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Aktualisiert: 22. Jan. 2023

Wir haben es getan! Uns entschieden Vollzeit aufs Boot zu ziehen.

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Anfang Oktober sind wir nach unserem langen Aufenthalt an Bord wieder zu Hause im Rheinland angekommen. Wieder festen Boden unter den Füßen, Freunde und Familie sehen - ach wie schön!!! Oder?

Wir saßen etwas unglücklich an unserem Esstisch und wären am liebsten direkt wieder zurückgefahren. Natürlich haben wir uns gefreut unsere Liebsten wieder zu sehen. Aber .... es war kalt und nass und wir hatten keinen offenen Blick mehr in die Landschaft und schon gar kein Meer. Und das Bootsfeeling fehlte uns sehr.

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Seit ca 3 Jahren liebäugeln wir nun schon mehr oder weniger ernsthaft mit der Idee voll auf unser Boot zu ziehen. Vor allem seitdem wir unseren Trawler SOULSHINE im Oktober 2020 gekauft haben. Ein Boot mit Wohnqualitäten. Bisher waren noch Kinder, Enkel und Eltern immer mal wieder in Präsenz zu betreuen, was aber Anfang 2022 aus verschiedensten Gründen nicht mehr in dieser Form nötig war. Deshalb konnten wir dieses Jahr schon 6 Monate "liveaboards" sein. Ein Lebensstil, der uns gut gefällt. Witzigerweise haben wir in diesem halben Jahr gar nicht über einen vollen Umstieg geredet. Wir waren einfach nur glücklich. Kaum zu Hause hatten wir Sehnsucht nach Boot und Meer.


Also saßen wir dort und haben und in die Augen geschaut und gesagt: "Jetzt machen wir es - wir ziehen um aufs Boot." Wir waren beide bereit. Was für ein Glück einen Partner zu haben, der zur selben Zeit dieselben Sehnsüchte hat. Seitdem gehen uns die Themen nicht aus. Was nicht alles zu regeln ist.



Als erstes mussten natürlich all die vielen Menschen, die uns umgeben, informiert werden. Viele Anrufe, emails und persönliche Gespräche wurden geführt. Glücklicherweise haben die meisten Freunde und Verwandte unseren Wunsch voll unterstützt. Vor allem unsere Kinder freuen sich, dass wir unseren Träumen folgen und wünschen uns viel Glück. Grundtenor: "Andere reden nur drüber, ihr macht es. Das finden wir toll!" Einige Freunde hatten schon früher damit gerechnet und besonders überrascht war eigentlich niemand. Wir haben wohl im Vorfeld immer schon so begeistert von unserem Bootsleben berichtet.


Jetzt ging erstmal das große Recherchieren los. Was hat so eine Entscheidung für Konsequenzen? Rechtliche, finanzielle und persönliche? Täglich fallen uns neue Fragen ein. Die Nächte werden schlafloser, die Tage redseliger. So nach ungefähr 1 Woche ist klar: wir wollen uns von ALLEM trennen. Haus, Möbel, Inventar, Auto - alles kommt weg und nur einiges Wenige wandert mit uns aufs Boot oder wird ausgetauscht.


Wir fangen an die ersten Dinge auszusortieren. Eine Freundin schickt gerade Kleidung nach Siebenbürgen, da kommt unsere grobe Erstauswahl schon einmal mit. Dinge, die ganz klar auf Boot mitkommen wandern in unser Wohnmobil, das wir behalten werden. Kleidung, Werkzeug, Staubsauger, Handtücher ...


Da wir unser Haus verkaufen wollen, müssen ein paar kleinere Renovierungsarbeiten ausgeführt werden. Endlich wird eine kleine Stelle im Parkett repariert, eine seit Jahren fehlende Fußleiste angebracht und ein Stück Wand gestrichen.


Unser Inventar wie Möbel und Hausrat lassen wir erst einmal von unseren Kindern und den Kindern unserer Freunde besichtigen. Wir fertigen Listen an wer was haben möchte, denn bis März möchten wir ja noch in unserem Haus leben.


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Anfang November ist alles schön aufgeräumt und fotografiert, damit unser Haus in den üblichen Verkaufsportalen zum Verkauf eingestellt werden kann. Wir probieren es ohne Makler und haben schon nach 2 Wochen die perfekten Käufer für unser Haus gefunden, die sehr glücklich sind in einen Bungalow nah ihrer Kinder zu ziehen. Genauso hatte ich es mir gewünscht: Käufer, die sich richtig freuen in unser Haus ziehen zu dürfen. Alles ist sehr leicht mit unseren Nachfolgern, der Notartermin in Sicht. Und dann ist es Wirklichkeit: am 28.2.2023 werden wir unser Haus endgültig verlassen. Was für ein Schritt!

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Unser halbes Jahr auf dem Boot ist vorbei. Wir haben es bis zum letzten Moment voll ausgekostet. Nachdem wir aus Griechenland zurück waren, hatten wir in den letzten Wochen noch viel Besuch an Bord. Das war nach Wochen der Zweisamkeit auch mal wieder schön. Und wenn wir schon nicht in Deutschland sind, finden wir es toll, wenn Freunde und Verwandte den Weg nach Kroatien schaffen, oder extra ihren Urlaub zu uns planen.


Wir lieben es unserem Besuch zu zeigen an was wir uns hier freuen, wie unser Lebensstil ist. Es ist toll unser Umfeld mit den Augen der Besucher noch einmal ganz anders wahrzunehmen. Das, was wir schon fast normal finden, ist doch sehr besonders und anders. Kristallklares Wasser, das Schaukeln an Bord, das Klima, das Gefühl von Freiheit, Natur, die besonderen Düfte ... Ausflugsziele gibt es zu Wasser und zu Land ja einige: Split, Trogir, Sibenik, die Krka-Wasserfälle und hunderte Buchten an den vielen Inseln der Adria.


Was hat es uns nun gebracht? Zeit zum Fazit ziehen:

Wir würden (werden) es sofort wieder machen. Vielleicht lieber den Juli/August in Deutschland sein - dann sind schließlich gefühlt ALLE Urlauber hier unterwegs - und die Vor- und Nachsaison auf dem Boot genießen.


Wir werden umziehen - nur mit dem Boot, unsere Basis bleibt in Deutschland.

Unsere nächste Station wird Korfu sein, wir haben uns in diese Insel verliebt und sie bietet mit dem Flughafen einen tollen Standort für ein nächstes Kapitel. Für unsere beruflichen Aktivitäten ist es wichtig schnell mal nach Deutschland fliegen zu können, ohne weite Wege zu haben.


Noch eine Erkenntnis ist, dass es schwierig ist auf Reisen im Hochsommer Bootsreparaturen selbst durchzuführen. Zu heiß, zu sonnig, die Utensilien können nicht aufgestockt/besorgt werden. Es ist wirklich besser, sich in der Vor- und Nachsaison oder über den Winter (ja, wir haben eine tolle Heizung an Bord) Zeiten für Bootsreparaturen und -renovierungen einzuplanen.


Unsere Besucher haben unsere Zeit an Bord sehr bereichert. Durch die lange Abwesenheit zu Hause konnten wir natürlich Freundschaften nur aus der Ferne pflegen, umso schöner war es, wenn hin und wieder Besuch aus Deutschland kam. Ich finde, es geht doch nichts über eine persönliche Begegnung. In diesem Jahr haben wir viel Besuch gehabt, der sich wunderbar über die Monate verteilt hat.


Arbeiten vom Boot aus ist für den ITler super zu machen. Als Fotografin für Businessfotos muss ich einfach öfter mal in Deutschland Fotos machen. Damit war ich dieses Jahr ziemlich sparsam, das kann aber so nicht bleiben. Alles, außer dem fotografieren selbst, kann ich super vom Boot aus erledigen.


Das Schönste am Leben auf dem Boot ist die Freiheit, die wir haben. Wenn uns ein Ort nicht mehr gefällt, ziehen wir weiter. Wenn es uns gefällt, bleiben wir auch schonmal 1 Woche in derselben Bucht. Die Schönheit der Natur, die Ruhe, das Wasser - alles ein Grund auf dem Boot zu sein. Immer mal kurz ins Wasser zu springen, wenn es zu warm wird. Immer wieder neue Ausblicke und das passiert schon, wenn man vor Anker liegt, weil so ein Boot sich ja um den Anker herum bewegt.


Wir lieben es zu fahren, die warme Luft zu spüren ,das Plätschern des Wassers zu hören. Wir beobachten Tiere und Pflanzen, fremde Landschaften, Gebäude und Menschen. Immer wieder haben wir neue Begegnungen und neue Ausblicke, neue Erfahrungen und neue Herausforderungen. Wenn uns das zu viel wird, bleiben wir manchmal einfach an einem Ort. Das Schöne ist, dass wir es steuern können. Irgendwann gehts dann weiter zu neuen Erlebnissen.


Und wir lieben unser Boot. Wir sind so richtig glücklich mit unserer Soulshine. Sie hat genau die richtige Größe für uns, wir können sie super handeln und Thorsten kennt sich bestens mit der Technik aus. So haben wir uns das Leben auf einem Boot vorgestellt! Sie trägt uns zuverlässig auch über weitere Strecken und bietet uns das Lebensgefühl, dass zu uns passt. Was wollen wir mehr?



 
 
 

- oder wie wir arbeitenderweise in den schönsten Buchten leben!


Nach 10 Tagen auf Korfu ist unser Urlaub fast zu Ende und wir müssen die Fahrzeiten wieder den Arbeitszeiten anpassen. Ja, klagen auf hohem Niveau, ich weiß. Wir sind soo glücklich, dass das alles klappt.

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Also aufstehen und ins Wasser springen - schwimmen für Thorsten, SUP fahren und schwimmen für mich. Auf der Badeplattform duschen. Badezimmer für den Rest, Frühstück auf Deck und dann an die PCs. Mit schönstem Blick und manchmal viiel zu heiß (innen) oder zu nah an anderen zum telefonieren (draußen). Zwischendurch gemeinsam Kaffee und Mittagessen und schwimmen. Abends schöne Sonnenuntergänge. Ein herrliches Leben! So sind wir immer 2 - 3 Tage an einem Ort bevor es weitergeht.


Wir fahren von Korfu jetzt wieder langsam nach Norden, weil wir demnächst mal ein paar Tage nach Hause fliegen, um dort einige Termine wahrzunehmen und Freunde und Familie zu besuchen. Also Routenplanung: wir beschließen Albanien diesmal auszulassen und in einer 24-Stunden-Fahrt direkt nach Montenegro zu fahren. Eine Nachtfahrt haben wir noch nie gemacht, wollen wir unbedingt ausprobieren. Dann ein paar Tage Montenegro und weiter nach Kroatien. Wie bereitet man sich auf eine Nachtfahrt vor? Wie immer mit dem Wetterbericht, Einkauf, Essen vorbereiten und schifffahrtsmäßiger Vorbereitung. D.h. alle Fenster zu. Alles was rutschen könnte verstauen. Alle evt. Stolperstellen beseitigen (Schuhe, Wasserflaschen, Leinen). Navigationsgeräte einschalten, Logbuch ausfüllen, Motor, Bilge, Batterien, Diesel, Wasser kontrollieren, Leinen zum ablegen vorbereiten, Wasser nachfüllen, Stromkabel einholen, Ablegemanöver besprechen und los geht´s.

Da wir Griechenland verlassen, müssen wir ausklarieren. Die ganze Story erspare ich euch - es hat 2,5 Std. gedauert. Also sind wir mittags losgefahren.

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Neue Erkenntnisse: Nachtfahrt ist schön, aber ein wenig langweilig - und kalt, auch auf der Adria im Hochsommer. Irgendwann kommt die Müdigkeit und der Fahrtwind. Aber schön eingepackt auf der Fly (Oberdeck mit Steuer) im halb liegenden Zustand geht es ganz gut. Oder auch mal eine Weile im Salon (2. Steuerstand) um sich aufzuwärmen. Thorsten hatte die Nachtschicht, weil ich leider wegen Übelkeit keine große Unterstützung war. Ich habe also von 23 - 5 Uhr im Bett gelegen und ein wenig geschlafen - dort war mir einfach weniger schlecht. Dann habe ich ihn abgelöst, damit er auch noch etwas Schlaf bekam. Ein wunderschöner Sonnenaufgang über den albanischen Bergen und eine schöne Stimmung auf dem sehr ruhigen Meer machte es mir leicht meine Schicht zu übernehmen. Manchmal hatten wir das Gefühl völlig alleine auf dem Meer zu sein. Ab und zu ein Fischtrawler und an der albanisch-montenegrischen Grenze dann die Polizei. Sie kam immer näher und drehte dann wieder ab. Thorsten hatte beim einstellen des Autopiloten sehr genau darauf geachtet, dass wir nicht näher als 12 Meilen an die albanische Küste kamen. Das wird also scheinbar überprüft.

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Gegen Mittag sind wir dann in Bar (Montenegro) angekommen - nicht ohne vorher wieder unsere Quarantäne-Flagge (gelb) und die Landesflagge zu hissen. Gut, dass wir uns schon auskannten und wussten wo wir zum einklarieren anlegen mussten. Wer es noch im Kopf hat weiß von den vorigen Beiträgen, dass die Polizei und das Hafenamt einen Weg von ca 800 Meter auseinanderliegt. Also musste mein völlig übermüdeter Mann - nur der Kapitän darf von Bord - diese Wege machen. Was er selten hat, aber durch die Übermüdung diesmal auch, sind diese weichen Beine beim Laufen, wenn man an Land geht. Der Körper versucht immer noch auszugleichen und das fühlt sich an als wäre man betrunken und könnte nicht geradeaus laufen. Der Papierkram war schnell erledigt und wir konnten um die Ecke in den Hafen auf unseren zugewiesenen Platz fahren. Anlegen. Schlafen!

In Bar kann man fußläufig viele Restaurants finden und das haben wir dann als erstes mal gemacht. So gestärkt konnten wir dann über unsere weitere Route nachdenken. Auf der Hinfahrt waren wir, für meinen Geschmack zu kurz, in einer sehr schönen Bucht gewesen. Bigova ist eine tiefe Bucht mit tollem Restaurant mit Bojen und Ankerplätzen. Dort wollten wir diesmal 2 Tage bleiben. Bar gefällt uns nicht besonders, also haben wir es nur für die Nacht genutzt und sind am nächsten Tag weiter gefahren.

Kurz vor unserer Abfahrt stieg aus dem gegenüberliegenden Boot jemand aus, von dem ich dachte, dass ich ihn kenne. Ah, das ist Hendrik aus dem youtube-Kanal "die Bootsprofis", den wir verfolgen. Ich also hin mit: "Ich kenne dich, aber du mich nicht - ich bin Kerstin". Thorsten kam dazu - ein kleiner Plausch am Steg. Und wieder wurde uns eine kleine Geschichte erzählt, wie man das Leben auch gestalten kann. Er und seine Familie sind von Berlin nach Bar ausgewandert. Wegen mehr Ruhe, besserem Wetter ... - mehr kann man bei Youtube nachsehen.

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Immer wieder begegnen wir Menschen mit alternativen Lebensmodellen, die man sich mal ansehen kann und überlegen, was einem daran gefällt oder nicht. Das macht das Reisen so spannend, wie ich finde. Es gibt immer wieder Spannendes zu hören. Rentner aus Kanada, die im Mediterranen rumschippern, Familien, die mit schulpflichtigen Kindern auf Booten leben, digitale Nomaden. Alle haben ihre Geschichten, alle sind anders. Nicht alles bewährt sich. Manchmal muss abgebrochen werden, weil das Geld ausgeht. Oder ein Kind geboren wird. Oder für einen von beiden das Konzept nicht stimmt. Viele Menschen, viele Geschichten. Mal sehen, wie sich unsere Geschichte noch weiter entwickelt.

Wir fahren also weiter, 4 Stunden Richtung Norden bis nach Bigova. Wir werden von einem jungen Mann begrüßt, der uns erklärt, dass es Restaurant-Bojen gibt, die nichts kosten, wenn man im Restaurant isst. Hatten wir sowieso vor. ABER - es ist dort heute eine Party. Ja, dann nicht. Krach und gröhlende Gäste wollen wir nicht. Dann kommt die wunderbare Idee: Ihr könnt 30 Minuten bevor ihr essen wollt im Restaurant anrufen und bestellen, ich bringe euch das Essen aufs Boot. Abgemacht, das hört sich schön für uns an. Ich habe abends noch ein Telefonat und Thorsten bestellt das Essen, deckt den Tisch, macht Musik und Kerzen an - so richtig schön!

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Wir erwarten Aluschälchen in Plastiktüten, als das kleine Boot vom Restaurant kommt. Aber weit gefehlt. Wir bekommen eine Servierplatte mit einem ganzen Fisch heraufgereicht und Beilagen und Vorspeisen auf Porzellan. Unglaublich, aber mal wieder soo schön. Und so essen wir im Sonnenuntergang bei Kerzenlicht, leckerem Wein und schöner Musik einen gut zubereiteten Fisch und sind einfach nur glücklich und dankbar.

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Am nächsten Tag einer unserer normalen Arbeitstage auf dem Wasser. Videokonferenzen, Telefonat, Mails, Bildbearbeitung, Buchhaltung. Was man halt zu Hause auch so macht. Aber in schönster Umgebung mit einem grandiosen Blick auf die hohen Berge und das türkise Wasser. Wir haben das Gefühl etwas richtig gemacht zu haben.

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Am nächsten Tag fahren wir nach Feierabend noch einmal nach Kotor. Da war es einfach soo schön und Thorsten war nur sehr kurz in der Stadt gewesen. Nach einer ereignislosen Fahrt haben wir vor der Stadt einen schönen Ankerplatz gefunden. Nach Sonnenuntergang sind wir dann mit dem Beiboot ans Land gefahren und haben in der wunderschönen, uralten Stadt Kotor in einer Rockkneipe spezielles Bier an Rockmusik getrunken.

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Wir haben die Menschen beobachtet und die Zeit genossen. Das Städtchen ist dann schnell besichtigt und da abends auch keine Kreuzfahrer mehr dort sind, war es nur mäßig voll. Es gibt immer wieder wahnsinnig schöne Plätze, uralte Fassaden und windschiefe Kirchen. Die Stadtmauer ist noch intakt und zieht sich den ganzen Berg hinter dem Dorf hoch. Nachts wird sie beleuchtet. Auch hier bleiben wir noch einen weiteren Tag, und bevorraten uns noch bevor wir weiter nach Kroatien fahren.

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