- oder wie wir arbeitenderweise in den schönsten Buchten leben!
Nach 10 Tagen auf Korfu ist unser Urlaub fast zu Ende und wir müssen die Fahrzeiten wieder den Arbeitszeiten anpassen. Ja, klagen auf hohem Niveau, ich weiß. Wir sind soo glücklich, dass das alles klappt.
Also aufstehen und ins Wasser springen - schwimmen für Thorsten, SUP fahren und schwimmen für mich. Auf der Badeplattform duschen. Badezimmer für den Rest, Frühstück auf Deck und dann an die PCs. Mit schönstem Blick und manchmal viiel zu heiß (innen) oder zu nah an anderen zum telefonieren (draußen). Zwischendurch gemeinsam Kaffee und Mittagessen und schwimmen. Abends schöne Sonnenuntergänge. Ein herrliches Leben! So sind wir immer 2 - 3 Tage an einem Ort bevor es weitergeht.
Wir fahren von Korfu jetzt wieder langsam nach Norden, weil wir demnächst mal ein paar Tage nach Hause fliegen, um dort einige Termine wahrzunehmen und Freunde und Familie zu besuchen. Also Routenplanung: wir beschließen Albanien diesmal auszulassen und in einer 24-Stunden-Fahrt direkt nach Montenegro zu fahren. Eine Nachtfahrt haben wir noch nie gemacht, wollen wir unbedingt ausprobieren. Dann ein paar Tage Montenegro und weiter nach Kroatien. Wie bereitet man sich auf eine Nachtfahrt vor? Wie immer mit dem Wetterbericht, Einkauf, Essen vorbereiten und schifffahrtsmäßiger Vorbereitung. D.h. alle Fenster zu. Alles was rutschen könnte verstauen. Alle evt. Stolperstellen beseitigen (Schuhe, Wasserflaschen, Leinen). Navigationsgeräte einschalten, Logbuch ausfüllen, Motor, Bilge, Batterien, Diesel, Wasser kontrollieren, Leinen zum ablegen vorbereiten, Wasser nachfüllen, Stromkabel einholen, Ablegemanöver besprechen und los geht´s.
Da wir Griechenland verlassen, müssen wir ausklarieren. Die ganze Story erspare ich euch - es hat 2,5 Std. gedauert. Also sind wir mittags losgefahren.
Neue Erkenntnisse: Nachtfahrt ist schön, aber ein wenig langweilig - und kalt, auch auf der Adria im Hochsommer. Irgendwann kommt die Müdigkeit und der Fahrtwind. Aber schön eingepackt auf der Fly (Oberdeck mit Steuer) im halb liegenden Zustand geht es ganz gut. Oder auch mal eine Weile im Salon (2. Steuerstand) um sich aufzuwärmen. Thorsten hatte die Nachtschicht, weil ich leider wegen Übelkeit keine große Unterstützung war. Ich habe also von 23 - 5 Uhr im Bett gelegen und ein wenig geschlafen - dort war mir einfach weniger schlecht. Dann habe ich ihn abgelöst, damit er auch noch etwas Schlaf bekam. Ein wunderschöner Sonnenaufgang über den albanischen Bergen und eine schöne Stimmung auf dem sehr ruhigen Meer machte es mir leicht meine Schicht zu übernehmen. Manchmal hatten wir das Gefühl völlig alleine auf dem Meer zu sein. Ab und zu ein Fischtrawler und an der albanisch-montenegrischen Grenze dann die Polizei. Sie kam immer näher und drehte dann wieder ab. Thorsten hatte beim einstellen des Autopiloten sehr genau darauf geachtet, dass wir nicht näher als 12 Meilen an die albanische Küste kamen. Das wird also scheinbar überprüft.
Gegen Mittag sind wir dann in Bar (Montenegro) angekommen - nicht ohne vorher wieder unsere Quarantäne-Flagge (gelb) und die Landesflagge zu hissen. Gut, dass wir uns schon auskannten und wussten wo wir zum einklarieren anlegen mussten. Wer es noch im Kopf hat weiß von den vorigen Beiträgen, dass die Polizei und das Hafenamt einen Weg von ca 800 Meter auseinanderliegt. Also musste mein völlig übermüdeter Mann - nur der Kapitän darf von Bord - diese Wege machen. Was er selten hat, aber durch die Übermüdung diesmal auch, sind diese weichen Beine beim Laufen, wenn man an Land geht. Der Körper versucht immer noch auszugleichen und das fühlt sich an als wäre man betrunken und könnte nicht geradeaus laufen. Der Papierkram war schnell erledigt und wir konnten um die Ecke in den Hafen auf unseren zugewiesenen Platz fahren. Anlegen. Schlafen!
In Bar kann man fußläufig viele Restaurants finden und das haben wir dann als erstes mal gemacht. So gestärkt konnten wir dann über unsere weitere Route nachdenken. Auf der Hinfahrt waren wir, für meinen Geschmack zu kurz, in einer sehr schönen Bucht gewesen. Bigova ist eine tiefe Bucht mit tollem Restaurant mit Bojen und Ankerplätzen. Dort wollten wir diesmal 2 Tage bleiben. Bar gefällt uns nicht besonders, also haben wir es nur für die Nacht genutzt und sind am nächsten Tag weiter gefahren.
Kurz vor unserer Abfahrt stieg aus dem gegenüberliegenden Boot jemand aus, von dem ich dachte, dass ich ihn kenne. Ah, das ist Hendrik aus dem youtube-Kanal "die Bootsprofis", den wir verfolgen. Ich also hin mit: "Ich kenne dich, aber du mich nicht - ich bin Kerstin". Thorsten kam dazu - ein kleiner Plausch am Steg. Und wieder wurde uns eine kleine Geschichte erzählt, wie man das Leben auch gestalten kann. Er und seine Familie sind von Berlin nach Bar ausgewandert. Wegen mehr Ruhe, besserem Wetter ... - mehr kann man bei Youtube nachsehen.
Immer wieder begegnen wir Menschen mit alternativen Lebensmodellen, die man sich mal ansehen kann und überlegen, was einem daran gefällt oder nicht. Das macht das Reisen so spannend, wie ich finde. Es gibt immer wieder Spannendes zu hören. Rentner aus Kanada, die im Mediterranen rumschippern, Familien, die mit schulpflichtigen Kindern auf Booten leben, digitale Nomaden. Alle haben ihre Geschichten, alle sind anders. Nicht alles bewährt sich. Manchmal muss abgebrochen werden, weil das Geld ausgeht. Oder ein Kind geboren wird. Oder für einen von beiden das Konzept nicht stimmt. Viele Menschen, viele Geschichten. Mal sehen, wie sich unsere Geschichte noch weiter entwickelt.
Wir fahren also weiter, 4 Stunden Richtung Norden bis nach Bigova. Wir werden von einem jungen Mann begrüßt, der uns erklärt, dass es Restaurant-Bojen gibt, die nichts kosten, wenn man im Restaurant isst. Hatten wir sowieso vor. ABER - es ist dort heute eine Party. Ja, dann nicht. Krach und gröhlende Gäste wollen wir nicht. Dann kommt die wunderbare Idee: Ihr könnt 30 Minuten bevor ihr essen wollt im Restaurant anrufen und bestellen, ich bringe euch das Essen aufs Boot. Abgemacht, das hört sich schön für uns an. Ich habe abends noch ein Telefonat und Thorsten bestellt das Essen, deckt den Tisch, macht Musik und Kerzen an - so richtig schön!
Wir erwarten Aluschälchen in Plastiktüten, als das kleine Boot vom Restaurant kommt. Aber weit gefehlt. Wir bekommen eine Servierplatte mit einem ganzen Fisch heraufgereicht und Beilagen und Vorspeisen auf Porzellan. Unglaublich, aber mal wieder soo schön. Und so essen wir im Sonnenuntergang bei Kerzenlicht, leckerem Wein und schöner Musik einen gut zubereiteten Fisch und sind einfach nur glücklich und dankbar.
Am nächsten Tag einer unserer normalen Arbeitstage auf dem Wasser. Videokonferenzen, Telefonat, Mails, Bildbearbeitung, Buchhaltung. Was man halt zu Hause auch so macht. Aber in schönster Umgebung mit einem grandiosen Blick auf die hohen Berge und das türkise Wasser. Wir haben das Gefühl etwas richtig gemacht zu haben.
Am nächsten Tag fahren wir nach Feierabend noch einmal nach Kotor. Da war es einfach soo schön und Thorsten war nur sehr kurz in der Stadt gewesen. Nach einer ereignislosen Fahrt haben wir vor der Stadt einen schönen Ankerplatz gefunden. Nach Sonnenuntergang sind wir dann mit dem Beiboot ans Land gefahren und haben in der wunderschönen, uralten Stadt Kotor in einer Rockkneipe spezielles Bier an Rockmusik getrunken.
Wir haben die Menschen beobachtet und die Zeit genossen. Das Städtchen ist dann schnell besichtigt und da abends auch keine Kreuzfahrer mehr dort sind, war es nur mäßig voll. Es gibt immer wieder wahnsinnig schöne Plätze, uralte Fassaden und windschiefe Kirchen. Die Stadtmauer ist noch intakt und zieht sich den ganzen Berg hinter dem Dorf hoch. Nachts wird sie beleuchtet. Auch hier bleiben wir noch einen weiteren Tag, und bevorraten uns noch bevor wir weiter nach Kroatien fahren.
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