Heute ist der 2. Weihnachtstag und ich sitze bei Lebkuchen und Kaffee am PC. Die beiden letzten Tage waren wir schwer beschäftigt mit Weihnachten feiern.
Wir haben uns entschieden dieses Jahr auf dem Boot zu feiern. Wir wussten nicht, ob das einsam oder traurig werden würde, oder einfach nur merkwürdig, aber bestimmt anders als sonst.
Im Laufe des Dezembers haben wir uns mit einem amerikanischen Paar angefreundet, das auch auf seinem Boot lebt. Wir wurden von ihnen schon zum Thanksgiving eingeladen und fanden das gemeinsame Feiern, etwas melancholisch, weil fernab von unseren Familien, sehr schön. Wir haben uns gedacht, dass das auch ein guter Plan für unser Boots-Weihnachten sein könnte.
Unsere Boote wurden in der Adventszeit schön weihnachtlich dekoriert, hier etwas sparsamer, bei den Amerikanern etwas bunter, inklusive Tannenbaum.
So langsam kam Weihnachtsstimmung auf. Zu guter Letzt bekamen wir von verschiedenen Freunden zwei liebevoll gepackte Weihnachtspäckchen geschickt mit Leckereien und Deko aus der Heimat. Wie schön zu wissen, dass sie an uns denken. ♥ So konnten wir mit Stollen und Lebkuchen die Adventszeit genießen, obwohl das manchmal schon etwas merkwürdig war im Sonnenschein mit T-Shirts bekleidet Lebkuchen zu essen.
Kurz vor Weihnachten habe ich dann noch eine ukrainische Freundin aus unserer „digitale Nomaden in Korfu“ Facebook-Gruppe zur Weihnachtsfeier eingeladen, die auch hiergeblieben ist und ihre Familie vermisst. Am Heiligen Abend war dann auch noch ein junger Australier dabei, der allein auf seinem Schiff war und die Amerikaner schon kannte. Was für eine interessante Gruppe und wie sich herausstellte auch sehr feierlustig.
Unsere Marina hatte am 24. mittags für 2 Stunden ein Musikprogramm zusammengestellt, das uns sehr schön auf Weihnachten eingestimmt hat. Bei schönstem Sonnenschein traten verschiedene Musikgruppen auf, die sehr schmissige Weihnachts-Stücke auf die Bühne brachten. Temperamentvoll wurden tolle Arrangements bekannter Weihnachtslieder gespielt. Derartig eingestimmt konnten wir dann unsere Vorbereitungen beenden und haben uns zum Abendessen auf unserem Boot getroffen.
Der Abend wurde bestimmt vom Erzählen verschiedener Traditionen in den unterschiedlichen Ländern und leckerem Essen mit amerikanischer Vorspeise, deutschem Hauptgericht, ukrainischem Dessert und australischem Wein. Natürlich kamen auch Anekdoten aus unser aller Bootsleben nicht zu kurz. Wer war wo und wie lange? Welche Anker halten gut? Was sind die Pläne? Weiß jemand wie …. Alles in allem ein sehr gelungener Abend!
Da diese Gruppe so gut harmonierte, haben wir am 1. Feiertag gleich noch einmal gefeiert. Diesmal eher nach amerikanischer Tradition. Brunch um 11.30 auf dem Katamaran. Bei schöner Weihnachtsmusik gab es wieder gutes Essen (Quiche, Kartoffelgratin, Obstsalat, Kuchen), Sekt und Kaffee und Knallbonbons für alle. Eine sehr lustige Aktion, die dazu führte, dass 4 Leute Papierkronen auf den Köpfen hatten und wir lustige Rätsel lösen mussten. Nach einem kleinen Hafenspaziergang hat sich die Gruppe dann aufgelöst, um zu chillen und aufzuräumen.
Unser schönstes Weihnachtsgeschenk war unser neues Crewmitglied „Kitty“, eine kleine Katze, die uns mehr oder weniger zugelaufen ist. Nachdem abgeklärt war, wer sich während unserer Deutschlandaufenthalte um sie kümmern würde, durfte sie bleiben. Kitty war scheinbar eine Hauskatze und hat sich verlaufen, oder wurde ausgesetzt. Wir werden es nicht erfahren. Jedenfalls ist sie – natürlich – super süß und sehr menschenbezogen. Sie kuschelt gerne und schnurrt laut. Der Tierarzt hat sie auf 3 - 4 Monate geschätzt und für gesund und fit erklärt. Da sie gerne drinnen ist, halten wir sie auch erstmal drinnen und üben unter Aufsicht draußen auf dem Boot herumzulaufen. Sie ist noch sehr vorsichtig und tastet sich langsam durch ihre neue Umgebung. Drinnen tobt sie überall herum und erste Erziehungsmaßnahmen müssen eingeführt werden. Wir lachen viel über unser Katzenkind.
Unser schlechtestes Weihnachtsgeschenk war Corona. Am 25. abends wurde Thorsten krank, mit Fieber, Husten und Schnupfen. Alles nicht schlimm, aber der Verdacht Corona stand im Raum. Am 26. dann die Bestätigung. Was für ein Mist. Ich bin heute (26.12.) noch gesund. Mal sehen.
Nun sind unsere Pläne Silvester in Deutschland zu verbringen gestorben. Also werden wir auch dieses Fest auf dem Boot verbringen und wahrscheinlich eher zu dritt. Das war anders geplant, aber nach 3 Jahren Corona kennt das ja jeder von uns, dass Pläne kurzfristig gecancelt werden. Wie schade!
Wie feiern nun die Griechen Weihnachten? Es ist eine Mischung aus verschiedenen Traditionen, althergebrachten griechischen mit nordeuropäischen gemischt. So wird vom 24. Dezember bis 6. Januar je nach Glauben Weihnachten gefeiert und durchaus auch mit Tannenbaum, der hier im Jahr 1833 in Griechenland eingeführt wurde, als Prinz Otto von Bayern das Land regierte. Traditionell schmückten die Griechen als Seefahrernation Boote. Die Weihnachtsdekorationen in Korfu-Stadt sind reichlich und von modern bis kitschig findet man alles. Griechische Familien lassen sich gerne vor den meist künstlichen Tannenbäumen fotografieren. Weihnachtslieder sind international, wenn es natürlich auch typisch griechische Lieder gibt. Es gibt leckeres Gebäck, dass die Adventszeit versüßt, z.B. Melomakarona, ein köstliches Honiggebäck, oder ein besonderes Brot namens Christopsomo, das bei den orthodoxen Griechen an Weihnachten gegessen wird. Es gibt natürlich viele weitere Bräuche, die hier den Rahmen sprengen würden, aber im Internet wird man schnell fündig. Wir fanden unser 1. Weihnachtsfest auf dem Boot sehr schön, bereichernd, interessant und lustig. Auch wenn wir gerne auf Corona als bitteren Nachgeschmack verzichtet hätten. Inzwischen ist es dunkel geworden, der Mann und die Katze schlafen, die Lichterketten und Kerzen leuchten und ich werde mal den Kühlschrank konsultieren aus welchen Resten (neu gelerntes Wort: leftovers) ich das Abendessen mache.
Wir hoffen euer Weihnachtsfest war auch schön und wünschen Euch geruhsame Tage und ein gutes Neues Jahr!
Wir wünschen Euch viel Glück im neuen Jahr, Theres und Andi aus Milna