Möglichkeiten und tue mein Bestes, diese wirklich schwierige Sprache zu lernen. Erste kleine Konversationen sind schon möglich.

Nötig ist es zumindest hier auf Korfu nicht. Fast jeder spricht ein gutes Englisch, sodass wir uns wirklich gut verständigen können. Aber unser Anspruch ist schon, in dem Land, in dem wir leben auch die Sprache – wenigstens ein bisschen – zu sprechen. Die Menschen hier sind so nett und helfen bei der Aussprache und mit Wörtern weiter, wenn ich mal wieder versuche etwas zu sagen.


Sowieso sind die Menschen hier mega-freundlich und nett. Wie oft sagen wir, dass jemand wieder besonders freundlich war und Dinge möglich gemacht hat, die in Deutschland nicht möglich wären. Sie haben ein ziemlich entspanntes Verhältnis zu Regeln, was das Leben hier wirklich erleichtert. Geparkt wird, wo Platz ist, wenn eine Straße eng ist, wartet man ganz entspannt, bis sich alles regelt und der Verkehr wieder läuft. Niemand hupt, außer um jemanden zu grüßen und wenn er zugeparkt wurde. Natürlich spiegelt sich diese Haltung auch in Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit wider. Wenn ein Handwerker eine Stunde nach der vereinbarten Zeit kommt, ist das hier pünktlich. Manchmal kommt er allerdings auch ohne weitere Kommunikation gar nicht.

Ich finde allerdings, wenn man sich für ein Leben im südeuropäischen Raum entscheidet, bekommt man das dazu. Es gibt nicht das eine oder das andere. Entspannte Haltung ist entspannte Haltung. Manchmal ist das für uns Deutsche nicht einfach auszuhalten, aber wir sagen immer: das ist Teil unseres neuen Lebensstils, das müssen wir so akzeptieren.

Genauso wie es Teil dieses Lebensstils ist eher „temporäre“ Freunde zu haben. Es ist Teil des Gesamtpakets. Wenn dieser Teil für uns im negativen Sinne überhandnimmt, müssen wir etwas ändern. Zurzeit geht es uns allerding gut damit und von der Entspanntheit lernen wir gerne dazu.

Katze, die in der Sonne liegt

Zu unserer großen Freude ist kurz vor Weihnachten das Kätzchen Kitty bei uns eingezogen. Wir hatten schon lange damit geliebäugelt ein Kätzchen zu haben, es dann aber aus Vernunftgründen wieder verworfen. Aber die Kleine hat sich in unser Herz geschlichen und nun bereichert sie unser Leben durch ihr verspieltes Wesen. Wir lachen viel über sie und beobachten, wie sie die Welt erkundet. Natürlich bringt so ein Tierchen auch wieder Einschränkungen und Verantwortung mit sich, aber das ist es allemal wert.

Dann gibt es noch diese vielen bootstypischen Sachen, die man so oder so bewerten kann. Was daran toll ist im Winter im Regen zum Duschhaus zu gehen, um zu duschen, oder seine Wäsche, wenn man unterwegs ist, per Hand zu waschen, das Wasser in Tanks zu füllen, die nach einer Woche wieder leer sind und keine großartigen Küchengeräte, geschweige denn einen ordentlichen Herd zu besitzen, können eigentlich nur andere Bootsmenschen oder Camper verstehen. Ganz zu schweigen von dem Gewackel und der mangelnden Geräuschisolierung auf einem Boot. Der Strom reicht auch nicht immer und Wasser wird auch immer mal wieder knapp.

Dieselmotor in einem Boot

Viele Bootsleute sagen: „Leben auf einem Boot heißt Dinge zu reparieren an den schönsten Orten.“ Damit gemeint ist, dass eigentlich immer etwas zu tun ist. Entweder zu reparieren, zu erneuern oder zu pflegen/warten. Und so ist es bei uns auch. Das Holz will gepflegt werden, die Motoren gewartet und die Technik erneuert. Durch das ständige Bewegen des Bootes lösen sich Kabelverbindungen, das Salzwasser verträgt sich nicht mit allen Materialien und Holz im Außenbereich verwittert. Und so ist auch das Pflegen unseres Bootes Teil unseres Lebens.

Meistens mögen wir das, aber nicht alles ist schön und viele Dinge dauern viieel länger, als wir gedacht hatten, weil Teile fehlen oder das know how. Da hört man schon mal den ein oder anderen Fluch über Bord schallen.

Was soll ich sagen? Uns gefällt es zu improvisieren und wenig zu besitzen. Uns gefällt unser neuer Lebensstil, das Leben auf dem Boot, unser Leben miteinander auf unserer Soulshine mit Liegeplatz in Korfu und unterwegs im ionischen Meer.


Fischerboot am Strand

 

 

 

 

 

 
 
 
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