Idyllische Buchten, klares schönes Wasser, bestes Sommerwetter, am Strand Tavernen und kleine Geschäfte, die zum Bummeln einladen. Tagsüber (sonnen-)baden, gegen Abend einen Sundowner trinken und abends in eines der vielen Restaurants zum Essen gehen und dabei einen dramatischen Sonnenuntergang ansehen.
So stellen sich viele das optimale Bootsleben vor Anker vor. Wir auch 😉 Diese Tage gibt es auch bei uns und Teile davon tatsächlich jeden Tag. Deshalb leben wir auf dem Boot, um diese Erlebnisse haben zu können. Wir lieben es einfach ins Wasser springen zu können und viel in der Natur zu sein, die Ruhe um uns herum zu genießen und wenn es uns nicht gefällt, einfach weiterzuziehen.
Wie z.B. gestern: Wir waren in einer schönen Bucht bei Syvota (griechisches Festland) und hatten beschlossen noch 2 Tage zu bleiben. In der Nähe gibt es Höhlen, die wollten wir uns ansehen. Gegen Mittag kamen 6 Segelboote mit vielen jungen Leuten an Bord in „unserer“ Bucht an. Nach kurzer Zeit wurde Alkohol gereicht und die Musik beschallte die Bucht. Wir wären ja gerne tolerant mit feiernden Urlaubern, aber leider reicht die Toleranz nicht bis in die Nacht hinein, wenn wir versuchen bei wummernden Bässen und grölenden Stimmen zu schlafen.
Also haben wir überlegt, wo wir uns wieder wohl fühlen würden und sind 2 Stunden gefahren, um in einer Bucht (Notos bay,Petriti,Korfu), die wir eigentlich später anfahren wollten, zu ankern.
Ist das nicht eine großartige Möglichkeit? Macht das mal im Reihenhaus in Deutschland, wenn die Nachbarn jeden Samstagabend feiern. Wir können einfach den Anker lichten und uns einen besseren Platz suchen.
Jetzt sind wir in Petriti auf Korfu und haben unsere Ruhe wieder. Hier liegen die Boote weit auseinander, weil die Bucht sehr weitläufig ist. Auch größere Crews haben scheinbar den Bedarf nach Schlaf. Sehr schön, auch wenn wir wissen, dass sich das täglich ändern kann.
Ankern ist schön! Wenn genug Wasser, Strom und Proviant an Bord sind und nur kleine Wellen auf das Boot treffen. Denn das sind genau die Themen, die man vor Anker immer im Blick behalten muss. Und natürlich den Anker selbst.
Das Stromthema wird Thorsten mal in einem anderen Artikel ausführlich besprechen. Wir haben keinen Generator und stellen unseren Strom über Solarpaneele und den Bootsmotor her. Solar wollen wir nachrüsten, weil es nicht reicht, wenn wir mehrere Tage ankern und keinen Strom über den Motor herstellen können. Unser Beibootmotor ist elektrisch und hat glücklicherweise 2 große Akkus, sodass er eine Weile hält. Wir haben 2 Kühlschränke, von denen einer in der Bucht abgeschaltet wird. Es gibt PCs, Handys und andere Geräte, die geladen werden müssen. Da reichen unsere vorhandenen Paneele nicht aus. Unser Boot hat zudem einen E-Herd. In der Bucht kochen wir auf einer Gaskochplatte oder grillen.
Ein anderes Thema ist das Frischwasser. Wir haben einen 600 Liter Tank, der 10 – 14 Tage reicht. Dann müssen wir ihn irgendwo auffüllen. Am besten in einem Hafen, oder an einer Tankstelle. Wir haben aber auch schon von einem Gastwirt den Wassersschlauch gereicht bekommen, da der angelaufene kleine Hafen noch nicht bewirtschaftet wurde. Einfach nett, diese Griechen! Wir haben dann auch bei ihm zu Abend gegessen.
Wenn wir also auf längerer Tour sind, wird Wasser gespart. Baden im Meer ersetzt die Dusche, gespült wird mit so wenig Wasser wie hygienisch noch möglich und jede Verschwendung wird tunlichst vermieden.
Daran kann man sich so gut gewöhnen, dass wir das auch im Hafen fortsetzen. Zumal wir am Steg gerade kein Trinkwasser haben, weil die Steganlage erneuert wird. Deshalb müssen wir zum Wasser nachfüllen jedes Mal ablegen, zu einem anderen Stegfahren, dort wieder anlegen, 20 Minuten das Wasser auffüllen und wieder zurückfahren. Das diszipliniert!
Unser Wasser aus den Tanks können wir dank verschiedener Filtersysteme auch trinken. Wir haben einen mechanischen und einen Aktivkohlefilter, bevor das Wasser in die Tanks kommt. Bevor es aus unserem Trinkwasserhahn kommt, durchläuft es noch einen Silber- und einen UV-Filter. Wir sind mit dieser Lösung sehr zufrieden, haben ein gutes Gefühl dabei und das Wasser schmeckt. Und wir müssen keine Plastikflaschen kaufen, lagern und entsorgen.
Das bringt uns zum nächsten Thema: das Proviantieren vor einer längeren Tour. Wenn von 2 kleinen Bootskühlschränken nach 2 Tagen nur noch einer läuft, muss man mit den frischen Sachen sehr aufpassen und darf nicht zu viel einkaufen, bzw. muss man in den ersten Tagen viel davon verzehren. Das Notfallessen Nudeln und fertige Soße im Glas dürfte es wohl auf jedem Boot geben.
Wenn wir Fleisch mitnehmen, muss es in den ersten Tagen gegessen werden. Milchprodukte werden nur so viele gekauft, wie in den Kühlschrank passen. Auch Gemüse muss in den Kühlschrank, weil es die hohen Temperaturen nicht toleriert. Brot gibt es nur in haltbarer Form bei uns und wir freuen uns, wenn wir an Land einkaufen und frisches Baguette bekommen. Obst wird in Netzen und Körben luftig gelagert.
Heute Morgen stand wieder einkaufen auf dem Programm. Als erstes wird mal gegoogelt, wo ein Supermarkt ist, wobei ich da inzwischen weiß, dass jeder Minimarkt auch als Supermarkt angezeigt wird. Gleich 2 davon gibt es in Laufnähe in „unserer“ Bucht. Also, dann los.
Ich schnappe mir die Einkaufstaschen, den Beibootschlüssel, Handy und Geld und will losfahren. Ein Blick aufs Bootsakku zeigt mir, dass die Ladung nicht mehr für den Hin- und Rückweg reicht (wer hat das gestern beim Ankommen nicht gesehen?). Also nochmal zurück aufs Boot klettern und den 2. Akku (8kg) aus der Kiste holen. Wieder runter zum Beiboot, Akku anschließen (hoffentlich ist der überhaupt geladen) und kontrollieren. 100% - dann kann es ja losgehen.
Ich fahre auf das Ufer zu, in dessen Nähe der Supermarkt sein soll. Jetzt muss ich einen guten Platz zum Anlegen finden. Ein kleiner Steg sieht gut aus, erweist sich aber bei näherer Betrachtung als ziemlich vergammelt. Es findet sich aber doch noch eine Stelle zum Anlegen und Aussteigen.
Der Supermarkt ist tatsächlich ab Strand ausgeschildert und nicht weit entfernt.
Ich bekomme alles, was ich brauche und auch tragen kann, inklusive Eiern von den eigenen Hühnern. Das liebe ich hier so. Die Besitzer dieser kleinen Läden reden oft mit uns und haben irgendetwas aus dem Garten, dass sie entweder verschenken oder hoch anpreisen. Dann muss man es doch einfach kaufen. An der Kasse ist dann noch Zeit für ein Gespräch über die griechische Politik und Umweltverschmutzung, über die Jugend und Selbstverantwortung. Alles beim Einkauf inklusive. Glücklicherweise sprechen die meisten Korfioten Englisch, sodass es mit der Verständigung ganz gut funktioniert. Bis ich genug Griechisch gelernt habe, dauert es noch ein wenig …
Jetzt bringe ich meinen Einkauf wieder zum Beiboot – das Beladen ist eine wackelige Sache, weil gerade große Wellen ans Ufer rollen. Aber das bin ich inzwischen gewohnt und so gelingt das Beladen und Ablegen wunderbar.
Da unser Wasser bald alle ist, gucke ich noch eben an einem offiziell aussehenden Anleger, ob wir dort Wasser tanken könnten. Ich frage einen Bootseigner, der dort liegt, wie es funktioniert. Jeden Tag um 15.00 Uhr kommt ein „Hafenmeister“. Bei ihm kann man eine Karte für 12,00 Euro kaufen und dann Wasser tanken. Ratet, was wir heute Nachmittag machen… Ob es wohl auch funktioniert? Das kann man nie im Voraus wissen. Im Mai gab es dort noch keinen Hafenmeister und damit auch kein Wasser …
Inzwischen ist der Einkauf verstaut und ich sitze mit einem leckeren Kaffee an Bord und freue mich über die frische Brise, die auf dem Meer weht. Ich bin froh, dass ich der Hitze im Dorf entfliehen konnte und jederzeit ins Wasser springen kann. Und dieser Ausblick …
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