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Unser erstes Jahr Leben auf dem Boot – ein Fazit



Paar mit Katze auf dem Boot

Jetzt leben wir tatsächlich schon ein Jahr auf unserer Soulshine und um es vorwegzunehmen: Wir bereuen es nicht.

schwimmende Frau

Ein Jahr bedeutet, wir haben jetzt alle Jahreszeiten auf Korfu durchlebt und ich muss sagen, dass jede Zeit etwas für sich hat. Anfangs hat es ja viel geregnet, so dass ich schon dachte, die Entscheidung wäre falsch https://www.bootsleben.com/post/regenwetter). Allerdings hat sich im Jahresverlauf das Wetter von seiner besten Seite gezeigt. Okay, im Sommer von Ende Juli bis Mitte August war es unerträglich heiß und wir sind ins verregnete Schweden geflüchtet – dieses Jahr bleiben wir hier.






Frau auf einem Boot, die Kaffee trinkt

Es hat sich gezeigt, dass wir die Sonne und das milde Klima jeden Tag genießen. Meistens scheint die Sonne und wenn es regnet (Korfu ist ja mega-grün, also muss es regnen), dann schüttet es. Kein langsames einregnen oder Nieselregen. Es gießt, als hätte jemand die Dusche angestellt und genauso hört es auch wieder auf. Es gab einige wenige regnerische, graue Tage, aber überwiegend hatten wir Sonnenschein. So hatten wir uns das gedacht!

Das führt dazu, dass wir jeden Tag draußen sein können. Wir sitzen viel an Deck – auch zum Arbeiten. Wir laufen viel und erkunden die Insel. Ich mache endlos viele Fotos.

Regentropfen auf dem Boot

Wir fühlen uns sehr naturverbunden, auch weil nicht viel zwischen uns und der Natur ist. Alles ist unmittelbar. Wenn es Wellen gibt, wackelt das Boot. Bei Sturm auch mal mehr. Wenn es regnet, hören wir das laut im Salon und manchmal drückt der Wind den Regen ins Boot – wir haben ja nur Schiebetüren, die bei Wind manchmal nicht dicht genug sind. Wenn die Sonne scheint, wird es im Boot schnell warm, was im Winter richtig schön und im Sommer manchmal zu viel ist. Also beschatten wir die Fenster je nach Sonnenstand und Jahreszeit.




Blumenwiese

Korfu selbst hat an Land eine so wunderschöne Natur, dass wir es lieben Auto- und Wandertouren über die Insel zu machen, die uns mit spektakulären Ausblicken und einer Farbenpracht an Blüten belohnt. Nicht zu vergessen die vielen, teils uralten Olivenbäume. Es gibt richtige Olivenbaum-Urwälder. Die Stimmung dort ist unbeschreiblich.

Sonnenaufgang über dem Meer

Wenn wir mit dem Boot unterwegs sind, sind wir noch näher an der Natur. Vor jeder Fahrt werden das Wetter und die Welle gecheckt und die Pläne danach ausgerichtet. Die nächste Bucht sollte auf der windabgewandten Seite liegen. All das muss berücksichtigt werden. Wir lieben diese Art der Routenplanung und finden uns sehr flexibel, wenn alle Pläne mal wieder umgeworfen werden. Über Sonnenauf- und untergänge muss ich hier glaube ich nicht reden.



Wellen, die auf den Strand treffen

Zur Natur gehört natürlich auch das Wasser was uns trägt und umgibt. Es ist einfach wunderbar jeden Tag aufs Meer zu sehen, oft durch klares Wasser bis zum Meeresgrund oder auch den aufgepeitschten Wellen zuzusehen. Wir werden nie müde das zu tun. Und natürlich darin zu schwimmen, was unterwegs zusammen mit SUP fahren zur Unterhaltung und zum Sportprogramm gehört.



Frau, die SUP auf dem Meer fährt

Sport ist ein Thema, was kommt und geht. Im Hafen versuchen wir an Bord Sport zu machen. Pilates, Bodyweight und Joggen/walken stehen auf dem Programm. Ich habe einen Pilateskurs in einem Sportstudio gefunden, den man stundenweise bezahlen kann. Im Sommer können wir natürlich zusätzlich schwimmen. Dieser Aspekt „Sport“ hat im Fazit ein „geht so“, weil regelmäßige Kurse oder Trainings nicht möglich sind und beim „hometraining“ niemand korrigiert. https://www.bootsleben.com/post/sport-an-bord


Fragezeichen auf Handy

Noch ein „geht so“ hat das Thema Information. Wir bekommen sehr wenig von der griechischen Tagespolitik mit, weil wir die Nachrichten nicht verstehen können. Es gibt ein internationales Nachrichtenportal, in dem wir lesen, aber so richtig informiert fühlen wir uns nicht. Unsere Online-Zeitungen und News sind nach wie vor deutsch, so auch unser Radioprogramm was wir gerne zur Unterhaltung und Information hören.

Paar an der Küste

Nach einem Jahr mit festem Hafenplatz in Korfu haben sich auch Kontakte mit anderen Menschen ergeben. Wir kennen ein paar andere „liveaboards“, mit dem Nachteil, dass wir meistens englisch kommunizieren. Gut, dass wir es so gut können, aber anstrengend ist es schon. Auch oft nicht so differenziert, weil man sich ja doch eher einfacher ausdrückt. Schön auch deutsche Freunde im Hafen zu haben, die zumindest halbjährig auf ihrem Boot leben.







Menschen auf einem Boot beim Essen

Die ganze Bootscommunity zeichnet sich durch eine Offenheit und Flexibilität aus, die „Landratten“ oft so nicht haben. So sitzen wir oft mit diversen Nationalitäten zusammen und tauschen uns aus. Natürlich über Bootsthemen, wie Technik, Routen, Möglichkeiten des Bootslebens. Aber auch über Rituale bei Festen, Politik, Umweltschutz und was die Menschheit sonst so bewegt. Da bekommt man doch oft nochmal einen ganz anderen Blickwinkel für manche Themen.

zwei Frauen im Hafen, die Sekt trinken

Wir haben auch Landkontakt durch unser „digitalen Nomaden“, die teils zeitweise, teils ganzjährig auf Korfu leben. Auch das ist ein bunt gemischter Haufen, mit dem wir manches interessante Gespräch führen.

Aber …. Unsere „alten“ Freunde fehlen uns. Da kann man noch so viel telefonieren und zoomen, den „echten“ Kontakt kann das nicht ersetzen. Wir wussten, dass das unser schwierigstes Thema sein würde und genau das hat uns auch so lange zögern lassen. Diese besonderen Freunde verstehen uns einfach ab dem ersten Satz, kennen unsere Geschichte und unsere Themen.


Paar hält eine Flagge hoch

Wir freuen uns jedes Mal, wenn wir in Deutschland sind und sie sehen und umarmen können. Einige kommen uns auch glücklicherweise besuchen, sodass wir unser Leben hier mit ihnen teilen können.

Das gleiche gilt natürlich auch für unser Familien, die wir so oft es geht, besuchen. Glücklicherweise haben fast alle Familienmitglieder Verständnis für unseren Traum und uns vor einem Jahr darin bestärkt, aufs Boot zu ziehen.

Flugzeug über den Wolkens

Mit diesem Punkt werden wir uns also arrangieren müssen und wir versuchen so gut es geht Kontakt zu halten und bei wichtigen Ereignissen in Deutschland dabei zu sein. Nichtsdestotrotz ist es schön auch hier Menschen zu haben, die auch tiefergehende Gespräche mit uns führen und uns in den Arm nehmen. Kontakte zu haben, ist für uns sehr wichtig, auch wenn wir gut zu zweit zurechtkommen.




glückliches Paar auf einem Boot, das Kaffee trinkt

Ist es uns zu eng miteinander, werden wir oft gefragt. Ganz klar: Nein! Wir genießen es jetzt schon seit Jahren, dass Thorsten im Home-/Bootsoffice arbeiten kann. Wir essen jede Mahlzeit zusammen und finden es nicht zu eng im Boot. Wir haben eine gute Balance zwischen gemeinsamen und einzelnen Aktivitäten. Glücklicherweise haben wir einen ähnlichen (Un-)Ordnungssinn, sodass uns das immer wieder einkehrende Chaos nicht so sehr stört. Aber das ist ja in Wohnungen auch nicht anders, nur im Boot geht es einfach schneller.

Ich bin tagsüber viel unterwegs und kann mich ja auch auf dem Boot räumlich von Thorsten trennen. Manchmal gehen mir die vielen Videokonferenzen dahingehend auf die Nerven, dass ich kein Radio hören kann. Aber im Großen und Ganzen kommen wir bestens klar.

griechisches Unterrichtsbuch und Kaffeetasse auf einem Boot

Dann ist da noch die Sache mit der Sprache. Griechisch zu lernen ist eine echte Herausforderung und für Thorsten, der eine 40-Stunden-Woche hat, kaum zu schaffen. Ich habe da mehr Möglichkeiten und tue mein Bestes, diese wirklich schwierige Sprache zu lernen. Erste kleine Konversationen sind schon möglich.

Nötig ist es zumindest hier auf Korfu nicht. Fast jeder spricht ein gutes Englisch, sodass wir uns wirklich gut verständigen können. Aber unser Anspruch ist schon, in dem Land, in dem wir leben auch die Sprache – wenigstens ein bisschen – zu sprechen. Die Menschen hier sind so nett und helfen bei der Aussprache und mit Wörtern weiter, wenn ich mal wieder versuche etwas zu sagen.


Sowieso sind die Menschen hier mega-freundlich und nett. Wie oft sagen wir, dass jemand wieder besonders freundlich war und Dinge möglich gemacht hat, die in Deutschland nicht möglich wären. Sie haben ein ziemlich entspanntes Verhältnis zu Regeln, was das Leben hier wirklich erleichtert. Geparkt wird, wo Platz ist, wenn eine Straße eng ist, wartet man ganz entspannt, bis sich alles regelt und der Verkehr wieder läuft. Niemand hupt, außer um jemanden zu grüßen und wenn er zugeparkt wurde. Natürlich spiegelt sich diese Haltung auch in Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit wider. Wenn ein Handwerker eine Stunde nach der vereinbarten Zeit kommt, ist das hier pünktlich. Manchmal kommt er allerdings auch ohne weitere Kommunikation gar nicht.

Ich finde allerdings, wenn man sich für ein Leben im südeuropäischen Raum entscheidet, bekommt man das dazu. Es gibt nicht das eine oder das andere. Entspannte Haltung ist entspannte Haltung. Manchmal ist das für uns Deutsche nicht einfach auszuhalten, aber wir sagen immer: das ist Teil unseres neuen Lebensstils, das müssen wir so akzeptieren.

Genauso wie es Teil dieses Lebensstils ist eher „temporäre“ Freunde zu haben. Es ist Teil des Gesamtpakets. Wenn dieser Teil für uns im negativen Sinne überhandnimmt, müssen wir etwas ändern. Zurzeit geht es uns allerding gut damit und von der Entspanntheit lernen wir gerne dazu.

Katze, die in der Sonne liegt

Zu unserer großen Freude ist kurz vor Weihnachten das Kätzchen Kitty bei uns eingezogen. Wir hatten schon lange damit geliebäugelt ein Kätzchen zu haben, es dann aber aus Vernunftgründen wieder verworfen. Aber die Kleine hat sich in unser Herz geschlichen und nun bereichert sie unser Leben durch ihr verspieltes Wesen. Wir lachen viel über sie und beobachten, wie sie die Welt erkundet. Natürlich bringt so ein Tierchen auch wieder Einschränkungen und Verantwortung mit sich, aber das ist es allemal wert.

Dann gibt es noch diese vielen bootstypischen Sachen, die man so oder so bewerten kann. Was daran toll ist im Winter im Regen zum Duschhaus zu gehen, um zu duschen, oder seine Wäsche, wenn man unterwegs ist, per Hand zu waschen, das Wasser in Tanks zu füllen, die nach einer Woche wieder leer sind und keine großartigen Küchengeräte, geschweige denn einen ordentlichen Herd zu besitzen, können eigentlich nur andere Bootsmenschen oder Camper verstehen. Ganz zu schweigen von dem Gewackel und der mangelnden Geräuschisolierung auf einem Boot. Der Strom reicht auch nicht immer und Wasser wird auch immer mal wieder knapp.

Dieselmotor in einem Boot

Viele Bootsleute sagen: „Leben auf einem Boot heißt Dinge zu reparieren an den schönsten Orten.“ Damit gemeint ist, dass eigentlich immer etwas zu tun ist. Entweder zu reparieren, zu erneuern oder zu pflegen/warten. Und so ist es bei uns auch. Das Holz will gepflegt werden, die Motoren gewartet und die Technik erneuert. Durch das ständige Bewegen des Bootes lösen sich Kabelverbindungen, das Salzwasser verträgt sich nicht mit allen Materialien und Holz im Außenbereich verwittert. Und so ist auch das Pflegen unseres Bootes Teil unseres Lebens.

Meistens mögen wir das, aber nicht alles ist schön und viele Dinge dauern viieel länger, als wir gedacht hatten, weil Teile fehlen oder das know how. Da hört man schon mal den ein oder anderen Fluch über Bord schallen.

Was soll ich sagen? Uns gefällt es zu improvisieren und wenig zu besitzen. Uns gefällt unser neuer Lebensstil, das Leben auf dem Boot, unser Leben miteinander auf unserer Soulshine mit Liegeplatz in Korfu und unterwegs im ionischen Meer.


Fischerboot am Strand

 

 

 

 

 

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