
Der Wecker klingelt um 6.30 Uhr. Die Sonne hat es noch nicht ganz über den nächsten Berg geschafft. Wir stehen auf und springen ins noch kühle Wasser. Wir liegen ganz alleine in einer kleinen Bucht der Insel Meganisi, eine der ionischen Inseln. Die Vögel singen, ein Hahn kräht, das Wasser plätschert - es ist soo friedlich und schön hier. Wir würden gerne diese schöne Insel mit idyllischen Buchten näher kennenlernen.

Aber wie so oft beim Bootfahren mussten wir unseren eigentlichen Plan ändern. Wir wollten einige Tage die Inseln hier erforschen und hatten dafür 2 Wochen Zeit eingeplant. Heute ist Mittwoch und der Plan war spätestens Sonntag wieder in der Marina Gouvia zu sein. Aber die Seefahrt ist sehr vom Wetter abhängig und so müssen wir wegen Windwarnungen unser Vorhaben abbrechen. Bedeutet: neu planen.

Heute ist ein Arbeitstag, deshalb müssen wir gut überlegen. Um 9.30 Uhr ist eine Telefonkonferenz angesagt und wir müssen bis dahin durch einen Kanal nebst Brücke mit Öffnungszeiten fahren. Pünktlich zur vollen Stunde wird sie geöffnet. Wenn wir dort durch sind, können wir ankern und der Arbeitstag kann beginnen.
Dann werden wir mit einem Übernachtungsstopp ⚓ zur Marina Gouvia auf Korfu weiterfahren.

An Arbeitstagen können wir VOR der Arbeit, in der Mittagspause oder NACH dem Arbeitstag fahren. Oder 3 x täglich in kleinen Stücken.
Heute machen wir das so!
Wahrscheinlich 😅
Da wir in Griechenland eine Stunde weiter sind, beginnt der Arbeitstag in unserer Zeit zwischen 9.00 und 10.00 Uhr. Genug Zeit zum Schwimmen und gemeinsames Frühstück. Morgens sitze ich gerne mit einer Tasse Kaffee am Bug und freue mich über unseren neuen Lebensstil. Oft in mir noch unbekannten Buchten mit schönen Ausblicken und zu dieser Zeit einer unbeschreiblichen Ruhe. Sogar das Wasser hat meist noch keine Wellen, sodass ich häufig mit dem SUP (Stand-up-Paddleboard) unterwegs bin.

Ich werde häufig gefragt, was ich den ganzen Tag mache, und möchte das hier mal ein wenig beantworten. Anfangs war ich noch sehr im "Urlaubsmodus", also habe ich viel gelesen, die Umgebung der Marina erforscht und wir haben einiges angesehen.
Aber irgendwann wird klar: "Wir leben jetzt hier". Wow!!! Es ist normal über schöne Uferstraßen zum Einkaufen zu fahren, Freunde zu treffen und den Haushalt mit schönster Aussicht zu führen. Und dass die Sonne scheint!
Dann muss man sich natürlich auch dem Backoffice mal wieder zuwenden, was ja meine eigentliche Aufgabe in unserer kleinen Firma ist. Und da ist tatsächlich immer noch einiges nicht wirklich eingespielt. Griechische Rechnungen zu bezahlen ist eine große Herausforderung und auch mit den Ämtern ist noch nicht alles fertig geklärt. Aber es geht voran und ich werde immer besser.

Viel Zeit verbringe ich tatsächlich mit den Dingen des normalen Lebens, so wie Wäsche waschen (nein, wir haben keine Waschmaschine), Geschirr spülen (nein, wir haben keine Spülmaschine), einkaufen, kochen, putzen ... Einige Themen brauchen weniger Zeit, weil ja der Haushalt viel kleiner ist, andere brauchen länger und erfordern häufig einiges an Improvisationstalent.

Waschen unterwegs: Handwäsche im Eimer und aufhängen in Sonne und Wind! Schön, wenn die Wäsche so schnell wieder trocken ist und toll nach Sommer und Meer duftet.
Nicht so toll ist es beim Auswaschen auf der viel zu heißen Badeplattform zu sitzen und in gebückter Haltung die Sachen zu spülen. Aber zumindest ist immer die Aussicht schön. Im Hafen bringen wir die große Wäsche in die Wäscherei, die alles schnell und ordentlich erledigt.
Kostet halt ...

Einkaufen unterwegs ist auch oft sehr zeitintensiv und kräftezehrend. In einer Bucht liegend muss dafür das Beiboot ins Wasser gelassen und der Motor angebracht werden. Dann fährt man an Land - irgendwie ins Ungewisse, weil Google unter Supermarkt immer wieder sehr unterschiedliche Dinge versteht. Dann heißt es gucken, wo ich was kaufen kann und vor allem wie viel. Weil alles getragen werden muss. Zeitweilig kommt ein Wägelchen mit, vor allem für die schweren Getränke und andere Großeinkäufe und natürlich hilft auch Thorsten.
Der größte Zeitfaktor auf Tour ist eigentlich, dass viele Dinge nicht zu planen sind und daher ständig neu geklärt werden muss, was wann und wie gemacht wird. Da kann das Wetter dazwischenkommen, da kann eine angepeilte Bucht zu voll oder zu wellig sein, da sind Läden geschlossen oder gar nicht vorhanden, oder man lernt unverhofft Bootsnachbarn kennen und landet statt Abendessen auf einem anderen Boot. Das geplante Essen kann manchmal mangels Zutaten nicht gekocht werden und an manchen Tagen sind wir auch einfach zu müde, weil der Tag heiß und/oder anstrengend war.

Uns gefällt es so! Wir sind beide sehr spontan und flexibel und wenn einer morgens meint, dass die Bucht zu schön ist, um sie schon zu verlassen, ist der andere schnell dabei alle Pläne umzuwerfen und neu zu planen.
Im Hafen geht das Leben einen geregelteren Gang, weil wir vieles inzwischen kennen und wissen, wie wir es regeln (da gibt es schöne Geschichten mit dem Thema "Post wegbringen"). Wir haben Ansprechpartner und wissen, wie und wo wir uns wohl fühlen. Wenn wir also gerade mehr Struktur brauchen, sind wir im Hafen.

Ein schönes Wechselspiel von Struktur und Improvisation.
Kommt gerne mal wieder vorbei!!
Liebe Grüße aus Korfu!
enjoy your life…
Wieder ein sehr interessanter Artikel über euer Bootsleben - morgens gleich ins Wasser springen und eine Runde mit dem SUP drehen klingt traumhaft 🥰
Viele liebe Grüße von der Lions-Angi A.
Hey ihr beiden.
toll von euch zu lesen.
Ich fühl mich dann auch wie in der Ferne 😍🤩👏🏻👏🏻👏🏻
GlG aus Düdo 👋 Ellen